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5 gewagte Investitionsthesen für die 2020er-Jahre

Foto: Getty Images

Wir Fools halten uns mit Prognosen eigentlich zurück. Denn sie betreffen die Zukunft, und diese kann alles Mögliche bringen. Wer hätte Ende 2019 schon prognostiziert, dass die (Börsen-)Welt Anfang 2020 von einem Tesla Short Squeeze und dem sehr realen Risiko des Ausbruchs einer Pandemie dominiert wird?

Als Anleger investieren wir jedoch in die Zukunft. Es macht also doch Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, welche längerfristigen Entwicklungen die Anlegerwelt ereilen könnten. Am besten noch Entwicklungen, die heute nur wenige Leute erwarten, denn dort könnten die eigentlichen Chancen lauern.

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Hier kommt mein Versuch, einige solcher Thesen aufzustellen. Ich bin gespannt auf 2030, sollte ich dann darauf zurückblicken und diese Thesen bewerten dürfen. Hier kommen meine teilweise wahrscheinlich unpopulären Thesen für die 2020er-Jahre.

1. Die Rückkehr der Inflation

Die 2010er-Jahre waren von einer sehr niedrigen Inflation geprägt. Obwohl die Zentralbanken der westlichen Welt seit Jahren mit aller Kraft versuchen, die Inflation zurückzubringen. Statt dass Verbraucherpreise gestiegen sind, haben sie die Vermögenspreise in die Höhe getrieben und so möglicherweise die von vielen so genannte Allesblase aufgeblasen.

Die 2020er-Jahre könnten dies ändern, indem die Modern Monetary Theory (die direkte Staatsfinanzierung durch die Zentralbanken) Einzug hält in unsere Welt. Hier in Europa dürfte dies politisch sogar recht einfach durchgesetzt werden können, indem man die Klimarettung als Ziel vorgibt. Die EZB könnte den Staaten Milliarden und Abermilliarden an Euro für grüne Projekte in die Taschen geben.

In den USA weiß ich gar nicht, ob an der MMT überhaupt ein Weg vorbeiführt. Das Haushaltsdefizit ist dort so groß wie nie außerhalb einer Kriegs- oder Wirtschaftskrisensituation. Beim nächsten Abschwung dürfte sich das wohl kaum ändern. Auch nicht nach der nächsten Präsidentschaftswahl ‒ wer auch immer gewinnt. Und wahrscheinlich kann man sogar argumentieren, dass mit der seit Monaten getriebenen Repofinanzierung der Federal Reserve die Vorstufe der MMT bereits geschaltet wurde. Zwar nicht die direkte Finanzierung, aber doch fast auf unmittelbarem Wege, indem man den Käufern von US-Staatsanleihen diese sofort wieder abkauft, weil es sonst keine Abnehmer gibt.

Außerdem scheint Helikoptergeld auch immer mehr ein ernst zu nehmender Lösungsvorschlag zu werden. Ich befürchte, dass wir dies in den 2020ern erleben werden. Und während es zunächst schön klingt, dass jeder von uns ein paar 1.000 oder sogar 10.000 Euro einfach so auf sein Konto überwiesen bekommt, könnten die langfristigen Auswirkungen desaströs sein.

Kurz: Es würde mich nicht überraschen, wenn stark steigende Staatsausgaben und noch heißer laufende Gelddruckmaschinen endlich zu der (von den Zentralbanken zumindest) heiß ersehnten Inflation führen würden. Ich befürchte nur, dass diese nicht bei 2 % haltmachen würde.

2. Die Rückkehr von Gold und Bitcoin

Unter dem oben beschriebenen Szenario dürfte der 2019 wieder begonnene Aufschwung von Gold weitergehen. Die Abwertung des Fiatgeldes würde wahrscheinlich zu einer (möglicherweise starken) Aufwertung von sogenannten harten Währungen führen ‒ was Gold für mich ist.

