Warum die Tencent-Aktie schon 39 % gefallen ist!
Wer in Deutschland Tencent (WKN: A1138D)-„Aktien“ kaufen möchte, bekommt in der Regel nur das Zertifikat einer Holding, die auf den Cayman Islands ansässig ist. Zwar können Anleger so an der Kursentwicklung des Konzerns teilhaben, doch jegliches Mitspracherecht wird so von vornherein ausgeschlossen.
Tencent ist in dieser Hinsicht kein Einzelfall. JinkoSolar (WKN: A0Q87R), Baidu (WKN: A0YCQ6) und JD.com (WKN: A2P5N8) sind nur einige weitere Beispiele. China möchte diese Konstrukte verbieten und Börsengänge außerhalb des Landes zukünftig eher unterbinden. Sehr deutlich wurde diese Entwicklung an der Didi (WKN: A3CTLG)-Aktie. Das Unternehmen muss seit dem US-Börsengang Untersuchungen und eine harte Regulierung über sich ergehen lassen.
China-Aktien unter Druck
Zuletzt sind viele China-Aktien gefallen. Grund sind die zunehmenden staatlichen Eingriffe der kommunistischen Regierung. Sie sorgte sich zunächst um die Datensicherheit, dann wurden private Bildungsfirmen zu Non-Profit-Organisationen erklärt, Alibaba (WKN: A117ME) mit einer Wettbewerbsstrafe belegt, der Ant-Financial-Börsengang abgesagt und nun möchte sie das Online-Gaming-Geschäft regulieren.
Tencent könnte Umsatz verlieren
Tencent hat im vergangenen Jahr (2020) etwa 32,4 % seines Umsatzes mit Onlinespielen verdient. Es handelt sich also um ein sehr bedeutsames Segment des Konzerns. Es wuchs zudem mit 36 % stärker als der Konzernumsatz. China sieht in den Spielen eine Gefahr, denn wenn Kinder zu viel Zeit mit ihnen verbringen, lernen sie nicht. So wurden die Online-Games in einem Artikel als „geistiges Opium“ bezeichnet. In einem weiteren Bericht wird darauf hingewiesen, dass Schulen, Familien und die Regierung zusammenarbeiten müssen, um den Spielekonsum einzuschränken.
Auch in Deutschland sind Egoshooter-Spiele wie „Call of Duty“ höchst umstritten, aber dennoch erlaubt. Die chinesischen Artikel zeigen ganz klar, dass es wahrscheinlich nicht sofort zu einem Verbot, aber langfristig zu einer Einschränkung im Online-Gaming-Segment kommen wird. So könnte Tencent Umsatz verlieren. China stuft Online-Glücksspiele ebenfalls als eine Bedrohung für seine Gesellschaft ein. Sie werden deshalb sehr wahrscheinlich verboten.
Tencent hat bereits reagiert und versprochen, die Spielezeit zukünftig einzuschränken, und kündigte zudem umfassende Verbote für Kinder an. Damit reagiert der Konzern auf die Regierung. Doch über kurz oder lang wird es sehr wahrscheinlich zu einer staatlichen Regulierung im Online-Spielesektor kommen, die Tencent Umsatz kosten wird.
Wie es weitergehen könnte
Der Konzern könnte die Ausfälle verkraften, doch ein wichtiger Wachstumstreiber wäre dann verloren. Noch schlimmer sind die mit der Meldung verbundenen Unsicherheiten, denn wer weiß, welche Maßnahmen Tencent in Zukunft treffen. Kalkulierbares Investieren wird so unmöglich.
Abgesehen von dieser Meldung ist die Tencent-Aktie aktuell bereits unterbewertet. Doch vielleicht ist es derzeit keine schlechte Idee, einfach abzuwarten, bis die Wirtschaftseingriffe beendet sind.
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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alibaba Group Holding Ltd., Baidu, JD.com und Tencent Holdings.