Nestlé im Übernahme-Fieber? Ja, möglicherweise! Aber wozu?!
An der Aktie von Nestlé (WKN: A0Q4DC) können sich derzeit die Gemüter scheiden. Trotz der defensiven Klasse und Dividendenvorzüge, die die Schweizer Lebensmittelaktie grundsätzlich besitzt, bin ich gegenwärtig eher skeptisch. Die Bewertung ist jedenfalls hoch und das Wachstum moderat. Das erscheint mir im Gesamtpaket eher wenig zu sein.
Trotzdem ist der Konzern dahinter interessant und bei einer bedeutend günstigeren Bewertung die Aktie durchaus auch auf meiner Watchlist. Vor allem, wenn wir uns einmal ansehen, was hinter den Kulissen los ist.
Damit meine ich nicht bloß den Konzernumbau, der weiterhin Form annimmt. Nein, sondern auch einen möglichen Übernahmehunger, der jetzt ein konkretes Ziel kennt. Schauen wir einmal, was Foolishe Investoren wissen müssen.
Nestlé mit Übernahmeziel
Wie jetzt unter anderem der Nachrichtendienst AFP berichtet, könnte Nestlé ein konkretes Übernahmeziel ins Auge gefasst haben. Demnach wollen die Schweizer augenscheinlich den US-Allergiespezialisten Aimmune Therapeutics kaufen. Eine spannende Schlagzeile, die sich hier versteckt.
Die eigene Tochtergesellschaft Nestlé Health Sciences ist demnach bereits mit rund 25,6 % an dem US-amerikanischen beziehungsweise, genauer, kalifornischen Unternehmen beteiligt. Für rund 2,6 Mrd. US-Dollar könnte Nestlé jedoch womöglich vor dem Schritt stehen, das Unternehmen ganz zu schlucken und sich 100 % der Konzernstruktur einzuverleiben.
Aimmune Therapeutics entwickelt insbesondere Allergiepräparate gegen Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten. Erst im Januar hat das Unternehmen die Zulassung für Palforzia erhalten. Dahinter versteckt sich ein Mittelchen, das bei Kindern und Heranwachsenden bei einer Erdnussallergie eingesetzt werden kann. Durchaus ein interessanter Markt.
Für Nestlé könnte dadurch die Option bestehen, weiter zu wachsen. Allerdings ist vermutlich eher eine qualitative Komponente von Bedeutung: Erdnussallergien sind für Lebensmittelkonzerne eine Bremse, wenn es um Allergiker geht. Wer kennt schließlich nicht die bekannten Formulierungen auf vielen Produkten, die besagen: Kann Spuren von Erdnüssen enthalten.
Nestlé wächst qualitativ weiter
Die genauen Umstände bei dieser Übernahme mögen daher grundsätzlich vielfältig sein. Ein Präparat, das auf Erdnussallergien abzielt, kann durchaus zu hohen Umsätzen führen. Da das Präparat erst seit Januar auf dem Markt ist, könnte das eine Wachstumschance bedeuten. Das Volumen von rund 2,6 Mrd. US-Dollar dürfte allerdings verdeutlichen, dass es sich hierbei eher um einen Tropfen auf den heißen, moderat wachsenden Stein handeln dürfte. Nestlé wird derzeit schließlich mit einer Marktkapitalisierung von fast 350 Mrd. US-Dollar bewertet. Aimmune Therapeutics wird vermutlich eher gering zum Konzernwachstum beitragen.
Nein, es geht vermutlich eher darum, Mittel und Wege zu finden, die „Gefahr“ von Erdnüssen in Lebensmitteln zu reduzieren. Und für Allergiker andere oder vergleichbare Lösungen zu finden. Das wiederum könnte ein Ansatz sein, der sich langfristig bezahlt macht. Wobei man als Foolisher Investor eher die Vision würdigen sollte. Und nicht zwangsläufig die Übernahme, die irgendwo in den Zahlen verloren geht.
Konzernumbau entscheidender
Wenn es daher um die mittelbare Zukunft von Nestlé geht, so dürfte der Konzernumbau entscheidender sein. Durch eine höhere operative Marge werden die Ergebnisse langfristig bei gleichbleibenden Umsätzen verbessert. Das ist etwas, das kurzfristig Gewicht im Zahlenwerk bekommen dürfte.
Die Übernahme von Aimmune Therapeutics ist eher ein strategischer Imperativ, der kleinere Akzente im speziellen Markt der Lebensmittel für Allergiker setzen könnte. Das zeigt jedoch, dass sich Nestlé auch um kleinere Gruppen als Kundenkreis sorgt. Und diese vielleicht langfristig als weitere Wachstumsmöglichkeit betrachtet.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Nestlé.