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Was Investoren über das dritte Quartal von SAP vorab wissen müssen

Geschäftsmann mit Lupe untersucht Papier Bericht
Foto: Getty Images

SAP (WKN: 716460) wird am 18.10.2018 die Ergebnisse für das dritte Quartal 2018 veröffentlichen. Deutsche Investoren, die vom Cloud-Boom profitieren wollen, sollten SAP im Auge behalten.

Mit der Cloud wachsen

SAP ist für mich einer der interessantesten Titel am deutschen Aktienmarkt, denn es ist eines der wenigen Investments in Deutschland, mit dem man sich zumindest teilweise am Cloud-Boom beteiligen kann. 

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Dass es einen Cloud-Boom gibt, lässt sich eindrucksvoll belegen: Schließlich stieg der BVP Cloud Index, der sich aus 50 Cloud-Unternehmen zusammensetzt (SAP ist darin noch nicht enthalten), seit Januar 2011 um fast 600 %. 

Bei einer derart eindrucksvollen Wachstumsrate stellt sich die Frage, ob das meiste Wachstum bereits in der Vergangenheit liegt. Ich glaube, das ist nicht der Fall. Foolishe Investoren sollten diesen Bereich daher auf gar keinen Fall übersehen.

SAP auf gutem Weg

Und dennoch muss ich eines vorneweg einräumen: SAP ist alles andere als ein „Pure Play“ im Cloud-Bereich. Im zweiten Quartal 2018 machten die Cloud-Umsätze lediglich etwa 20 % des Gesamtumsatzes aus. Was Investoren aber positiv stimmen sollte, ist, dass dieser Prozentsatz in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Zwei Jahre zuvor machte die Cloud nämlich lediglich knapp 14 % des Gesamtumsatzes aus.

Und in Zukunft sollte der Cloud-Umsatz auch weiterhin stark zulegen. Denn die strategische Ausrichtung des Konzerns geht eindeutig in Richtung Cloud.

Im zweiten Quartal 2018 wuchs der Cloud-Umsatz währungsbereinigt um 40 % gegenüber dem Vorjahresquartal. CEO William McDermott wies außerdem in der letzten Telefonkonferenz darauf hin, dass SAP über die meisten Cloud-User der Unternehmenssoftwarebranche verfüge – ein gutes Zeichen.

Wie wächst das Cloud-Geschäft im dritten Quartal?

SAP veröffentlicht keine quartalsweisen Umsatz- und Gewinnerwartungen und daher auch keine Quartalszahlen für einzelne Unternehmenssparten. Daher wissen wir nicht genau, mit welchen Cloud-Umsätzen wir im dritten Quartal rechnen sollten.

Vielleicht lässt es sich aber grob herleiten: Saisonal verzeichnet das dritte Quartal normalerweise ein etwas gedämpftes Wachstum, während das vierte Quartal meistens sehr stark ist. Für das Gesamtjahr 2018 rechnet das Management mit Cloud-Umsätzen zwischen 5,05 und 5,2 Mrd. Euro (Mittelwert: 5,13 Mrd.). Im ersten Halbjahr wurden bereits 2,3 Mrd. Euro verbucht, das heißt, im zweiten Halbjahr sollten – wenn man vom Mittelwert ausgeht – noch etwa 2,83 Mrd. Euro hinzukommen.

Im dritten Quartal würde ich mit Cloud-Umsätzen in Höhe von etwa 1,24 Mrd. Euro rechnen. Das liegt in etwa auf dem Niveau des zweiten Quartals, denn ich gehe von einem sehr moderaten sequenziellen Wachstum aus.

Was die Analysten erwarten

Analysten rechnen im Durchschnitt mit etwa 6 Mrd. Euro Gesamtumsatz für das dritte Quartal 2018. Das entspricht einem Wachstum von etwa 7 % gegenüber dem Vorjahr und einem gleichbleibenden Niveau gegenüber dem zweiten Quartal 2018. Im Vergleich zum Vorjahr wäre dieses Wachstum durchaus positiv, denn 2017 lag das Umsatzwachstum noch bei lediglich 4 %. 

Das Ergebnis pro Aktie soll laut Analysten bei etwa 1,08 Euro liegen. Im Vorjahr lag es (Nicht-IFRS) bei 1,01 Euro, das heißt, auch beim Gewinn rechnen Analysten mit etwa 7 % Wachstum.

Wie immer gilt es, diese Zahlen möglichst zu übertreffen – zumindest um kurzfristige Kurssprünge zu ermöglichen. Ob das passieren wird, können wir im Moment nicht wissen.

