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Die Rekapitalisierung von Thomas Cook unter der Lupe – fliegt hier noch was?

Ein zweifelhafter Flieger
Bild: Ralf Anders

Bietet die Aktie von Thomas Cook (WKN:A0MR3W) nun noch besondere Chancen? Anleger fragen sich seit vielen Wochen, wie der Pauschalreisen-Pionier wohl seine Krise bewältigen will. Von Totalverlust bis Kursvervielfachung schien alles möglich. Nun sind wir ein bisschen schlauer, nachdem bestätigt wurde, dass ein chinesischer Großaktionär konkrete Pläne hat, eine Lösung der Liquiditätssituation anzuführen. Hier ist alles, was wir bisher darüber wissen und worauf es jetzt ankommt.

Fosuns Plan

Es ist zunächst nur ein Vorschlag, aber die bereits am 10. Juni bestätigten Gespräche mit der Fosun Tourism Group haben nun ein fortgeschrittenes Stadium erreicht. Der Großaktionär hat natürlich ein überragendes Interesse daran, dass Thomas Cook den Turnaround schafft, und will dazu einen Beitrag leisten.

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Allerdings gibt es auch Bedingungen, denn auch die Gläubigerbanken und Anleihenbesitzer müssen mitziehen. Deshalb gab es bei den beiden 2022 und 2023 auslaufenden Anleihen keine Freudensprünge. Trotz ihrer jeweils hohen Zinskupons notieren sie weiterhin rund zwei Drittel unter Nominalwert. Das Ausfallrisiko mag mit dem Plan prinzipiell geringer werden, aber dafür fordert Fosun, dass ein Großteil der Schulden in Eigenkapital gewandelt wird.

Außerdem ist eine Aufspaltung vorgesehen, damit Fosun die Mehrheit am Reisegeschäft übernehmen kann, aber trotzdem bei den Airlines Minderheitsaktionär bleibt. Nun laufen hitzige Diskussionen über die Konditionen für die Gläubiger, die natürlich ein möglichst großes Stück vom Kuchen abbekommen wollen, zulasten der Altaktionäre.

Die zweitbeste Lösung

Dass innerhalb eines Monats seit Bekanntwerden der Verhandlungen mit Fosun keine Alternative konkret wurde, ist zunächst kein gutes Zeichen. Offenbar gelang es nicht, Interesse für die Airline zu einem für Thomas Cook attraktiven Preis zu generieren.

Das wäre das bevorzugte Szenario für das Management und wohl auch die Aktionäre gewesen, denn es hätte im besten Fall sowohl die kritische Eigenkapital- und Liquiditätssituation gelöst als auch den Turnaround des Tour-Operator-Segments beschleunigt, woran die Aktionäre unverwässert beteiligt gewesen wären.

Aber es war wohl eher ein Wunschtraum und die Erkenntnis, dass daraus aller Wahrscheinlichkeit nach nichts wird, ist sicherlich ein Faktor, der die Aktie am Freitag abstürzen ließ. Andererseits ist eine Rekapitalisierung immer noch besser als eine Abwicklung, mit der einige Marktbeobachter gerechnet hatten.

Worauf es jetzt ankommt

Für bestehende Aktionäre sind nun zwei Dinge wichtig: Zum einen müssen sie sich auf eine starke Verwässerung ihrer Anteile einstellen, weil sich die Anzahl der Aktien voraussichtlich verfünf- oder sogar verzwölffachen wird. Zum anderen sollen sie aber auch die Gelegenheit bekommen, an der Seite von Fosun und den Gläubigern an der Eigenkapitalerhöhung teilzunehmen, um so ihren Anteil stabil zu halten.

Die große Frage, die sich dabei jedoch stellt, betrifft den Kurs, auf den sich die Beteiligten einigen. Mit rund 750 Mio. Britischen Pfund soll die Bilanz durch die Kapitalmaßnahme aufgepolstert werden. Teilen wir diesen Betrag durch den Durchschnitt der letzten Monate im Bereich von 15 Pennys, dann ergibt sich eine Anzahl von 5 Milliarden neuen Aktien. Wird hingegen der aktuelle Kurs von 5 Pennys herangezogen, dann wären es 15 Milliarden neue Stücke, gegenüber dem aktuellen Bestand von 1,54 Milliarden.

Im ersten Fall hätten die bestehenden Aktionäre hinterher also immer noch 23,5 %. Im zweiten Fall nur noch traurige 9,3 % (ohne Beteiligung an der Kapitalerhöhung). Wenn man davon ausgeht, dass Thomas Cook zunächst zumindest die 750 Mio. Pfund wert sein wird, dann wäre der Anteil der Altaktionäre beim Ausgabepreis von 15 Pennys 176 Mio. Pfund wert, also mehr als doppelt so viel wie die aktuelle Marktkapitalisierung.

Aus meiner Sicht wäre es ein fairer Deal für alle Seiten, und da Fosun aufseiten der Altaktionäre steht, dürften sich die Interessen der Chinesen zumindest teilweise mit denen der Minderheitsaktionäre decken. Allerdings rechnen die Marktteilnehmer offenbar damit, dass die Gläubiger mit harten Bandagen kämpfen werden, um einen Kurs im Bereich von 7 Pennys oder sogar noch darunter durchzusetzen.

Abseits der Zahlen

Lass uns zum Schluss aber noch einmal von den Zahlenspielchen wegkommen. Denn bei Thomas Cook handelt es sich noch immer um ein mächtiges Unternehmen mit langer Tradition – und wenn wir uns daran beteiligen wollen, dann sollten wir eine klare Meinung darüber haben, wohin die Reise geht. Folgen auf die Rekapitalisierung neue Probleme, so wie wir es bereits nach 2012 erlebt haben, dann ist die Aktie nicht einen Penny wert.

Gelingt es hingegen, die Organisation mit der besseren Kapitalausstattung und einer erfolgreichen Strategie auf Vordermann zu bringen, dann ist natürlich noch viel mehr drin als eine Marktkapitalisierung von 750 Mio. Pfund.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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