Ein Überblick über die diesjährigen US-IPOs

Der IPO-Zug kam dieses Jahr relativ schleppend ins Rollen, doch im zweiten Quartal ging es richtig los: In der ersten Jahreshälfte kamen 88 Unternehmen neu auf’s Börsenparkett, 66 davon im zweiten Quartal. Diese Zahl ist zwar 20 % niedriger als der Vorjahreswert, doch der Betrag, den die Unternehmen insgesamt einsammelten, war mit 32 Milliarden Dollar ähnlich hoch wie 2018. Daran sehen wir, dass im zweiten Quartal einige große Tech-Börsengänge stattfanden. Hier sind neun der bekanntesten IPOs des Jahres in alphabetischer Reihenfolge:

Unternehmen Börsenwert Gründungsjahr/IPO-Termin Profitabel? KGV (2019) Prognostiziertes Ergebniswachstum der nächsten fünf Jahre* Rendite seit IPO/IPO-Preis**
Beyond Meat 8,9 Mrd. Dollar 2009/Mai 2019 nein 550 297 % 494 %/25 Dollar
CrowdStrike Holdings 13,2 Mrd. Dollar 2011/Juni 2019 nein n/a 25 % 71,5 %/34 Dollar
Fastly (WKN: A2PH9T) 2,2 Mrd. Dollar 2011/Mai 2019 nein n/a 30 % 50 %/16 Dollar
Lyft 12 Mrd. Dollar 2012/März 2019 nein n/a n/a – 43,3 %/72 Dollar
Pinterest 14,4 Mrd. Dollar 2010/April 2019 nein 2645 n/a; 107 % im nächsten Jahr 39,2 %/19 Dollar
ShockWave Medical 839 Mio. Dollar 2009/März 2019 nein n/a 57 % 76 %/17 Dollar
Slack Technologies 12,9 Mrd. Dollar 2009/Juni 2019 nein n/a n/a – 8,7 %/26 Dollar
Uber Technologies  51,8 Mrd. Dollar 2009/Mai 2019 nein n/a – 167 % – 32,3 %/45 Dollar
Zoom Video Communications 20,8 Mrd. Dollar 2011/April 2019 ja n/a n/a 112 %/36 Dollar

Quellen: Yahoo Finance und YCharts, KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis, *Analystenerwartungen. **Zum Vergleich: Der S&P 500 hat dieses Jahr bisher 20,6 % Rendite gebracht. Stand: 30. September 2019

Bevor wir weitermachen, möchte ich ein paar Worte zu jedem Unternehmen verlieren, das in diesem Artikel nicht tiefer beleuchtet wird. Beyond Meat ist ein Unternehmen aus Los Angeles, das pflanzenbasierte Fleischersatzprodukte herstellt, Crowdstrike kommt aus dem Silicon Valley und bietet IT-Sicherheitsservices. Fastly – ein anderes Unternehmen, das es wert ist, beobachtet zu werden – kommt aus San Francisco und bietet Cloud-Dienste an, die die Geschwindigkeit von Datenauslieferungssystemen erhöhen. Lyft, ebenfalls aus San Francisco, ist das zweitgrößte Ridesharing-Unternehmen. Slack, ebenfalls aus der Golden Gate City, ist ein Anbieter von cloudbasierter Kollaborationssoftware, und Uber, das auch aus San Francisco stammt, ist das größte Ridesharing-Unternehmen der Welt.

Pinterest

Pinterest ist ein Social-Media-Unternehmen und verdient sein Geld genau wie andere Unternehmen aus dieser Kategorie mit Werbung. Sein Name stammt daher, dass Nutzer für sie interessante Beiträge virtuell an ihre Profile anpinnen können. Das Teilen dieser Bilder und Videos erlaubt es Nutzern, neue Produkte und Projekte aus verschiedenen Kategorien wie Zuhause, Lebensmittel, Gesundheit und weiteren kennenzulernen.

Der CEO des Unternehmens aus San Francisco ist gleichzeitig der Gründer. Das ist positiv zu beurteilen, da Studien gezeigt haben, dass gründergeführte US-Unternehmen den Markt im Schnitt deutlich outperformen. Selbst wenn du mein generelles Desinteresse an Social-Media-Unternehmen teilst – sowohl aus Produktsicht als auch als Investment –, verdient Pinterest deine Aufmerksamkeit. Die Plattform ist produktzentrisch aufgebaut und in dieser Hinsicht ähnlich wie die von Amazon. Das verträgt sich gut mit einem Geschäftsmodell, das rund um Werbung aufgebaut ist.

Im zweiten Quartal stieg Pinterests Umsatz um 62 % gegenüber dem Vorjahr auf 261,2 Millionen Dollar, womit die Wall-Street-Erwartungen von 235,5 Millionen deutlich geschlagen wurden. Der bereinigte Verlust, der nicht auf den GAAP-Rechnungslegungsstandards beruht, nahm gegenüber der Vorjahresperiode um 28 % ab und betrug nun 24,5 Millionen Dollar oder sechs Cent je Aktie. Auch hier schlug Pinterest den Analystenkonsens, der einen Verlust je Aktie von 8 Cent erwartete.

Zoom Video

Zoom Video Communications bietet verschiedene Real-Time-Kommunikationslösungen an, die auf einer einheitlichen Plattform laufen (Unified Communications-as-a-Service, kurz UCaaS). Möglich sind cloundbasierte Video- und Audiokonferenzen, Online-Mettings, Gruppenchats und noch mehr.

Genau wie Pinterest wird Zoom von seinem Gründer geführt. Außerdem ist es das einzige Unternehmen aus obiger Tabelle, das Gewinne schreibt. Alleine das sollte das Interesse von Investoren wecken.

Im zweiten Quartal schossen Zooms Umsätze um 96 % auf 145,9 Millionen Dollar nach oben. Das GAAP-Ergebnis je Aktie betrug zwei Cent, im Vorjahreszeitraum landete das Unternehmen auf der Nulllinie. Das bereinigte Ergebnis je Aktie erreichte 8 Cent und sprengte damit die Analystenerwartungen von nur 1 Cent.

ShockWave Medical

ShockWave ist ein Pionier für die Benutzung von intravaskulärer Lithotripsie (IVL) – oder einfach Stoßwellentherapie – zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Lithotripsie kam schon jahrzehntelang bei der Behandlung von Nierensteinen zum Einsatz, doch die Nutzung der Technologie zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen – genauer gesagt, um Kalkablagerungen in Arterien zu lösen – ist etwas Neues.

ShockWave hat derzeit zwei kommerzielle Produkte: den M5 IVL-Katheter und das IVL-Gerät C2 Coronary. M5 wird zur Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit eingesetzt und in den USA und international verkauft. C2 wird genutzt, um koronare Herzerkrankungen zu behandeln und ist in Europa verfügbar. Das Unternehmen arbeitet darauf hin, im ersten Halbjahr 2021 eine US-Genehmigung für C2 zu erhalten, was dem Unternehmen viel Wachstum bringen könnte.

Im zweiten Quartal stieg ShockWaves Umsatz um 339 % gegenüber dem Vorjahr auf 10 Millionen Dollar. Der Nettoverlust stieg um 5 % auf 10,6 %. Der Verlust je Aktie sank dagegen um 93 % auf 0,38 Dollar, was an dem starken Anstieg der im Umlauf befindlichen Aktien infolge des IPOs lag. Die Erwartungen der Wall Street von minus 0,53 Dollar wurden damit geschlagen.