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Vorsicht: Diese Aktie ist trotz KGV von 5,7 definitiv keine Value-Chance

Rebalancing
Foto: Getty Images

Auf der Jagd nach Rendite am Aktienmarkt können günstig bewertete Value-Aktien eine Chance darstellen. Nämlich dann, wenn sich die zu niedrige Bewertung als ungerechtfertigt herausstellt und das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in der Folge ansteigt. Auf der anderen Seite besteht natürlich das Risiko, in eine Value-Falle zu tappen. In diesem Fall nehmen die Marktakteure künftige Gewinneinbußen vorweg. Sobald die Unternehmensgewinne fallen, steigt zwar das KGV, aber der Aktienkurs hat sich nicht vom Fleck bewegt.

Mercedes-Benz (WKN: 710000), Volkswagen (WKN: 766403) und BMW (WKN: 519000) verfügen derzeit allesamt über sehr niedrige KGVs. Am teuersten sind noch die Schwaben bewertet, die auf ein KGV von 5,7 kommen (Stand: 2. September 2022). Das bedeutet in jeder anderen Branche eigentlich Schnäppchen-Alarm. Bloß bei Auto-Aktien möchte niemand so recht zugreifen. Ist das eine Chance für Value-Investoren, oder droht eine Value-Falle zuzuschnappen?

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Warum Auto-Aktien traditionell günstig bewertet sind

In manchen Branchen, etwa im Bereich Software oder Technologie, sind hohe KGVs von 20 aufwärts an der Tagesordnung. Auto-Aktien dagegen krebsen in der Regel im einstelligen Bereich herum. Worauf ist diese augenscheinliche Value-Aktienbewertung zurückzuführen?

Zum einen ist die Automobilbranche extrem kapitalintensiv. Ein Autohersteller muss Riesensummen in gigantische Produktionsanlagen investieren, damit auch nur ein einziges Fahrzeug vom Band rollen kann. Ein Softwareunternehmen ist mit ein paar Mausklicks gestartet, und ein Computerprogramm lässt sich ohne viel Aufwand vervielfältigen.

Das drückt sich in einer Kennzahl namens Kapitalumschlag aus, die den Umsatz ins Verhältnis zum Gesamtkapital eines Unternehmens setzt. Mercedes-Benz erlebte ein super Geschäftsjahr 2021, erlöste aber dennoch nur etwas mehr als die Hälfte seiner Bilanzsumme. Der Kapitalumschlag lag bei 51,5 %. Apple als Vertreter der Tech-Branche schaffte einen mehr als doppelt so hohen Kapitalumschlag von 104,2 %.

Und weiter?

Zum anderen ist der Wettbewerbsdruck in der Automobilbranche extrem hoch. Das macht es vielen Auto-Aktien schwer, teure Preise für ihre Fahrzeuge abzurufen und höhere Gewinnmargen zu erzielen. Das Problem wird noch dadurch verstärkt, dass ein Auto für einen Kunden eine extrem kostspielige Anschaffung ist.

Dieser Unterschied zu anderen Branchen lässt sich am besten an der Verzinsung des eingesetzten Kapitals erkennen. Hier teilt man das operative Ergebnis durch das langfristig investierte Kapital. Mercedes-Benz erzielte 2021 eine Rendite von 9,3 % auf das eingesetzte Eigen- und Fremdkapital, während Apple mit einer Kapitalverzinsung von 48,3 % in einer ganz anderen Liga spielt.

Die Rendite, die Kapitalgeber auf ihr investiertes Geld erhalten, hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Unternehmenswert. Da wundert es nicht, dass Auto-Aktien regelmäßig niedrigere KGVs haben als andere Aktien. Das hat also nichts mit einer günstigen Value-Bewertung zu tun, sondern spiegelt schlicht und ergreifend einen effizienten Markt wider.

Der perfekte Sturm: Darum sind Auto-Aktien derzeit billig

Doch selbst im Vergleich zu den niedrigen Vergangenheitswerten scheinen Auto-Aktien aktuell ziemlich billig zu sein. Dabei erzielten sie zuletzt Rekordgewinne. Wie passt das zusammen?

Der Aktienmarkt schaut in die Zukunft und hat erkannt, dass die Rekordgewinne vermutlich nicht nachhaltig sind. In den vergangenen Quartalen profitierten Auto-Aktien von der hohen Nachfrage, die aufgrund des Chipmangels auf ein begrenztes Angebot traf. Die knappen Chips steckten Autohersteller bevorzugt in teure, gewinnträchtige Modelle. Zudem mussten sie weniger Rabatte gewähren und profitierten vom geringen Wettbewerbsdruck.

Doch nun löst sich der Chipmangel langsam auf, und viele Kunden warten immer noch auf ihre Einsteigermodelle. Autohersteller werden ihre Produktion wieder stärker auslasten können, was zwar den Absatz ankurbeln, aber auch den Wettbewerbsdruck intensivieren wird. Gleichzeitig verlangt der Umstieg auf Elektromobilität und die steigende Bedeutung von Software nach Milliardeninvestitionen ohne Aussicht auf garantierten Erfolg.

Es sollte niemanden wundern, wenn die Gewinne der Autohersteller im nächsten Jahr sinken. Das wird auch die Bewertungen der Auto-Aktien wieder in die Höhe treiben – ohne dass gleichzeitig der Aktienkurs steigen müsste. Nach Value-Chance klingt das wahrlich nicht.

Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!

Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.

Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.

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Christoph Gössel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Apple und Volkswagen AG. The Motley Fool empfiehlt BMW und empfiehlt die folgenden Optionen: Long March 2023 $120 Calls auf Apple und Short March 2023 $130 Calls auf Apple.



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