Foolishe Investoren sollten sich eher daran orientieren, ob das Management seine eigenen Prognosen erfüllen bzw. übertreffen kann – das können wir aber erst am Ende des vierten Quartals mit Gewissheit beurteilen.

Gegenwind bei Softwarelizenzen

Was Investoren im letzten Quartalsbericht verstimmt hat, war die etwas schlechtere Performance im Bereich Softwarelizenzen – sie fielen um 2,5 % gegenüber dem Vorjahr. Das ist nicht unerheblich, denn immerhin machten die Umsätze dieses Bereichs im zweiten Quartal noch 62 % der Gesamtumsätze aus. Mit einer Bruttomarge von 87 % sind diese Umsatzerlöse besonders attraktiv, da sie unterm Strich auch eine hohe Gewinnmarge ermöglichen.

Für SAP ergibt sich hier gewissermaßen ein Dilemma, denn der verstärkte Fokus auf den Cloud-Bereich wirkt sich scheinbar negativ auf den Softwarelizenzverkauf aus. Und die Bruttomargen der Cloud-Sparte sind mit 63,6 % derzeit noch deutlich unter dem Softwarelizenzniveau. 

Obwohl SAP natürlich versucht, beide Bereiche zu maximieren, ist dies aus strategischer Sicht eine Herausforderung.

Umstellung auf Cloud langfristig von Vorteil

Trotzdem halte ich den Fokus auf Cloud-Umsätze für SAP für richtig und wichtig. Wieso? Ein wesentlicher Punkt ist das damit einhergehende Geschäftsmodell. Cloud-Lösungen werden nämlich in der Regel als „SaaS“-Modell (Software as a Service) vertrieben – so auch bei SAP. 

Im alten Softwarelizenzmodell wurde Software in der Regel wie folgt verkauft: Der Kunde zahlt einmal den Kaufpreis (die Lizenzgebühr) und darf dafür die Software für immer verwenden. Für Services und Updates wird extra bezahlt. 

„SaaS“ basiert auf einem Abonnementmodell, das heißt, die Kunden schließen einen Vertrag über ein oder mehrere Jahre ab und zahlen dann in der Regel einen monatlichen Betrag, um die Software zu benutzen. Wird aber das Abonnement beendet, kann man die Software nicht mehr benutzen.

Lock-in-Effekt und „SaaS“

Ein großer Vorteil der Softwarebranche waren schon immer die vergleichsweise hohen Umstellungskosten. Wer einmal eine Software kauft, implementiert und seine Mitarbeiter darauf einschult, wird es sich zweimal überlegen, die Software zu wechseln.

Dieser Lock-in-Effekt ist im „SaaS“-Modell meines Erachtens noch größer: Zum einen sind die Investitionskosten für den Kunden geringer und besser planbar, was dazu führen sollte, dass Abonnements stetig verlängert werden. Zum anderen sollte die Kundenzufriedenheit höher sein, wenn laufend Updates eingespielt werden. Denn laufend kleinere Updates sind tendenziell weniger fehleranfällig, leichter vom Kunden zu implementieren und schließlich sollte der Kunde glücklich darüber sein, immer mit der aktuellsten Software zu arbeiten.

Zudem ist es im Abo-Modell nicht mehr möglich, das nächste Softwareupdate hinauszuzögern oder gleich ganze Versionen zu überspringen, um Kosten zu sparen – ein großer Vorteil für die Softwarehersteller. Daher sollte auch der Lifetime-Value des Kunden (das heißt der Gesamtbetrag, den ein Kunde über seine gesamte „Lebenszeit“ ausgibt) im „SaaS“-Modell höher sein als im Lizenzmodell.

Nicht, dass der Lock-in-Effekt für SAP-Software nicht immer schon sehr stark war. Aber in Zukunft rechne ich damit, dass die Umsätze für SAP durch das vermehrte Cloud- bzw. „SaaS“-Geschäft noch stabiler und planbarer werden – ein Plus für langfristige Investoren.

Geduld ist eine Tugend

Investoren sollten wegen des leicht rückgängigen Lizenzgeschäfts nicht zurückschrecken. Denn langfristig ist die Ausrichtung auf die Cloud richtig und bietet Rückenwind für solides Wachstum in der Zukunft. Die Umstellung wird aber nicht von heute auf morgen erfolgen. Investoren müssen geduldig sein. 

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Nikolaus Schranz besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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