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Sind US-Staatsanleihen 2018 interessanter als deutsche Aktien?

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Foto: Getty Images

Manchmal scheint es so, als würde die Finanzwelt verzweifelt nach einem Grund suchen, um den Bullenmarkt bei Aktien endlich für beendet zu erklären. Zuletzt war oft zu lesen, dass es vermutlich die steigenden Anleiherenditen in den USA sein könnten, die dem Aktienmarkt den Todesstoß versetzen werden. Kann das sein? Aktien verkaufen und dafür Anleihen kaufen? Macht das Sinn?

Nun, ich schätze, es mag einige Investoren geben, die sich nur mangels Alternativen am Aktienmarkt bewegen. Bei einem Zinssatz von nahe Null auf dem Girokonto mag eine Dividendenrendite von etwa 2,6 % bei einem handelsüblichen DAX-ETF sehr verlockend wirken. Doch jetzt, wo die Anleiherendite amerikanischer Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit in den Bereich von 3 % vorgedrungen ist, stellt sich die Frage, ob die Dividendenrendite als Zinsersatz vielleicht ausgedient hat.

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Ausfallsicherheit

US-Staatsanleihen mit der besten Bewertung gelten im Allgemeinen als ausfallsicher. 1979 kam es zu einer einmalig verzögerten Auszahlung. Ansonsten ist die Reputation des nordamerikanischen Staates exzellent. Ob das so bleibt, kann niemand vorhersagen. Ich schätze, wenn sich das einmal ändert, hat die Welt ohnehin andere Herausforderungen zu lösen als Renditen verschiedener Anlageklassen miteinander zu vergleichen.

Der gesamte Aktienmarkt, hier stellvertretend der DAX, hat bewiesen, dass hier erhebliche, wenn auch zeitlich begrenzte, Wertverluste möglich sind. Langfristig hat sich der DAX immer wieder vollständig erholt. Die persönliche Fähigkeit, kurz- bis mittelfristige Bärenmärkte ohne Panik überstehen zu können, ist bei dieser Anlageklasse selbstverständlich von Vorteil. Sonst wird man letztendlich selbst zum Ausfallrisiko.

Einzelne Aktien können hingegen komplett ausfallen, wenn das dazugehörige Unternehmen vom Markt verschwindet. Ausgewählte Aktien aus dem DAX belohnen die Investoren dafür auch gerne mit mehr als 3 % Dividendenrendite. So z.B. BMW (WKN:519000) mit einer Dividendenrendite von 4,59 % (2017) oder Daimler (WKN:710000) mit einer Dividendenrendite von 5,16 % (2017). Ob und wie viel Dividende von einem Unternehmen ausgeschüttet wird, entscheidet sich für gewöhnlich von Jahr zu Jahr neu.

Marktwert und Rendite

Anleihen steigen im Wert, wenn die Rendite sinkt, und sinken im Wert, wenn die Rendite steigt. Die aktuelle Rendite beeinflusst demnach den Marktwert der Anleihe. Die Rendite der Anleihe, die man schon besitzt, bleibt natürlich konstant, auch wenn sich der Marktwert ändert. Auf Grund der tadellosen Zahlungsmoral der USA erkauft man sich mit US-Staatsanleihen eine Rendite, auf die auch in schwierigen Zeiten Verlass ist.

Bei Aktien sind die Gesetzmäßigkeiten hinsichtlich Marktwert und Rendite vielschichtiger. Aktien können an Wert gewinnen oder verlieren, unabhängig von der Höhe der Dividende. Da Unternehmen ihre Profite für gewöhnlich reinvestieren, werden im besten Fall mit der Zeit mehr Werte geschaffen. Unternehmen können daher mit der Zeit Stück für Stück wertvoller werden. Daher ist es kein Wunder, dass sich der DAX Kursindex (ohne Dividenden) in den letzten zehn Jahren um satte 30 % verteuerte.

Gute Geschäfte geben den Unternehmen außerdem regelmäßig genügend Spielraum für eine Dividendenerhöhung. Ein Extremfall sind die sogenannten Dividendenaristokraten. Das sind Unternehmen, die ihre Dividende seit mindestens 25 Jahren jährlich erhöht haben. Das machen aber längst nicht alle Unternehmen. In Krisenzeiten können Dividenden auch mal kräftig sinken, oder auch steigen, je nachdem was das Unternehmen für richtig hält.

