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Kernfusion-Durchbruch verspricht Traum von unendlicher Energie: Albtraum für Windenergie- und Solar-Aktien?

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Foto: Getty Images

Commonwealth Fusion Systems meldete vor einigen Tagen einen wichtigen technologischen Durchbruch. Dank eines vielfach effizienteren Hochleistungsmagneten sei „der Weg zur kommerziellen Stromerzeugung frei“. Potenziell werden somit sämtliche etablierte Formen zur großtechnischen Energieerzeugung obsolet. Per Kernfusion könnte mehr Energie erzeugt werden, als die Welt braucht. Und das ohne CO2 und billig.

Mein erster Gedanke war, dass damit das Schicksal der Windparks, Solarfarmen und Geothermieanlagen besiegelt ist. Aber bevor wir unsere Erneuerbare-Energien-Aktien panisch aus dem Depot werfen, sollten wir uns die Sache genauer ansehen.

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Das ist Commonwealth Fusion Systems (CFS)

Bei Kernfusionsreaktoren geht es darum, die Mechanismen der Sonne auf der Erde nachzubauen. Die Sonne kann über Milliarden Jahre hinweg unfassbare Mengen an Energie ausstrahlen (sie setze „pro Sekunde mehr Energie frei als alle im Jahr 2011 vorhandenen Kernkraftwerke der Erde in 750.000 Jahren“, sagt Wikipedia). Das gelingt, indem sie auf die Fusion von Wasserstoffatomen zu Helium setzt, anstatt auf die Kernspaltung von schweren Elementen oder gar die Verbrennung.

Schon seit den 1950er-Jahren erforschen Wissenschaftler, wie man sich dieses Prinzip technisch zunutze machen könnte. Und es war immer wieder zu hören, dass eine Kommerzialisierung innerhalb von 15 Jahren möglich sei. Doch die irdische Fusion mit Wasserstoff-Isotopen hat sich als widerspenstig erwiesen. Mit bisherigen Methoden übersteigt der Aufwand den Ertrag bei Weitem.

Commonwealth Fusion Systems wurde 2018 als eine Abspaltung (!) des Plasma Science and Fusion Center am MIT gegründet. Das Ziel lautete, Technologien weiterzuentwickeln, mit denen es endlich möglich wird, kompakte kommerzielle Fusionsreaktoren zu bauen.

Weil solche Forschungsanstrengungen Unmengen an Geld verschlingen, hat CFS privates Kapital eingeworben. 2019 kamen so 115 Mio. US-Dollar herein und 2020 weitere 84 Mio. US-Dollar. Neben einer Reihe von bekannten Private-Equity-Investoren beteiligten sich auch der Staatsfonds Temasek aus Singapur, die auf saubere Energietechnik fokussierte Breakthrough Energy Ventures von Bill Gates und Konsorten sowie die Wagniskapitalarme von Eni (WKN: 897791) und Equinor (WKN: 675213) daran.

Der jüngste Erfolg basiert auf einer neuartigen Hochtemperatur-Supraleitung, mit der ein besonders starker Magnet mit viel weniger Energieaufwand erzeugbar ist. Magnete stabilisieren das extrem erhitzte Plasma, sodass die energieerzeugende Reaktion ablaufen kann, ohne die Anlagen zu zerstören. Dem Ziel, dabei einen relevanten Überschuss zu erhalten, sei man nun einen großen Schritt nähergekommen. Unendliche Energie lockt am Horizont.

Der Zeitplan relativiert die Gefahr

CFS konkurriert mit einer Reihe von Projekten mit ähnlichen Zielen. Darunter befinden sich General Fusion, TAE Technologies (Tri Alpha Energy) und der multinationale Versuchs-Kernfusionsreaktor ITER in Saint-Paul-lès-Durance (Frankreich). ITER verspricht eine Leistung von 500 Megawatt bei einem Eigenverbrauch von 50 Megawatt. Zunächst muss das neuartige Kraftwerk allerdings aufgebaut werden. Und das kann noch viele Jahre dauern. Erst Ende 2025 soll das erste Plasma erzeugt werden.

Dann wird zehn Jahre mit normalem Wasserstoff experimentiert, um Radioaktivität zu vermeiden. Nach 2040 ist dann ein Betrieb mit Isotopen zu erwarten, wie im erhofften kommerziellen Betrieb vorgesehen. Und wenn dann einige Jahre später der Beweis erbracht ist, wird die Frage sein, ob die Skalierung eines Fusionsreaktors zu wirtschaftlichen Kosten möglich ist.

Windenergie- und Solar-Aktien bleiben interessant

Private Wettbewerber behaupten, schneller als ITER zu sein. Schon 2025 will CFS ersten Strom ins Netz einspeisen, während TAE Technologies 2030 loslegen will. Auch dort geht es jedoch zunächst darum, die Technologie zu demonstrieren. Ich würde nicht damit rechnen, dass dadurch innerhalb der nächsten 25 Jahren die Tektonik der erneuerbaren Energien verschoben wird. Und selbst danach sind sicherlich noch einige Innovationszyklen erforderlich, um die Skalierung zu wagen.

Bis dahin wird es längst schwimmende Windparks mit 20-Megawatt-Turbinen von Vestas (WKN: 913769), MingYang (WKN: A1C523) und Co. geben, die sich mit Solar- und Ozeanenergie kombinieren lassen und im großen Stil preiswerten grünen Wasserstoff erzeugen. Das werden Fusionsreaktoren nicht so leicht übertreffen können in den ersten Jahren.

Die Photovoltaik mit ihrer Modularität spielt sowieso in einer eigenen Klasse. Sie wird immer preiswerter und erschließt sich ständig neue Märkte, egal ob Hausfassaden, Kleidung oder Elektroautos. Die großtechnische Fusionsenergie kann da nicht mithalten.

Überhaupt frage ich mich, ob das so eine gute Sache ist, viele kleine Sonnen auf der Erde zu betreiben. Ging es nicht darum, das Aufheizen des Klimas zu verhindern? Ich denke, dass Windenergie- und Solar-Aktien dafür besser positioniert sind.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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