Aber wir wollen auch ein wenig kontrovers sein. Warum sollte dieses Szenario nicht auch zu einer Rückkehr des Glaubens an Bitcoin führen? Ich habe hier zwar einige Argumente gegen Bitcoin aufgeführt. Trotzdem scheinen immer mehr auch sehr erfolgreiche und weitsichtige Finanzmarktakteure daran zu glauben, dass Bitcoin die Zukunft gehören könnte.

Die Kryptowährung muss ja nicht gleich die eierlegende Wollmilchsau unter den digitalen Währungen werden. Aber möglicherweise könnte Bitcoin doch zu einem digitalen Gold werden ‒ nichts für den täglichen Bedarf, aber doch ein nachhaltiger Wertspeicher.

3. Der Untergang der Dominanz der FANGs

Diese vier Unternehmen sind an der Börse aktuell zwischen 3 und 4 Billionen US-Dollar wert. Und sie haben einen enormen Einfluss auf die meisten von uns. Warum sollten diese vier Unternehmen also ihre Macht in zehn Jahren verlieren?

Einmal gibt es die möglichen politischen Eingriffe. Vor allem ein möglicher US-Präsident (oder eine mögliche US-Präsidentin) der demokratischen Partei (insbesondere, wenn er oder sie Sanders oder Warren heißt) könnte sich für die Zerschlagung zumindest des einen oder anderen dieser praktischen Monopolisten einsetzen und erfolgreich sein.

Aber selbst wenn nicht. Wem von uns gefällt es, dass diese Unternehmen teilweise alles von und über uns zu wissen scheinen? Wollen wir nicht diejenigen sein, die die Hoheit über unsere digitale Identität haben?

Ich glaube schon, und ich glaube, dass es dafür Lösungen geben wird. Mit der Blockchain und anderen Distributed-Ledger-Technologien gibt es die Technologie dafür bereits, nur die geeigneten Lösungen sind noch nicht geschaffen. Trotzdem halte ich es für mehr als möglich, dass in Zukunft unsere Daten nicht mehr zentral auf den Servern von nur wenigen Unternehmen zugänglich sein werden, sondern eher verteilt in der digitalen Welt bei uns selbst. Und wir selbst können bestimmen, wer wann wie welche unserer Daten nutzen darf.

Diese vier Unternehmen werden zwar mit großer Wahrscheinlichkeit nicht komplett verschwinden. Aber in zehn Jahren, so meine These, dürften sie als Kollektiv den S&P 500 bei Weitem nicht mehr so dominieren wie heute.

4. Die Distributed-Ledger-Technologie (DLT) wird Einzug in unseren Alltag halten

Der Hype um Kryptowährungen ist abgeflacht. Viele scheinen gar nicht mehr an das Potenzial von Blockchain bzw. DLT zu glauben. Ich gehe davon aus, dass uns die 2020er-Jahre eines Besseren belehren könnten und dass der Hype sogar das Plateau der Produktivität erreichen könnte.

Es muss nicht unbedingt Bitcoin sein, es gibt viele mögliche DLT-Anwendungen, die in zehn Jahren kaum mehr aus unserem Alltag wegzudenken sind. Eine mögliche Anwendung habe ich oben bereits erwähnt: Unsere digitale Identität verteilt im Internet unter unserer eigenen Kontrolle.

Für ebenfalls sehr wahrscheinlich halte ich den Aufstieg von offiziellen digitalen Währungen, die von den Notenbanken ausgegeben werden. Diese dürften mit hoher Wahrscheinlichkeit großes Interesse daran haben, denn eine digitale Währung könnten sie noch viel besser kontrollieren als die heutigen Fiat-Währungen. Karibische Staaten sind bereits drauf und dran, ihre Zentralbanken digitale Währungen einführen zu lassen ‒ und der internationale Währungsfonds unterstützt diese Idee sogar.

