KGV 7,5, Dividendenrendite 5,34 %: Ist diese unterschätzte DAX-Aktie jetzt noch ein Kauf?
Keine Frage: Das Coronavirus hat einige Bereiche mehr getroffen als andere. Der Einzelhandel, der Tourismus und weitere Segmente, die auf direkten Kontakt oder Interaktion angewiesen sind, müssen mit signifikanten Einbußen rechnen. Und auch wenn das zu Schnäppchenbewertungen führt, sollten Foolishe langfristig orientierte Investoren dennoch überlegen, wo sie günstig zugreifen und wo nicht.
Eine Aktie, bei der die Ausgangslage teilweise verzwickt zu sein scheint, ist die von HeidelbergCement (WKN: 604700). Grundsätzlich, so könnte man meinen, verfügt das Unternehmen über ein solides Geschäftsmodell als Baustoffproduzent. Der Immobilienboom hat hier jedenfalls zu einer über Jahre hinweg operativ erfolgreichen Ausgangslage geführt.
Und auch die Bewertung ist derzeit preiswert. Aber ist die Aktie jetzt noch ein Kauf? Eine spannende Frage, die uns im Folgenden mal etwas intensiver beschäftigen wird.
Eine wirklich preiswerte Bewertung
Grundsätzlich hat das Coronavirus bei der Aktie von HeidelbergCement zu einer preiswerten Ausgangslage geführt. Die Anteilsscheine sind von. ca 65 Euro bis auf 31,00 Euro in der Spitze korrigiert und somit um über 50 %. Derzeit notiert die Aktie jedoch wieder bei 41,15 Euro (17.04.2020, maßgeblich für alle Kurse). In einem insgesamt freundlicheren Gesamtmarkt konnte sich die Aktie wieder erholen.
Die Bewertung ist und bleibt jedoch vergleichsweise preiswert. Dem derzeitigen Aktienkursniveau steht ein 2019er-Gewinn je Aktie in Höhe von 5,50 Euro gegenüber, wodurch sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis lediglich auf 7,5 belaufen würde. Dabei kam HeidelbergCement außerdem auf einen Umsatz je Aktie von über 95 Euro. Die Anteilsscheine werden somit mit weniger als dem 0,5-Fachen dieses Wertes bepreist.
Außerdem existiert hier eine ziemlich interessante Dividendenhistorie: HeidelbergCement zahlt inzwischen seit zehn Jahren eine konsequent wachsende Auszahlung an die Investoren. Bei einer geplanten Dividende in Höhe von 2,20 Euro für das Geschäftsjahr 2020. Ein Wert, der bei dem aktuellen Aktienkursniveau einer Dividendenrendite von 5,34 % entsprechen würde. Gar nicht schlecht, vor allem, wenn wir bedenken, dass hier das Ausschüttungsverhältnis gemessen am Gewinn lediglich bei 40 % liegt.
Aber reicht diese preiswerte und dividendenstarke Bewertung aus, um aus einem langfristigen Blickwinkel heraus attraktiv zu sein? Eine Frage, die uns im Folgenden mit Blick auf die Zukunft etwas näher interessieren soll.
Was jetzt wichtig ist
Grundsätzlich ist zunächst zu sagen, dass sich das Management derzeit nicht in der Lage sieht, eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2020 abzugeben. Ob das negativ ist? Ich schätze schon. In Anbetracht der aktuellen Ausgangslage und der vielen Einschränkungen wird es wohl auch zu einem Nachfrageeinbruch in der Bauwirtschaft kommen. Die Frage ist bloß, wie groß er ist. Und ob er bloß temporärer Natur sein wird oder aber länger die Ergebnisse beeinträchtigen wird.
Einerseits rechnen Analysten derzeit damit, dass der Staat mit Konjunkturpaketen und gewissen Anreizen für Impulse sorgen wird. Das könnte die Nachfrage nach Baulösungen antreiben, zumal regional die Wohnungsknappheit in den letzten Wochen und Monaten immer mal ein Thema gewesen ist. Der Bereich der Immobilien könnte somit defensiv bleiben. Und einem starken Trend folgen.
Die Kehrseite ist jedoch, wie viel effektiv nachgefragt werden wird. Zumindest im privaten Bereich dürften einige Häuslebauer verschreckt werden. Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit erinnern daran, dass die Wirtschaft nicht immer boomt. Kredite und dergleichen werden sich viele entsprechend zweimal überlegen. Vor allem für ein Haus, das in letzter Zeit doch recht teuer geworden ist.
Auch die generellen Investitionen könnten aufgrund unsicherer Renditeerwartungen zurückgehen. Keiner weiß derzeit, wie Preise und Mieten sich entwickeln und hier und da ist von rückläufigen Marktverhältnissen die Rede. Zwar könnte die Nachfrage noch immer da sein, der Preis allerdings dennoch fallen. Teure Wohnungen wird man in der Krise schließlich weniger gut los. Und günstigere zu bauen ist einfach nicht effizient. Selbst wenn Angebot und Nachfrage zwar da sind, sich jedoch nicht treffen, verheißt das für den generellen Markt wenig Gutes.
Eine verzwickte Ausgangslage
Die aktuelle Ausgangslage bei HeidelbergCement dürfte daher durchaus verzwickt sein. Die Bewertung ist günstig, keine Frage. Jedoch bleibt fraglich, ob die derzeitige Verfassung gehalten werden kann. Oder aber ob der Baumittelhersteller über kurz oder lang wieder in seine bisherige Erfolgsspur zurückfinden wird.
Der Immobilienmarkt dürfte dabei von Unsicherheiten gekennzeichnet sein. Als Investor sollte man hier, trotz preiswerter Bewertung, sehr sorgfältig die Chancen und Risiken abwägen.
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Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.