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3 einfache Gründe, warum die meisten Anleger einen marktbreiten ETF nicht schlagen werden

Smart Investieren Dividendenaktien
Foto: Getty Images

Nach mittlerweile knapp 15 Jahren an der Börse, in denen rund 75 % meines Portfolios stets aus Einzelaktien bestanden, hat sich meine Einstellung zum Thema ETF in den letzten Monaten geändert. Ich denke, dass es für mich durchaus Sinn macht, circa 10 % bis 15 % meines Kapitals in breit gestreute ETFs zu stecken – obwohl ich den Markt seit 2015 in jedem Jahr schlagen konnte.

Wenn ich lese, welche Aktien bevorzugt in den sozialen Medien oder in Foren diskutiert werden, dann frage ich mich, warum nicht mehr Anleger zumindest einen Teil ihres Kapitals in ETFs stecken. Denn aus den folgenden drei einfachen Gründen bin ich mir relativ sicher, dass der Großteil der Privatanleger einen marktbreiten ETF nicht schlagen wird.

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ETFs statt Einzelaktien – Grund 1: Investieren in lahme Enten

Was haltet ihr von Siemens (WKN: 723610)? Soll man BASF (WKN: BASF11) jetzt kaufen? Ist die Daimler (WKN: 710000)-Aktie zum aktuellen Preis ein Kauf? Solche oder ähnliche Fragen kursieren permanent in den sozialen Medien. Die passende Antwort ist eigentlich immer die gleiche: Kommt darauf an, was man mit der Aktie vorhat.

Wer regelmäßig ein bisschen Dividende erhalten will, gerne in bekannte Namen investierst und mit einer Rendite auf dem Niveau eines World-ETFs zufrieden ist, für den könnten solche Aktien vielleicht ein kleines bisschen interessant sein.

10-Jahres-Performance
iShares Core MSCI World-ETF            + 149,8 %
Siemens            + 100,0 %
BASF             + 74,0 %
Daimler             + 43,9 %

Quelle: finanzen.net, onvista.de, Dividendenzahlungen enthalten, Wiederanlage unberücksichtigt, Stand: 10.07.2020

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass alle drei genannten Aktien nicht einmal ansatzweise mit dem MSCI World-Index mithalten konnten. Vielleicht wird die eine oder andere dieser Aktien in der nächsten Dekade eine bessere Performance an den Tag legen können, sicherlich ist das möglich.

Allerdings sollte sich jeder Aktionär dieser Unternehmen folgende Frage stellen: Warum sollten die nächsten zehn Jahre so viel besser laufen als die letzten? So viel besser, dass diese Aktie einen marktbreiten ETF klar schlagen können wird? Noch mal: Vielleicht wird die eine oder andere Aktie das schaffen – die meisten werden es aber (wieder) nicht hinbekommen.

Heißt für uns Privatanleger: Wer zu viele solcher lahmen Enden im Depot hat, der hat praktisch von vornherein keine Chance, einen Index wie den MSCI World zu schlagen. Da sehr viel Anleger in Indizes wie dem DAX nach Investments suchen, wird dies leider sehr viele Anleger treffen. Denn im DAX sind strukturell bedingt besonders viele lahme Enten versammelt …

ETFs statt Einzelaktien – Grund 2: Fokus auf Dividenden

Viele Anleger verfolgen eine Dividendenstrategie – und das will ich auch gar nicht verteufeln oder schlechtreden. In vielen Fällen passt eine Dividendenstrategie sehr gut zu den Bedürfnissen eines Anlegers, womit dieses Vorgehen seine absolute Berechtigung hat.

Klar ist aber auch: Jeder Euro Dividende, der aus einem Unternehmen herausfließt, bedeutet verlorenes Kapital, das nicht wieder in zukünftiges Wachstum investiert werden kann. Aus Unternehmenssicht ist dieses Geld mehr oder weniger verbranntes Geld, es kann keinen Mehrwert in der Zukunft schaffen.

