Chipbranche im Übernahmefieber – steht Infineon als Nächstes auf der Einkaufsliste?
Infineon (WKN: 623100) ist eines der großen europäischen Unternehmen in der Chipbranche. Im weltweiten Vergleich ist der Chiphersteller aber eine eher kleine Nummer. Unternehmen wie Intel (WKN: 855681) oder NVIDIA (WKN: 918422) bringen ein Vielfaches an Marktwert, Umsatz und Gewinn auf die Waage.
2020 hat es so viele und auch große Übernahmen in der Branche gegeben wie selten zuvor. Erst vor wenigen Monaten wurde beispielsweise bekannt gegeben, dass NVIDIA den Chipdesigner Arm für etwa 40 Mrd. Dollar übernehmen will. Ein Unternehmen der Größe von Infineon, dessen Marktwert aktuell bei knapp 40 Mrd. Euro liegt (Stand: 22.12.2020), ist also durchaus bezahlbar für solche Giganten.
Hier sind einige Faktoren, die Infineon für Konkurrenten interessant machen und einige, die eher abschreckend wirken könnten.
1. Infineon ist profitabel und wächst
Infineon hat ein gutes Geschäftsjahr hinter sich gebracht. Der Umsatz ist trotz aller Umstände auf 8,6 Mrd. Euro gestiegen. Der Gewinn dagegen ist stark zusammengeschmolzen. 368 Mio. Euro sind nach Steuern noch übrig geblieben. Im Vorjahr lag der Gewinn noch bei 870 Mio. Euro. Dafür ist aber hauptsächlich die Schwäche in der ersten Jahreshälfte verantwortlich. Durch die in vielen Branchen zeitweise stillstehende Produktion wurde auch Infineon stark belastet.
Der Gewinn je Aktie ist dadurch natürlich stark eingebrochen. Von den 0,75 Euro, die im Vorjahr verbucht wurden, sind in diesem Jahr noch 0,26 Euro übrig geblieben. Der Gewinn je Aktie ist sogar noch stärker gefallen als der absolute Gewinn. Denn Infineon war selbst an der Flut der Zusammenschlüsse in der Branche aktiv beteiligt. Die bereits im vergangenen Jahr angekündigte Übernahme der Cypress Semiconductor Corporation wurde in diesem Jahr abgeschlossen. Zur Finanzierung der Übernahme wurden neue Aktien ausgegeben, die den Gewinn je Aktie sinken lassen.
2. Verschuldung vergleichsweise hoch
Trotzdem ist die Verschuldung auf 6 Mrd. Euro gestiegen. Wir sprechen hier also von mehr als dem 7-Fachen des Gewinns des Geschäftsjahres 2019. Diesen Schuldenberg abzutragen wird voraussichtlich eine Weile dauern und dafür sorgen, dass Infineon eher Übernahmekandidat als Übernehmender sein dürfte.
3. Starke Stellung in der Autoindustrie könnte Interessenten anlocken
Infineon ist stark in der Automobilbranche vertreten. In der Vergangenheit war das eher eine abschreckende Tatsache, da die Margen niedrig und das Wachstum gering waren. Aber Infineon hat eine starke Position, um vom Trend zur Elektromobilität zu profitieren. Genau diese Tatsache könnte Infineon für potenzielle Käufer interessant machen. Denn die wertvollen Kundenbeziehungen zu praktisch allen Autoherstellern sind bereits vorhanden und Infineon wird seinen Umsatz je verkauftem Fahrzeug in Zukunft wohl noch weiter ausbauen können.
4. Übernahmefantasie hat den Aktienkurs bereits in die Höhe getrieben
Dank solcher Übernahmefantasien hat sich der Aktienkurs im laufenden Jahr bereits hervorragend entwickelt. Infineon ist derzeit der Spitzenreiter unter den 30 DAX-Mitgliedern. Seit Jahresanfang hat die Aktie um 52 % zugelegt und kostet aktuell 29,77 Euro. Vor wenigen Tagen hat die Aktie sogar kurz die Marke von 30 Euro geknackt. Zuletzt hat die Aktie vor fast 20 Jahren so viel gekostet!
Ob man als Investor nun auf eine Übernahme wetten möchte oder nicht, ist fast schon egal. Auch wenn es nicht zu einer Übernahme kommen sollte, könnte Infineon trotz des hohen Kurses eine gute Investition sein. Zumindest wenn man bereit ist, längerfristig investiert zu bleiben, kann man mit dieser Aktie von der steigenden Verbreitung von Elektrofahrzeugen profitieren. In den kommenden Jahren ist es deshalb wahrscheinlich, dass Infineon das Wachstum noch weiter beschleunigen kann.
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Dennis Zeipert besitzt Intel-Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Nvidia und empfiehlt Intel.