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E-Mobility-Aktien Voltabox und Aumann: Turnaround vorerst unwahrscheinlich

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Foto: Getty Images

Haben Voltabox (WKN: A2E4LE) und Aumann (WKN: A2DAM0) ihren Aktionären beim Börsengang 2017 ins Gesicht gelogen? Während andere Aktien rund um die Elektromobilität von Rekord zu Rekord eilen, geht es bei diesen beiden nur abwärts. Dabei schwärmten sie damals von fantastischen Auftragsbüchern, einer gut gefüllten Vertriebspipeline oder angeblich riesigen Wettbewerbsvorteilen.

Grund genug, sich die beiden erneut vorzuknöpfen. Schließlich könnte hinter dem Kursdesaster auch großartiges Turnaround-Potenzial stecken.

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Was aus den Versprechungen von Voltabox geworden ist

Als Voltabox 2017 frisch gehandelt wurde, dachte ich, dass es eine gute Idee sein könnte, auf günstigere Kurse zu warten. Die Bewertung erschien mir auf zu optimistischen Annahmen aufgebaut. Dass der Chart allerdings über eine so lange Zeit nach unten tendieren würde, hätte ich so nicht erwartet. Der angebliche Auftragsbestand im Umfang von 884 Mio. Euro schien den Kurs abzusichern, auch wenn er im Wesentlichen von ledigleich drei Kunden abhing, darunter der große Hersteller von Bergbaumaschinen Joy Global.

Bis 2022 hätte der Umsatz schon allein mit den Bestandskunden auf über 200 Mio. Euro anschwellen müssen. Zwischenzeitlich bestand genug Zeit für den Vertrieb, um weitere Projekte zu gewinnen. Voltabox schien das Potenzial zu haben, schon Mitte des Jahrzehnts die Schwelle von 500 Mio. Euro zu überschreiten und langfristig ein Milliardenkonzern zu werden.

Das Management versuchte die Anlegerfantasie weiter zu schüren, indem das Leistungsspektrum ausgeweitet wurde. Mit Elektromotoren und weiteren Komponenten wollte man sich zum Komplettanbieter entwickeln. 2018 stieg Voltabox in das Geschäft mit 48-Volt-Batteriesystemen ein und 2019 wurde auf der IAA ein integriertes 800-Volt-Antriebssystem vorgestellt.

Das meiste davon ist schon wieder Geschichte. Auch im Kerngeschäft ging es langsamer als erhofft voran, dann wurden auch noch Bilanzierungsfehler bekannt, und 2020 hat die Coronakrise das US-Geschäft tief in die roten Zahlen gerissen. Am 20. August, wo die meisten Unternehmen bereits den Halbjahresbericht vorgelegt haben werden, wird endlich der geprüfte Geschäftsbericht für 2019 vorgelegt.

Was aus den Versprechungen von Aumann geworden ist

Der Fall von Aumann ist anders gelagert, aber auch der Anlagenbauer ging mit breiter Brust an die Börse. Bereits damals war absehbar, dass die Elektromobilität Fahrt aufnimmt und weltweit große Fertigungskapazitäten für entsprechende Elektroautokomponenten, einschließlich Elektromotoren, aufgebaut werden müssen. Aumann präsentierte sich als Technologieführer. Wer mit höchster Qualität und Effizienz Motoren fertigen wolle, der komme kaum an diesem Anbieter vorbei.

Davon ließen sich nicht nur die Analysten blenden. Dreistellige Kursziele kursierten regelmäßig. Doch das klassische Geschäft mit Spezialmaschinen und automatisierten Fertigungslinien stagnierte und das Wachstumssegment „E-mobility“ kam nicht so schnell voran, wie erhofft. Die schwachen Margen zeigen zudem, dass intensiv um Aufträge gekämpft werden muss und auch der Wettbewerb etwas kann.

Jetzt, im ersten Halbjahr 2020, wo alles Schlechte zusammenkam, sprang ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen in Höhe von minus 0,7 Mio. Euro heraus. Zudem wurde das Management bei der Prognose für das restliche Jahr pessimistischer. Turnaround-Fantasie kommt da erst einmal keine auf. Vielmehr zeigten sich die Aktionäre ziemlich abgetörnt und schickten die Aktie erneut in den Keller.

Was die Zukunft für Voltabox und Aumann bringt

Zumindest ist das Aumann-Management sich treu geblieben. Auch heute noch heißt der Claim, dass die Branche am Know-how des Unternehmens nicht vorbeikomme. Es sei egal, wer sich am Ende in der Elektromobilität durchsetze, Aumann gehöre immer zu den Gewinnern. Dafür spricht unter anderem, dass der japanische Elektromotor-Champion Nidec (WKN: 505531) trotz eigener Maschinenbau- und Engineering-Kapazitäten bei Aumann bestellt.

Ich denke, dass hier trotzdem Zweifel angebracht sind. Obwohl nämlich absehbar ist, dass der Absatz von Elektromotoren für Automobile auf Jahre hinaus stark steigen wird, ist weniger klar, ob Aumann entsprechend mitwachsen kann. Dazu muss der Anlagenbauer erstens seinen Marktanteil behaupten, was möglich erscheint. Mindestens genauso wichtig ist jedoch zweitens, dass sich die Investitionen in Kapazitätsausweitungen beschleunigen. Dieser Punkt erscheint mir alles andere als gesichert.

Ein eher kontinuierlicher Ausbau ist ebenso realistisch. In diesem Fall wäre zwar immer noch Wachstum über das Servicegeschäft möglich, aber in begrenztem Umfang. Das Problem von Aumann ist, dass die meisten elektrifizierten Fahrzeuge nur einen einzigen Elektromotor benötigen, egal ob 48-Volt-Mildhybrid oder 800-Volt-Kraftpaket. Die Stückzahl ist die relevante Kennzahl und nicht die Leistungsfähigkeit der letztlich gefertigten Maschinen.

Voltabox ist diesbezüglich im Vorteil, denn die Batteriemenge pro Fahrzeuge wird sich mit zunehmender Beliebtheit von reinen Elektrofahrzeugen ausweiten. Exponentiell wachsende Marktnachfrage ist hier absehbar. Andererseits dürfte es für das zuletzt gesundgeschrumpfte Unternehmen eine große Herausforderung darstellen, den Marktanteil zu halten. Wettbewerber wie die BMZ Gruppe und Akasol (WKN: A2JNWZ) erscheinen mir besser aufgestellt.

Der Turnaround kann warten

Bei Voltabox und Aumann läuft es zwar nicht gerade glänzend und der langfristige Kurschart macht den Eindruck, als ob das Ziel „null“ heißen würde. Doch als Pleitekandidaten sehe ich sie dank der ausreichenden Liquidität und Auftragspipeline sicherlich nicht. Von daher wird der Kurs irgendwann bei beiden wieder nach oben drehen. Kurzfristig sehe ich jedoch noch keine Impulse, die mich zu einem Einstieg drängen würden.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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