Auf konstante oder gar steigende Ausschüttungen der Unternehmen kann man sich demnach nicht zu hundert Prozent verlassen. Wenn man auf der Suche nach einem verlässlichen Zahler ist, sind Staatsanleihen eindeutig im Vorteil. Ob Krise oder nicht, der Staat zahlt jedes Jahr pünktlich, kalkulierbar und zuverlässig. Die Börsenlegende André Kostolany sagte passend dazu: „Wer gut schlafen will, kauft Anleihen, wer gut essen will, bevorzugt Aktien.”

Währungsrisiko

Amerikanische Staatsanleihen werden in US-Dollar gehandelt. Käufer aus dem Euroraum müssen demnach immer mit einem Auge den Devisenmarkt, im Speziellen das Devisenpaar EUR/USD im Blick behalten. Dort kann es zu erheblichen Schwankungen kommen. Im Januar 2017 schrammte das Paar EUR/USD knapp an der Parität (1 US-Dollar für 1 Euro) entlang. Danach wertete der US-Dollar gegenüber dem Euro zeitweise um über 20 % ab. Für Anleger aus dem Euroraum ist das natürlich ärgerlich, da Ausschüttung und Marktwert der Anlage natürlich auf Basis der heimischen Währung beurteilt wird.

Andererseits könnte das Devisenpaar EUR/USD auch deutlich nachgeben. Für Anleger aus dem Euroraum wäre das in zweierlei Hinsicht von Vorteil. Gemessen in Euro würde sich sowohl der Marktwert der Anleihe als auch der Wert der regelmäßigen Auszahlungen erhöhen. Wenn man nun der Meinung ist, dass der Euro in Zukunft abwerten wird, können mit dem Erwerb von US-Staatsanleihen auch Chancen auf eine deutliche Wertsteigerung verbunden sein.

Nicht zu vergessen ist auch, dass Aktien ebenfalls ein Währungsrisiko beinhalten. Deutsche Unternehmen wie Fresenius (WKN:578560) oder SAP (WKN:716460) erwirtschaften jeweils mehr als 30 % vom Umsatz in den USA. Eine Euroaufwertung würde die Auslandsgeschäfte dieser Unternehmen sehr wahrscheinlich negativ beeinflussen.

Meine Entscheidung? Ich bleibe bei Aktien

Zugegeben, im Hinblick auf die sportliche Bewertung der Aktienmärkte und der rekordverdächtigen Länge des Bullenmarktes reizt mich die Sicherheit, die US-Staatsanleihen auf den ersten Blick versprechen. Garniert mit einer Rendite von fast 3 % ist das Angebot schon recht verlockend.

Doch auf den zweiten Blick stört mich das Währungsrisiko. Ich möchte eigentlich nicht über Umwege zum Währungsspekulanten werden. Wo das Devisenpaar EUR/USD in einem Monat, einem Jahr oder gar in zehn Jahren steht, kann heute niemand seriös vorhersagen. Doch falls der Euro wirklich einmal schockartig aufwerten sollte, werden auch deutsche Aktien auf Grund der Abhängigkeit zum US-Absatzmarkt mit Devisenproblemen zu kämpfen haben. Ob die Dividenden dann auch noch so üppig sprudeln?

Die größten Zweifel kommen mir hinsichtlich der Zeitspanne. Eine verlässliche, vorhersagbare Rendite über zehn Jahre hinweg klingt super. Doch in zehn Jahren kann viel passieren. Im Jahr 2004 war Facebook (WKN:A1JWVX) noch nicht viel mehr als ein Experiment. Bereits 2015 war das soziale Netzwerk plötzlich mehr wert als Walmart (WKN:860853). Wer weiß, welche Technologierevolutionen die nächsten zehn Jahre hervorbringen werden. Ich weiß nur, dass ich dann gerne an Unternehmen beteiligt wäre, die sich mit diesen Technologien beschäftigen. Mit dieser Entscheidung kann ich sehr gut schlafen.

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Stefan Naerger besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Facebook. The Motley Fool empfiehlt BMW, Daimler und Fresenius.



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