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ETF-Entnahmepläne – für wen sie sich lohnen und für wen nicht

InsurTech-Aktie Chance und Risiken
Foto: Getty Images

Viele passive Investoren setzen auf ausschüttende ETFs, weil sie irgendwann von ihren passiven Einkünften leben wollen. Oder zumindest einen Teil ihres Lebensunterhalts mit Ausschüttungen finanzieren möchten. Macht so weit auch alles Sinn – aber sind ausschüttende ETFs wirklich die smarteste Möglichkeit auf dem Weg zu diesem Ziel?

Eine Alternative könnten Entnahmepläne sein. Warum – und vor allem für wen – sie Sinn machen könnten, erfährst du im folgenden Beitrag.

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Die Nachteile von ausschüttenden ETFs

Eines gleich vorneweg: So richtig gravierende Nachteile von ausschüttenden ETFs – verglichen mit den thesaurierenden – gibt es seit Einführung der Vorabpauschale eigentlich nicht mehr. Zumindest nicht aus steuerlicher Sicht. Am Ende des Tages wird die gleiche absolute Steuerlast fällig – egal ob Thesaurierer oder Ausschütter.

Einzig die Steuerstundung spricht weiterhin für thesaurierende ETFs – denn beim Ausschütter wird ein Großteil der Steuerlast im Zuge der Dividendenzahlung fällig. Beim Thesaurierer wird ein Großteil der Steuerlast erst beim Verkauf – oder eben im Rahmen eines Entnahmeplans – fällig. In der Zwischenzeit kann der Großteil unseres Geldes innerhalb des thesaurierenden ETF weiter für uns arbeiten – unversteuert.

Beim ausschüttenden ETF hingegen wird die Steuer sofort bei Auszahlung der Dividende fällig – sollten wir das Geld wieder anlegen wollen, kommen auch noch Ordergebühren hinzu. Von 100 Euro Dividende bleiben so effektiv vielleicht noch rund 70 Euro für die Wiederanlage übrig – nicht sonderlich effektiv.

Beim Thesaurierer hingegen ist die Wiederanlage logischerweise kostenlos – sie geschieht ja innerhalb des ETF. Und auch bei der Steuer kommt man besser weg: So werden beispielsweise bei einer Kurssteigerung von 1.000 Euro innerhalb eines Jahres „nur“ rund 11 Euro Vorabpauschale fällig.

Für wenn ein Entnahmeplan sinnvoll ist

Wer also heute noch keine Ausschüttungen braucht und einen extrem langfristigen Anlagehorizont hat (20 Jahre und mehr – nur so kommt der Effekt der Steuerstundung wirklich zur Geltung), für den sind thesaurierende ETFs in Kombination mit Entnahmeplänen eventuell eine sinnvolle Kombination. (ACHTUNG: Gilt nur, wenn der Steuerfreibetrag NICHT für ETFs verwendet wird – oder komplett von der Vorabpauschale aufgezehrt wird.)

Ob ein Entnahmeplan letztendlich wirklich sinnvoll ist, hängt allerdings von einer weiteren Sache ab: dem Broker, bei dem man seine ETFs hält! Denn: Bei Weitem nicht jeder Broker bietet Entnahmepläne zu attraktiven Konditionen an!

 500 Euro 1.000 Euro 2.000 Euro
comdirect * 9,90 Euro  9,90 Euro  9,90 Euro
consorsbank 9,95 Euro  9,95 Euro  9,95 Euro
flatex 5,90 Euro  5,90 Euro  5,90 Euro
ING Diba * 6,15 Euro  7,40 Euro  9,90 Euro
DKB *10,00 Euro10,00 Euro10,00 Euro

Quelle: justETF (Stand: 30.04.2020)

* derzeit kein automatisierter Entnahmeplan möglich, Verkäufe müssen händisch ausgeführt werden

Um diese Werte besser einordnen zu können: Wer 10.000 Euro in einen thesaurierenden ETF investiert, dessen „Steuerstundungsvorteil“ beträgt zwischen 2 und 4 Euro im Jahr. Beim Blick auf die Broker-Tabelle wird schnell klar: Nur wer über ein sehr hohes Vermögen verfügt und gleichzeitig bei einem attraktiven Broker ist (derzeit eigentlich nur flatex – zumindest was Entnahmepläne betrifft), der sollte aktuell über Entnahmepläne nachdenken!

Fazit: Entnahmepläne sind aktuell wenig verbreitet und entsprechend unattraktiv, was die Gebühren betrifft. Wenn überhaupt lohnen sie sich für Anleger mit einem hohen Vermögen (> 100.000 Euro), einem langfristigen Anlagehorizont (> 20 Jahre) und attraktiven Entnahmeplankonditionen.

Bevor du ein endgültiges Urteil fällst, solltest du Folgendes bedenken …

Mein Fazit: Thesaurieren – dann kann man immer noch umstellen

Ob Entnahmepläne oder ausschüttende ETFs besser für dich sind, hängt wie beschrieben vor allem von zwei Faktoren ab: den Steuern und den Gebühren für den Entnahmeplan. Beide Faktoren werden sich höchstwahrscheinlich im Laufe der nächsten Jahre und Jahrzehnte ständig ändern (vor allem die Besteuerung).

Investoren, die heute einen Anlagehorizont von 20 Jahren und mehr haben, können Stand heute eigentlich nur bewerten, wie die Lage derzeit aussieht – wie sie in 20 Jahren sein wird, das weiß kein Mensch. Folglich sollte man meiner Meinung nach nicht allzu viel Energie in die Frage „ausschüttend“ oder „thesaurierend plus Entnahmeplan“ stecken.

Ich persönlich bevorzuge weiterhin thesaurierende ETFs, weil ich

  1. aktuell nicht auf Ausschüttungen angewiesen bin und die Dividenden sowieso wieder anlegen würde (Kosten für die Wiederanlage) und
  2. den aktuellen Steuerstundungseffekt für mich nutzen will.

Sollte sich die Lage in den nächsten Jahren ändern, dann schichte ich halt von thesaurierend auf ausschüttend um. Kosten im schlechtesten Fall: 120 Euro – oder 0,12 % von einem 100.000 Euro Depot (basierend auf den Konditionen der comdirect, Stand: 01.05.2020).

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