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Nach Wirecard-Desaster: Wird Amazon.com als Nächstes platzen?

Foto: Amazon

„Wer zockt, darf nicht heulen“, titelte Kolumnist Alexander Oetker auf n-tv kurz nach dem Absturz von Wirecard (WKN: 747206). Das Desaster der Aktie ist ein weiterer Weckruf für alle Anleger. Sie sollten es zum Anlass nehmen, ihr eigenes Depot nach weiteren Kandidaten zu durchforsten, die in den nächsten Monaten und Jahren platzen könnten. Ich denke, dass bei der Aktie von Amazon.com (WKN: 906866) mehr Vorsicht angebracht ist.

Amazon hat strukturelle Ähnlichkeit mit Wirecard

Seit der Finanzkrise ging es bei Wirecard in der Spitze von einstellig zu dreistellig. Bei Amazon war fast das Gleiche zu beobachten, nur eine Größenordnung höher, nämlich von zwei- zu vierstellig:

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Amazon und Wirecard im Vergleich 2008-2018
Chart: Erstellt mit YCharts. Prozentuale Kursentwicklung der Amazon-Aktie im Vergleich zu Wirecard über den Zeitraum 30.09.2008 bis 30.09.2018

Beide Unternehmen sind Profiteure der Digitalisierung. Sie bauen auf einem starken Kerngeschäft auf – bei Amazon der Versandhandel und bei Wirecard die Kreditkarten – und nutzen dieses als Sprungbrett, um in immer neue Geschäftsfelder vorzustoßen. Dabei setzen sie sämtliche verfügbaren Ressourcen dafür ein, das Wachstum weiter anzuheizen. Bei Amazon gab es über all die Jahre überhaupt keine Dividende und bei Wirecard nur eine vernachlässigbare Ausschüttung.

Auch die jeweils unzähligen Initiativen und Partnerprojekte, die sie kontinuierlich anstoßen, belegen die strukturelle Ähnlichkeit. Ein Nebeneffekt davon sind gelegentliche Fehlgriffe, die jedoch bisher durch die Erfolge weit überkompensiert wurden.

Die Umtriebigkeit könnte jedoch auch bedeuten, dass es zum Teil darum geht, von unterliegenden negativen Entwicklungen abzulenken. Wirecard wollte mit aller Gewalt aus seinen verdeckten Problemen herauswachsen und hat auf dem Weg viel erreicht. Am Ende war es jedoch nicht genug.

Warum die Amazon-Aktie ein ähnliches Desaster erleben könnte

Der naheliegendste Grund für ein mögliches Einbrechen der Amazon-Aktie liegt in der massiven Bewertung. Einer Marktkapitalisierung von 1,33 Billionen US-Dollar stehen 2019er-Gewinne von lediglich 11,6 Mrd. US-Dollar gegenüber. Das ist etwa ein Drittel weniger als bei Volkswagen (WKN: 766403). Trotzdem bringt der Autokonzern fast 20-mal weniger auf die Waage. Auch was das Eigenkapital angeht, hat Amazon bei diesem Vergleich deutlich das Nachsehen. Volkwagen hat doppelt so viel Substanz.

Nun sagen die Amazon-Fans natürlich, dass Amazon so wahnsinnig viel investiert hat über die letzten Jahre und deshalb unfassbare große versteckte Reserven aufgebaut habe. Diese würden sich über die kommenden Jahre entfalten.

Allerdings arbeitet das Unternehmen nun seit Jahrzehnten daran, ein profitables Business in Übersee aufzubauen. Und doch schreibt die International-Sparte trotz der starken Marktstellung noch immer horrende Verluste. Hier kommen wir zum nächsten Problem: Wenn wir davon ausgehen, dass es nicht am Missmanagement liegt, dass der Erfolg unterm Strich ausbleibt, dann liegt es doch nahe, dass hier zweifelhafte Methoden am Werk sind.

Amazons zweifelhafte Praktiken sind ein Risiko für Aktionäre

Dass Amazon gut dabei ist, Steuern zu vermeiden, ist längst bekannt. Gewinnverschiebungen und Steueroasen sind ein übliches Mittel, um die Steuerlast zu senken. Der Hauptfaktor könnte jedoch woanders liegen und ist nicht weniger schlimm: Amazon bombt sich per Dumping zum Monopol.

Wir erinnern uns, dass Amazon in den Anfangsjahren starke Konkurrenz hatte – Bertelsmann Online zum Beispiel. Fast alle haben es aufgegeben, frontal gegen Amazon anzutreten, und sind lieber auf Nischen ausgewichen. Manche nutzen den Marketplace von Amazon sogar selbst für ihren Vertrieb. Aber haben all diese Unternehmen wirklich nur verloren, weil sie so viel träger sind? Hat Amazon die Weisheit mit dem Löffel aufgesogen?

Ich denke, dass Amazon-Aktionären das in vielerlei Hinsicht unethische Verhalten ihres Unternehmens früher oder später auf die Füße fallen wird. Amazon glaubt dazu berufen zu sein, per Dumping eine Branche nach der anderen zu erschüttern oder gar zu vernichten. Wo es eine monopolartige Stellung erreicht, zementiert es diese durch Kundenbindungsmechanismen wie Amazon Prime. Für mich besteht kein Zweifel, dass es sich dabei um einen gravierenden Missbrauch der Marktstellung handelt, insbesondere in den USA.

Dass seit einiger Zeit die Eigenmarkenstrategie von Aldi kopiert wird, wird ebenso zu Recht kritisiert. Ich könnte noch weitere Praktiken aufzählen, die den Aufsichtsbehörden Sorgen bereiten. Aber um es kurz zu machen: Amazon wandelt auf einem sehr schmalen Grat.

Was Aktionäre davon mitnehmen sollten

Vielleicht ist es gar nicht so wichtig, ob du meine Meinung über das Unternehmen hinter der Amazon-Aktie teilst. Es geht eher darum, dass wir uns klarmachen, dass beim langfristigen Investieren Integrität von überragender Bedeutung ist. Was hilft das tollste Wachstum eines Börsenstars, wenn der Kurs irgendwann schneller in sich zusammenfällt, als man aussteigen kann?

Wirecard-Aktionäre mussten diese harte Lektion lernen. Wir tun gut daran, unsere Beteiligungen daraufhin abzuklopfen, ob solche Risiken bestehen. Wir sollten uns bei jedem Investment die Frage stellen, ob wir die jeweilige Aktie unserer Mutter oder einem guten Freund empfehlen würden. Bei Wirecard und Amazon war die Antwort für mich klar. Es gibt so viele spannende Aktien da draußen, die sauberes Wachstum generieren.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Board of Directors von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon und empfiehlt die folgenden Optionen: Short January 2022 $1940 Call auf Amazon und Long January 2022 $1920 Call auf Amazon.



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