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Lemonade vs. Markel – welche Aktie ist der bessere Kauf?

Ein Mann sieht lauter Fragezeichen. Er bleibt aber ruhig.
Foto: Peter Roegner

Zwei der interessantesten Aktien der Versicherungsbranche sind Lemonade (WKN: A2P7Z1) und Markel (WKN: 885036). Lemonade will die Branche beleben und ging erst im Juli an die Börse. Markel gibt es schon seit Jahren, aber es ist als „Baby-Berkshire“ eher unbekannt geblieben. Der Spitzname rührt daher, dass das Geschäftsmodell dem von Berkshire Hathaway ähnelt.

Anleger sollten natürlich beide kennen.

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Lemonade … eine erfrischende Aktie

Lemonade wird von vielen als Störenfried der Branche erachtet. Das Unternehmen bietet in den USA Versicherungen für Mieter, Hausbesitzer und Haustiere an – alles erst mal nicht fremd. Aber anstatt Makler einzusetzen, verwendet Lemonade Software, Bots und KI, um potenziellen Kunden Tarife anzubieten und Ansprüche zu bearbeiten. Es ist alles digital, ohne Papierkram und Bürokratie.

Kunden, die einen Anspruch geltend machen müssen, nutzen die Lemonade-App und klicken auf „Anspruch“, und die Plattform erledigt dank künstlicher Intelligenz den Rest, indem sie Dutzende von Algorithmen in Sekundenschnelle ausführt. Etwa 30 % der Ansprüche werden in Sekundenschnelle genehmigt und bezahlt, während der Rest, der als komplizierter angesehen wird, an Menschen weitergeleitet wird. Lemonade erhebt eine Pauschalgebühr von seinen Prämien, der Rest wird für die Begleichung von Ansprüchen verwendet. Überschüssige Prämien, die danach übrig bleiben, werden an Wohltätigkeitsorganisationen nach Wahl der Kunden gespendet.

Bei diesem ungewöhnlichen Modell würde Lemonade nicht davon profitieren, Ansprüche zu verzögern oder abzulehnen. Deshalb hat man keinen Anreiz, dies zu tun – dafür aber jeden Anreiz, diese schnell und fair zu bearbeiten. Dies ist anders als bei traditionellen Versicherern, die einen Anreiz haben, Ansprüche nicht auszuzahlen. Ein Schlüsselindikator für den Erfolg von Lemonade ist die sinkende Schadensquote, die das Verhältnis der ausgezahlten Schäden zu den verdienten Prämien darstellt. Die Schadensquote ist seit 2017 stetig gesunken und liegt nun bei 72 %, was hervorragend ist gegenüber 78 % vor einem Jahr. Alles, was unter 100 % liegt, bedeutet, dass das Unternehmen profitabel ist, daher sind 72 % ein niedriger Wert. Der Rückgang ist zum Teil auf das vorsichtige Underwriting des Unternehmens in Waldbrand- und Hurrikangebieten zurückzuführen.

Ein weiterer wichtiger Vorteil von Lemonade sind die geringen Gemeinkosten. Da Lemonade keine Filialen unterhält und seine Dienstleistungen größtenteils automatisiert abwickelt, sind die Kosten deutlich niedriger als bei der Konkurrenz.

In den fünf Jahren seit der Gründung hat Lemonade ein starkes Wachstum verzeichnet, vor allem bei jungen Versicherungsnehmern. Etwa 90 % der Kunden sind Erstkäufer einer Versicherung. Im dritten Quartal hatte man 941.000 Kunden, im Vergleich zu 562.000 vor einem Jahr. Die Prämie pro Kunde ist auf 201 USD von 169 USD vor einem Jahr gestiegen. Die verdiente Bruttoprämie – der Betrag, den Lemonade an den Prämien verdient – verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahr auf 42,9 Millionen USD. Der Bruttogewinn stieg um 82 % auf 7,3 Millionen USD, während die Gewinnmarge 41 % betrug. Vor einem Jahr waren es noch 21 %.

Die Investoren scheinen dieses Modell zu schätzen. Die Aktie hat am ersten Handelstag 139 % zugelegt und ist seither um mehr als 40 % gestiegen.

