Die höchsten Dividenden im MDAX zeigen, welche Industrien keine gute Zukunft vor sich haben
Wenn Unternehmen aufhören zu wachsen, bleibt Anlegern oftmals wenigstens noch der Trost von einer relativ hohen Dividendenrendite. Das ist ein normaler und wichtiger Prozess, denn wenn Unternehmen weiter viel investieren, obwohl es keine Wachstumsmöglichkeiten gibt, verbrennen sie in der Regel Kapital. Da ist das Geld bei den Anteilseignern besser aufgehoben.
Ein Blick auf die zehn höchsten Dividendenrenditen im MDAX zeigt deutlich, dass bei einigen Branchen die Luft raus ist.
Hohe Dividendenrenditen gibt es meistens nur bei hohen Risiken
Von über 4 bis fast 9 % reichen die zehn höchsten Dividendenrenditen im MDAX. Das weckt sicherlich bei vielen dividendenhungrigen Investoren Begehren, aber zeigt auch auf, welche Industrien es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten besonders schwer haben werden.
Unternehmen | Dividendenrendite* | Industriezweig |
ProSiebenSat.1 | 8,94 % | Medien |
METRO | 6,65 % | Handel |
RTL Group | 6,53 % | Medien |
Aareal Bank | 6,29 % | Banken |
Deutsche Pfandbrief | 5,21 % | Banken |
Deutsche EuroShop | 4,95 % | Immobilien/Handel |
Schaeffler Vorzugsaktie | 4,88 % | Automobil |
Hannover Rück | 4,80 % | Versicherungen |
Talanx | 4,55 % | Versicherungen |
Innogy | 4,48 % | Energie |
Quelle: Börse Online, Stand: 09. Juli 2018 (Schluss); *bezogen auf die in 2018 ausgeschüttete Dividende
Werfen wir einmal einen kurzen Blick auf die großen Gefahren für die jeweiligen Geschäftsmodelle, die es in den in der Tabelle mehrfach vertretenen Industriezweigen gibt:
Medien: Klassische Fernsehsender wie RTL, ProSieben und Sat.1 müssen um ihre Zuschauer bangen. Noch sind es viele gewohnt, den Fernseher für das laufende Programm anzuschalten, aber für jüngere Generationen ist das schon heute antiquiert. Sie wählen viel lieber bei Netflix oder Amazon Prime Video nach Lust und Laune.
Streamen ist die Zukunft. Das können auch Fernsehsender nachahmen, die haben schließlich einiges an hauseigenem Content, aber meistens gewinnen in einem solchen Wettbewerb die stärksten Plattformen, und die sehen schon ziemlich uneinholbar aus. Das deutet auf sinkende Zuschauer und somit sinkende Werbeerlöse für die alten Medienunternehmen hin. Wenn das zu Sparmaßnahmen und in der Folge schlechterem Content führt, kann das auch die restlichen Zuschauer verschrecken und es beginnt ein Teufelskreis.
Handel: Man kann es kaum noch hören, aber das Internet verändert tatsächlich den Handel komplett. Der Trend hin zum Online-Shopping ist für die reinen Onlinehändler ein starker Rückenwind. Der stationäre Einzelhandel könnte zwar aufholen, schließlich hat er in vielen Fällen gute Lager- und Lieferinfrastrukturen, aber die radikale Umstellung fällt in der Regel schwer, nicht zuletzt, weil man sich dabei fast immer auch selbst Konkurrenz machen muss.
So wird der ohnehin hart umkämpfte Handel mit Lebensmitteln wahrscheinlich noch härter, sobald die Kunden sich zunehmend ihre Produkte über das Internet bestellen. Das macht der METRO das Leben schwer. Ebenso ist es sehr wahrscheinlich, dass die Einkaufszentren der Deutschen EuroShop mittel- bis langfristig weniger Kunden anlocken können. Wird dann das Angebot schlechter, könnte sich auch hier ein Teufelskreis entwickeln.
Banken und Versicherungen: Aktuell machen vor allem die niedrigen Zinsen den Banken und Versicherungen zu schaffen. Das lenkt aber vielleicht von der viel grundlegenderen Gefahr ab. In einer Welt, in der schon heute fast alles online erledigt werden kann und Finanzdienstleister immer mehr Arbeitsschritte automatisieren können, ist ihr Geschäftsmodell in Gefahr.
Es ist nicht so, dass es in Zukunft keine Banken und Versicherungen mehr geben wird, aber sie dürften viel schlanker sein und sich schwer tun, hohe Gewinne zu erwirtschaften.
Noch ist nicht alles finster
Dass die genannten Branchen nicht vor goldenen Zeiten stehen, ist ziemlich klar, das gibt aber noch keine Gewissheit über die Zukunft der einzelnen Unternehmen. Die befinden sich gerade noch in einer Zwielicht-Phase. Sie können ihre Zukunft bis zu einem gewissen Grad selbst gestalten und im besten Fall neue Wachstumswege finden oder im zweitbesten Fall Stagnation gut managen.
Außerdem sind die bevorstehenden Probleme ja auch schon eingepreist, sonst wären die Dividendenrenditen nicht so hoch. Schlechte bis mittelmäßige Aussichten und ein sehr günstiger Aktienkurs können in der Kombination immer noch zu guten Renditen für Anleger führen. Bei den Aktien von Unternehmen mit durchwachsenen Zukunftsaussichten ist das Risiko allerdings hoch, dass sich die Dividende als schwacher Trost herausstellt.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. John Mackey, CEO von Amazon-Tochter Whole Foods Market, sitzt im Vorstand von The Motley Fool. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Amazon und Netflix. The Motley Fool empfiehlt Aktien der Deutsche EuroShop.