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Uniper-Aktie: Was wird aus der Resterampe?

Uniper Kraftwerk Datteln 4
Quelle: Uniper

Einst als Resterampe verschrien, brachte die Aktie von Uniper (WKN: UNSE01) nach der Abspaltung herausragende Renditen für unbeirrte Investoren. Wegen der aktuellen Erdgaskrise haben sich jedoch alle Gewinne in kürzester Zeit in Luft aufgelöst. Droht hier eine Art Hypo Real Estate mit Totalverlust, Staatseinstieg und Zerschlagung? Oder bietet sich hier eine einmalige Einstiegsgelegenheit?

Uniper hat sich nicht ausreichend diversifiziert

Dass Uniper von den kriegsbedingten Kapriolen am Gasmarkt dermaßen durchgeschüttelt wird, hängt auch damit zusammen, dass der Konzern sich eng auf den Gasmarkt fokussiert.

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Als ich bei der Eröffnungsauktion nach der Abspaltung einige Uniper-Aktien kaufte, baute meine Investitionsthese im Wesentlichen auf zwei Säulen auf: erstens, dass Uniper deutlich unter Buchwert notiert und diese Lücke mit der Zeit schließen würde. Zweitens, dass der Konzern über gute Potenziale verfügt, um in weitere Geschäftsbereiche vorzustoßen.

Von der LNG-Betankung und technischen Dienstleistungen über Wasserstoff und erneuerbare Energien bis hin zum zügigen Ausbau des internationalen Commodity-Tradings sah ich einen Strauß von Möglichkeiten, um sich breiter aufzustellen und die Wertschöpfungstiefe zu erhöhen. Dabei ist es nicht so, dass Uniper untätig gewesen wäre in dieser Hinsicht. Es gibt zahlreiche spannende und durchaus ambitionierte Initiativen in diesen Bereichen.

Aber das ist Zukunftsmusik. Heute dominieren – neben dem Erdgasgeschäft – weiterhin der Kraftwerkspark in Deutschland, Russland und anderen Ländern Europas die Geschicke Unipers. Ein disruptives Ereignis wie der Krieg in der Ukraine kann solch ein fokussiertes Unternehmen daher leicht aus den Fugen heben.

Droht jetzt Schlimmeres für die Resterampe?

Dass Uniper seine Jahresprognose kassierte und einen Antrag auf Stabilisierungsmaßnahmen stellte, hat viele Anleger zusätzlich aufgeschreckt. Der sowieso schon ziemlich verprügelte Kurs brach in den letzten Tagen weiter ein, nachdem Anleger die Managementaussagen aus der Pressekonferenz vom 8. Juli verdauten. Das Minus beläuft sich auf 77 % seit Jahresbeginn. Dabei gelten dividendenstarke Versorger gewöhnlich als besonders sichere Aktien.

Jetzt spricht Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach davon, dass sich die Jahresverluste auf bis zu 10 Mrd. Euro summieren könnten, wenn die aktuelle Situation anhält. Uniper muss seit den ausfallenden Lieferungen aus Russland zu extrem hohen Preisen Erdgas beschaffen und kann diese Mehrkosten aufgrund von vertraglichen Verpflichtungen nicht an die Abnehmer weiterreichen.

Die Situation sei außerordentlich prekär, täglich fallen Verluste in zweistelliger Millionenhöhe an. Das Management hofft, dass dieser Mittelabfluss möglichst bald gestoppt werden kann, indem die Bundesregierung per Gesetz Preiserhöhungen erlaubt. Selbst dann wird Uniper aber zusätzliches Kapital benötigen, um sich zu stabilisieren.

Hauptaktionär Fortum (WKN: 916660) engagiert sich mit einer Kreditlinie von 8 Mrd. Euro, wovon ein Großteil bereits ausgeschöpft ist. Ein weiterer Teil kommt von der Staatsbank KfW. Zudem soll in Form von Eigenkapital weiteres Geld in die Kassen des Konzerns gespült werden, vor allem, um die bereits abgestufte Bonität zu sichern.

Das Problem

Durch den Kursverfall ist Uniper heute nur noch rund 4 Mrd. Euro wert. Selbst wenn der Bund per Kapitalerhöhung ein Viertel des Unternehmens erwirbt, würde das lediglich 1,3 Mrd. Euro an frischem Kapital bringen. Und die Bundesregierung hat bereits klargemacht, dass sie nur eine weitere Geldspritze geben wird, wenn die Anteilseigner ebenfalls Opfer bringen.

Im schlimmsten Fall wird aus Russland kein Gas mehr geliefert nach der Pause bei Nord Stream 1; die Kosten dürfen weiterhin nicht angemessen weitergereicht werden und die Staatsbeteiligung scheitert. Dann rutscht die Kreditwürdigkeit – passend zur Resterampe – in den Ramschbereich ab, und bei Uniper brennt endgültig die Hütte.

Das Uniper-Risiko könnte geringer sein als es aussieht

Maubach hat in der Pressekonferenz ganz bewusst das Worst-Case-Szenario betont, um der Politik auch gesellschaftliche Rückendeckung für erneute milliardenschweren Stützungsmaßnahmen zu verleihen.

Er sagt aber auch, dass ausreichend Instrumente zur Verfügung stehen, um zu einer für alle Seiten tragbaren Lösung zu kommen. Die Regierung pokert zwar etwas, aber die Verhandlungen laufen und es wird letztlich ein geeignetes Maßnahmenpaket geben.

Natürlich ist eine Verwässerung der Aktien immer unschön, zumal damit die lukrativen Dividenden der Vorjahre nicht so schnell zurückkommen werden. Auf der anderen Seite stärken die Mittel die Bilanz und würden dafür sorgen, dass Uniper weiter in seine Geschäftsbereiche und seine Diversifizierung investieren kann.

In der Vergangenheit hat das Unternehmen bewiesen, dass es Jahresgewinne zwischen 500 Mio. Euro und 1 Mrd. Euro erwirtschaften kann. Wenn man davon ausgeht, dass Uniper nach der wahrscheinlichen Kapitalerhöhung 5 bis 6 Mrd. Euro wert sein wird, dann klingt das nach einer fairen Bewertung – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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