Und auch darüber hinaus gibt es so viele mögliche Anwendungen, die von gewissen Megatrends profitieren könnten. Zum Beispiel dem Bedarf nach Transparenz bei Wahlen oder in den Lieferketten der Lebensmittelindustrie ‒ oder der Finanzindustrie! Die vielen smarten Entwickler, die es weiter in diesen Bereich zu treiben scheint, könnten uns also tolle Anwendungen liefern.

5. Der Trend hin zum passiven Investieren wird enden

Wir alle kennen den Trend hin zum passiven Investieren. ETFs bieten eine hervorragende und kostengünstige Möglichkeit, in den breiten Aktienmarkt zu investieren. Laut EPFR Global sind in den 2010er-Jahren mehr als 2 Billionen US-Dollar aus aktiv gemanagten Aktienfonds abgeflossen und fast 3 Billionen US-Dollar in passiv gemanagte Aktienfonds hinein.

Das klingt im Vergleich zur Gesamtmarktkapitalisierung aller weltweiten Aktien (die in diesem Jahr, wenn die Börsen so weitermachen, die 100 Billionen US-Dollar-Marke knacken könnte) zwar nach wenig. Das führt laut einer Schätzung der Investmentbank JP Morgan allerdings bereits heute dazu, dass mehr als vier Fünftel des Aktienhandels auf passive Anlagevehikel zurückzuführen sind.

Anders ausgedrückt: Vier von fünf Kursen, die du an einem Tag beobachtest, werden von jemandem bestimmt, dem der Wert des jeweiligen Unternehmens herzlich egal ist. So beliebt das Investieren mit ETFs auch ist, ich glaube nicht, dass dieser Trend nachhaltig ist.

Was bedeuten diese Thesen für einen Anleger?

Früher habe ich geschaut, dass ich genügend Euro auf meinem Konto hatte, um meine festen Ausgaben für sechs bis zwölf Monate decken zu können, sollte ich mein Einkommen verlieren. Heute habe ich das Geld nicht mehr auf meinem Tagesgeldkonto liegen, sondern den größeren Teil davon in Gold und einen kleinen Teil davon in Bitcoin ‒ beides auf eine Art und Weise, dass ich relativ schnell darauf zurückgreifen kann, sollte der Notfall eintreten.

Und auch wenn dieser Blickwinkel bei meinen Foolishen Kollegen eher unbeliebt ist. Ich würde eher dazu tendieren, den Anteil an Gold etwas zu erhöhen, um mindestens zwölf Monate lang (vielleicht sogar mehr) meine heutigen Ausgaben damit decken zu können. Das dürfte auch von Vorteil sein, sollten sich meine Thesen 1 und 2 bewahrheiten.

Wer daran glaubt, dass die Thesen 3 und 5 eintreffen könnten, der sollte auf keinen Fall in einen S&P-500-ETF investieren. Denn darin befinden sich zu einem relativ großen Teil genau die FANGs. Stattdessen würde es mehr Sinn machen, sich als Stockpicker zu versuchen.

Als solcher dürfte man auch gute Chancen haben, einen wiederkehrenden Aufschwung zu erleben, sollte es sich bewahrheiten, dass das passive Investieren in den 2020ern an seine Grenzen stoßen wird.

Für den Trend Nummer 4 habe ich meinen persönlichen Favoriten. Das Unternehmen heißt Medici Ventures, eine Tochtergesellschaft des Onlinehändlers Overstock. Medici Ventures hat sich nichts anderes zum Ziel gesetzt, als die Welt durch das Voranbringen der Blockchaintechnologie zu verändern. Dafür investiert man in führende Unternehmen aus bestimmten Bereichen, in denen man glaubt, mit der Blockchain die größten positiven Auswirkungen auf die Gesellschaft haben zu können.

Die Aktie ist bestimmt nicht für jeden Anleger geeignet. Und das Unternehmen dahinter ist nicht weniger kontrovers als vermutlich einige meiner Thesen hier. Aber wer ebenfalls an These Nummer 4 glaubt und Medici Ventures noch nicht kennt, für den könnte sich ein Blick lohnen.


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Offenlegung: Bernd besitzt Aktien von Overstock. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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