Der E-Commerce-Gigant ohne echte Probleme

Du kannst dich nicht viel weiter vom Pennystock-Territorium entfernen als bis zum E-Commerce-Giganten Amazon.com (WKN: 906866). Mit 853 Mrd. US-Dollar ist die Marktkapitalisierung von Amazon unter den Top 3 der Welt. Zudem hat das Unternehmen in diesem Jahrtausend noch keinen Aktiensplit durchgeführt, seit dem letzten im Jahr 1999 beträgt die Rendite 2.800 %. Dies in Kombination mit der Split-Aversion Amazons ergibt einen heutigen Aktienkurs von 1.737 Dollar je Aktie, womit es die Aktie unter die Top 5 der Papiere mit dem höchsten Kurs schafft.

Doch Amazon läuft nicht nur aufwärts. In den letzten Monaten ging es recht scharf bergab. Die Aktie ist in den letzten eineinhalb Jahren weitgehend seitwärts gelaufen, in den letzten 52 Wochen liegt die Rendite bei -11 %. Vorausgesetzt, dass bei Amazon nichts völlig aus dem Ruder läuft, könnte nun ein guter Moment zum Einstieg sein.

Ich verstehe, warum die Amazon-Aktie es derzeit schwer hat. Investoren machen sich Sorgen über den Handelsstreit zwischen China und den USA, der die operativen Kosten fast jedes Einzelhändlers erhöht. Doch das ist ein kurzfristiger Belastungsfaktor für ein langfristig gut gedeihendes Geschäft. Der größte Teil von Amazons operativem Gewinn stammt heute aus dem Cloud-Business und nicht aus dem Einzelhandel. Das Unternehmen wird zudem zu einem Logistikspezialisten, da es immer mehr seiner vielen Lieferungen über interne Dienste abwickelt. Wenn die Spannungen zwischen China und den USA sich dann auflösen, wird Amazon niedrigere Kosten und eine Aufwärtsbewegung bei den Bestellungen verzeichnen.

Mein bisheriger Bestand an Amazon-Aktien hat sich seit 2017 mehr als verdoppelt und ich erwarte hohe langfristige Gewinne bei den Anteilen, die ich letzte Woche hinzugekauft habe. Amazon war nie ein Pennystock oder auch nur ein Small Cap, doch das Unternehmen hat die Art Wachstum hinter sich, das man normalerweise mit hungrigen, kleinen Start-ups verbindet.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Kauf eine Sache, die keiner Überlegung bedarf.

Der abverkaufte Innovator

Als nächstes habe ich meine bestehende Position in Tesla (WKN: A1CX3T) um ein paar Aktien erweitert. Das Elektroautounternehmen ist nicht ganz so riesig wie Amazon, aber kommt dennoch auf eine Marktkapitalisierung von 41,5 Mrd. US-Dollar und einen Aktienkurs von 238 US-Dollar.

Genau wie bei Amazon hat das Wachstum in den letzten Monaten etwas nachgelassen. Die Aktie ist in den letzten 52 Monaten um 22 % gefallen und liegt ganze 37 % unter den Hochs aus diesem Zeitraum. Investoren sorgen sich hier um Auslieferungen, die unter den Analystenschätzungen lagen. Doch der Fokus auf dieses kleine Problem lässt das riesige Wachstum, das erreicht wurde, außen vor. Bei Tesla treffen stark steigende Umsätze auf sinkende Investitionsausgaben, was in den letzten zwölf Monaten zu einem Cashflow von 1,4 Mrd. US-Dollar geführt hat. Für die, die zu Hause Buch führen: Vorher hat das Unternehmen hier noch nie ein positives Ergebnis vorweisen können.

Teslas Geschäft geht es demzufolge super, trotz vieler neuer Elektrowettbewerber, die derzeit in die Showrooms rollen. Langfristig möchte Tesla ohnehin ein ganz anderes Unternehmen sein: Es handelt sich um einen zukünftigen Energiegiganten, der gerade im Aufbau ist – das Unternehmen bietet klimaneutrale Energiegewinnung und führende Batterietechnologien.

Ich denke, dass Tesla eines der am wenigsten verstandenen Unternehmen auf unserem Planeten ist. Daher bin ich glücklich, jetzt in diese Aktie zu investieren, obwohl viele andere Investoren sich in die andere Richtung bewegen.

Ein kleiner, aber feiner Internetspezialist

Zu guter Letzt war es an der Zeit, bei Tucows (WKN: A1XBJS) einzusteigen – einem Unternehmen, das ich jahrelang genau beobachtet, doch nie zu meinem Portfolio hinzugefügt habe.

Es handelt sich hier um ein kleines Unternehmen, doch von einem Pennystock ist es weit entfernt: Der kanadische Anbieter von Internetservices wird zu 51 US-Dollar je Aktie gehandelt und bringt es insgesamt auf ein Börsengewicht von 558 Mio. US-Dollar.

Die Basis für Tucows Geschäft war viele Jahre lang die Registrierung von Domainnamen. Durch die Übernahme einiger Domainportfolios verfügt das Unternehmen nun über den zweitgrößten Domainnamenkatalog der Branche. 29 Millionen Domains hat das Unternehmen unter seinem Dach. Das ist kein schnell wachsendes Business, doch es bietet eine stabile und substanzielle Cash-Quelle, die es Tucows ermöglicht, in aufregendere Dinge zu investieren.

Aktuell macht Tucows über zwei verschiedene Ansätze, die beide in der Marke Ting zusammengefasst werden, Schritte in den Internetanbietermarkt. Ting Mobile ist ein Handynetz, wobei Tucows den Zugang zum T-Mobile-Netz zu niedrigeren Kosten und mit qualitativ hochwertigem Service verkauft. Anfang 2020 wird das Unternehmen langsam auf Verizon umsteigen, doch die Grundidee bleibt die gleiche.

Zudem gibt es Ting Internet, einen Glasfaserinternetanbieter, der Gigabit-Angebote in ausgewählten Märkten zu vernünftigen Preisen verkauft. Derzeit ist das Angebot in sechs kleinen Städten, etwa Charlottesville (Virginia) und Sandpoint (Idaho), erhältlich. In nächster Zeit werden weitere Märkte für Ting Internet hinzukommen und das Konzept dürfte über die nächsten Jahre noch weiter ausgedehnt werden.

Ting Internet erweiterte im zweiten Quartal 2019 seine Kundenbasis um 54 % gegenüber dem Vorjahr. Dieses wachstumsstarke Geschäft sollte für Tucows-Aktionäre langfristig starke Renditen schaffen. Zudem ist das Unternehmen auf einem risikominimierenden Fundament aus weniger stark wachsenden Services aufgebaut – Pennystocks können da nicht mithalten.