Dennoch ist das Unternehmen noch nicht profitabel: Man hatte einen Nettoverlust von 30,9 Millionen USD im dritten Quartal, etwas besser als der Nettoverlust von 31,1 Millionen USD vor einem Jahr. Als Start-up gibt Lemonade immer noch mehr aus, als es einnimmt. Klar, man investiert in Technologie, Betrieb und Personal, um weiterzuwachsen. Aber das sollte sich bald ändern, wenn die Gewinne steigen.

Markel: kein typischer Versicherer

Wie Lemonade hat auch Markel ein anderes Geschäftsmodell als die meisten Versicherer. Es bietet Spezialversicherungen an, ist aber auch ein Investor in öffentliche und private Unternehmen. In diesen beiden Aspekten ähnelt das Unternehmen Berkshire Hathaway, daher auch der Beiname „Baby-Berkshire“.

Markel bietet sogenannte Excess and Surplus (E&S)-Versicherungen an, die Bereiche umfassen, die von den meisten Unternehmen der Branche nicht abgedeckt werden. Etwa Versicherungen für besondere Ereignisse oder Policen für risikoreiche Unternehmen. Markel bietet auch Rückversicherungen an – im Grunde genommen Versicherungen für Versicherungsgesellschaften, die es ihnen ermöglichen, sich gegen das Risiko von großen Katastrophen abzusichern. Markel meldete im dritten Quartal verdiente Prämien in Höhe von 1,39 Milliarden USD, gegenüber 1,3 Milliarden USD im Vorjahr. Das ist ein Verhältnis von 97. Wenn diese Kennzahl unter 100 liegt, bedeutet dies, dass das Unternehmen mehr Prämien einnimmt als es an Schäden auszahlt. Das Verhältnis lag in den letzten Jahren konstant bei über 90, was ein Beweis für Markels disziplinierten Underwriting-Prozess ist.

Mit den verdienten Prämien investiert man in ein Portfolio von etwa 113 Aktien, darunter Berkshire Hathaway und Amazon. Die Gewinne aus dieser Einnahmequelle schwanken mit den Märkten, aber in den letzten zehn Jahren hat das Portfolio mit einem Wert von 22,3 Milliarden USD eine Rendite von 15,2 % auf Jahresbasis erzielt. Die dritte Einnahmequelle ist Markel Ventures, das in private Unternehmen investiert. Im vergangenen Jahr wurden damit 2,1 Milliarden USD Umsatz und 264 Millionen USD Gewinn erzielt.

Der Aktienkurs des Unternehmens ist in diesem Jahr um etwa 13 % gefallen, aber im Laufe der Zeit war er unglaublich beständig. In den letzten zehn Jahren gab es nur ein Jahr mit negativer Jahresrendite. Außerdem eine annualisierte Rendite von über 12 % in den letzten zehn Jahren bis 2019.

Welcher Versicherer ist der bessere Kauf?

Während Lemonade mit seinem einzigartigen Geschäftsmodell sicherlich einen disruptiven Wandel in der Versicherungsbranche herbeiführen könnte, ist es vielleicht noch zu früh, um das zu beurteilen. Das Wachstum des Unternehmens ist vielversprechend, aber die Erträge fehlen noch. Man steht auch immer noch vor der Herausforderung, über den aktuellen Markt der überwiegend jungen Kunden hinaus zu expandieren. Dennoch ist das Potenzial von Lemonade unübertroffen, und beide Unternehmen sind gute langfristige Investitionen.

Als konservativerer Investor würde ich mich für den etablierteren Performer entscheiden. Markel hat ein großartiges Geschäftsmodell und mit seinen verschiedenen Einnahmequellen hat es bewiesen, dass es konstant hohe Gewinne erzielen kann. Obwohl das Unternehmen einen hohen Aktienkurs hat – etwa 994 USD – ist es mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von etwa 1,2 ein guter Wert. Die Aktie ist also nicht überbewertet und sollte langfristig weiterhin zweistellige Renditen erwirtschaften.

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The Motley besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon, Berkshire Hathaway, Lemonade, Inc. und Markel. Dave Kovalevski besitzt keine der angegebenen Aktien. Dieser Artikel erschien am 7.12.2020 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.



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