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Ja, ich habe Angst vor einem Börsencrash

Foto: Getty Images

Angst ist ein schlechter Ratgeber. Menschen, die so etwas sagen, haben mit ziemlicher Sicherheit noch nie einen Börsencrash der Stufe „Minus 50 %“ miterlebt.

Wenn Investoren ihre Anekdoten austauschen, höre ich selten etwas über atemberaubende Gewinne. Vielmehr dominieren Geschichten über den gefürchteten Börsencrash. Am liebsten in Gestalt der Dot-Com-Krise oder der US-Immobilien-Krise.

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Nach nun zehn Jahren Kursfeuerwerk liegt der Gedanke nahe, dass sich die Optimisten endgültig durchgesetzt haben. Ich meine hingegen, dass eine gut kalkulierte Portion Angst gerade jetzt der beste Freund des Investors ist.

Optimisten verschlingt die Börse zum Frühstück

Phasen des Optimismus sind nichts Neues. Der Philosoph und Mathematiker Gottfried Wilhelm Leibniz vermutete Anfang des 18. Jahrhunderts, dass diese Welt „die beste aller Welten“ sei. Mutig! Schließlich hatte der dreißigjährige Krieg noch wenige Jahre zuvor halb Europa verwüstet.

Um 1800 arbeiteten Philosophen wie Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Johann Gottlieb Fichte diese Idee weiter aus und wurden zu gefeierten Stars der Berliner Intellektuellenszene. Antagonist Arthur Schopenhauer, der sich nicht nur in Hörsälen, sondern auch in psychiatrischen Kliniken herumtrieb, hatte für diese Art Optimismus nur Spott übrig.

Als Anhänger des Pessimismus war Schopenhauer der Auffassung, dass diese Welt die schlechteste aller möglichen Welten sei. Wäre sie „noch ein wenig schlechter, so könnte sie schon nicht mehr bestehen“. Die Welt sei im Kern nichts weiter als ein blinder „Wille zum Leben“, der in Summe mehr Leid als Glück verursache und daher etwas sei, was besser „nicht sein soll“. Kein Wunder, dass kaum jemand zu seinen Vorlesungen kam. So etwas wollte in Zeiten des deutschen Idealismus niemand hören.

Der Showdown wurde erst durch den Ausbruch der Cholera um 1830 erzwungen. Schopenhauer bekam es mit der Angst zu tun und floh mit Sack und Pack nach Frankfurt am Main. Hegel blieb – und starb (wahrscheinlich an der Seuche). Eins zu null für die Angst!

Kalkulierte Vorsicht ist kein Pessimismus

Der Pessimismus Schopenhauers ist meiner Meinung nach nur im Kontext des deutschen Idealismus als solcher zu bezeichnen. Denn im Grunde ist es wohl eher ein pragmatischer Realismus, der sich warnend gegen allzu enthusiastische Erwartungen an die Welt positioniert.

Das klingt für mich nach einem sehr guten Werkzeug für Investoren. Denn was ist die Börse anderes als die heiße Zone der Erwartungen? Dass die nicht immer erfüllt werden, zeigt die Kurshistorie in einer kristallklaren Brutalität. Optimisten futtert das Biest Börse offenbar gerne zum Frühstück.

Sollte man jetzt also generell die Finger von Aktien lassen, weil eh alles verloren ist? Nein! Aber mehr als die durchschnittliche DAX-Rendite von 8 % im Jahr wird es sehr wahrscheinlich auch nicht werden (Stand: 28.06.2019).

Das entspricht vielleicht nicht den allerhöchsten Erwartungen, schlecht ist das aber keineswegs. Bei einer jährlichen Verzinsung von 8 % verwandeln sich 1.000 Euro Startkapital innerhalb von 30 Jahren auf einen Endbetrag von über 10.000 Euro. Damit kann ich leben!

Schopenhauer würde vermutlich sagen: Die Börse ist wie die Welt. Sie wird nicht schlechter, aber auch nicht besser. Sie ist einfach, wie sie ist. Börsencrash inklusive!

Dem würde wohl auch Warren Buffett zustimmen. Wer so viel Bargeld hortet wie der Altmeister, hält die Börse sicher nicht für eine Einbahnstraße.

Blind Allzeithochs kaufen? Nicht mit mir!

Wer hätte das 2018 gedacht? Offenbar könnte der Bitcoin 2019 die Vermögensklasse des Jahres werden. Mit einem Plus von 170 % seit Jahresanfang lässt die Kryptowährung die gängigen Aktienindizes bislang weit hinter sich (Stand: 22.07.2019).

Vielleicht erkennen die Investoren rund um den Globus Satoshi Nakamotos Kryptowährung nach einem Jahrzehnt beißender Skepsis jetzt endlich doch als interessante Alternative zu Edelmetallen.

Aber vielleicht ist der Bitcoin auch nur ein Ventil für Investoren, die mit den derzeit doch recht hohen Kursen der Aktienindizes hadern. Bitcoin kaufen aus Angst vor einem Börsencrash? Nahe den Allzeithochs ist nichts unmöglich!

Am Ende muss sich jeder Investor fragen, was schlimmer wäre: entgangene Kursgewinne oder ein Börsencrash? So oder so, die Angst ist ohnehin immer mit an Bord! Schopenhauer würde wahrscheinlich anmerken, dass die Abwesenheit von Schmerz (bzw. Absicherung gegen einen Börsencrash) eher zu empfehlen ist als die Gier nach Genuss (bzw. Erwartung von Kursgewinnen).

Vor dem Hintergrund dieser Empfehlung kann ich mit meiner latenten Angst vor einem Börsencrash ganz gut leben. Auch auf die Gefahr hin, dass der Markt bald doch die nächste Stufe in Richtung Mond zündet. Alles hat seinen Preis!

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Stefan hat Bitcoin in seiner Wallet. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Kryptowährungen.



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