So überrascht es nicht, dass die fünf besten Aktien in meinem Depot keine – oder allenfalls eine sehr niedrige – Dividende auszahlen.

meine persönliche Performance *DividendenrenditeAusschüttungsquote
Apple                  + 507,15 %           0,85 %           25,06 %
Visa                  + 273,06 %           0,62 %           18,76 %
Amazon                  + 268,40 %           0,00 %               –
Nvidia                  + 191,48 %           0,15 %           13,94 %
Shopify                  + 148,95 %           0,00 %               –

Quelle: Angaben des Autors, YAHOO FINANCE, * Dividenden unberücksichtigt

Sicher, mein Depot mag nicht repräsentativ sein. Und sicher, es gibt die eine oder andere Dividendenaktie, die – zumindest annähernd – mit den Unternehmen in dieser Auflistung mithalten kann. So hat beispielsweise die Allianz-Aktie in den letzten zehn Jahren eine Gesamtrendite von 183,61 % für ihre Anleger erwirtschaftet.

Nicht schlecht – und auch etwas besser als ein MSCI World-ETF. Aber eben auch eine eher seltene Ausnahme. In der breiten Masse gilt: Wer übermäßig viele Dividendenaktien im Depot hat, der wird es aus den genannten Gründen schwer haben, einen MSCI World-ETF langfristig zu schlagen.

Wie eingangs erwähnt, setzen aber sehr viele Anleger hierzulande auf Dividendenaktien – und reduzieren damit ihre Chancen, den breiten Markt zu schlagen. Der zweite Grund, warum viele Anleger es in meinen Augen nicht schaffen werden, den breiten Markt zu schlagen, ist also ein zu starker Fokus auf Dividendenaktien.

ETFs statt Einzelaktien – Grund 3: Investieren außerhalb des Circle of Competence

Der dritte Grund, warum die meisten Anleger kaum eine Chance haben, einen World-ETF zu schlagen, ist die Tendenz zu Aktien, die sie nicht wirklich verstehen. Ein wunderbares Beispiel hierfür ist der aktuelle Trend rund um Wasserstoffaktien. Sicher, Wasserstoff könnte sich als Energiespeicher in einigen Bereichen etablieren.

ETF statt Einzelaktien, Fahrzeug mit Wasserstoffantrieb Wasserstoffaktien Wasserstoff-ETF

Quelle: Getty Images

Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass alle Aktien aus diesem Bereich davon profitieren werden! Stand heute haben wir keine Vorstellung davon, in welchen Anwendungen sich Wasserstoff tatsächlich durchsetzen wird, welche Technologien hierfür notwendig sind und welche Unternehmen die besten Lösungen hierfür liefern werden.

Zumindest wissen wir Privatanleger das nicht, da so gut wie niemand von uns Kontakt zu Nel ASA (WKN: A0B733), Ballard Power oder Powercell Sweden hat. Wir sind weder potenzielle Kunden, Nutzer deren Services noch sind wir beruflich mit ihnen verstrickt – kurz gesagt: Diese Aktien befinden sich weit außerhalb des Circle of Competence der meisten Privatanleger – und trotzdem ist beispielsweise die Nel ASA-Aktie unter den fünf meistgekauften Aktien der onvista Bank.

Das gleiche Phänomen wie heute bei Wasserstoff konnte man vor zehn Jahren bei Solaraktien beobachten. Und vor ungefähr zwei Jahren bei Cannabis-Aktien – die Sache wiederholt sich immer und immer wieder: Viel zu viele Privatanleger investieren außerhalb ihres Circle of Competence und legen sich so faule Eier wie die Solarworld-Aktie oder die Aurora Cannabis-Aktie ins Depot.

So wird es natürlich schwierig, mit einem breit gestreuten Welt-ETF zu konkurrieren!

Mein Fazit: Die meisten Anleger sollten zumindest über einen ETF nachdenken

Ich liebe es, Aktien zu analysieren, auszuwählen und in sie zu investieren – und ich denke, vielen anderen Anlegern geht es da genauso wie mir. Als Privatanleger sollten wir allerdings auch akzeptieren, dass es alles andere als einfach ist, einen marktbreiten ETF zu schlagen, es lauern eine Menge potenzieller Fallstricke auf uns!

Deshalb macht es in meinen Augen Sinn, zumindest einen kleinen Teil seines Depots einem marktbreiten ETF – beispielsweise einem World-ETF – zu widmen. Gerade wenn das Depot größer wird, ist ein breit gestreuter, passiver Indexfonds ein solides Anker-Investment, dass auch dem einen oder anderen überzeugten Einzelaktionär möglicherweise gut zu Gesicht stehen würde.

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Thomas Brantl besitzt Aktien von Amazon, Apple, Nvidia, Shopify und Visa. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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