Personalrochaden und ein Börsengang bei VW: Ziehen BMW und Daimler nach?
Volkswagen (WKN:766403) überraschte den Markt kürzlich mit großen Ankündigungen. Die „Truck & Bus“-Sparte soll bereits bald an die Börse gehen und das Managementteam wird neu zusammengestellt. Auch Daimler (WKN:710000) steht vor organisatorischen Veränderungen. Bei BMW (WKN:519000) gibt es hingegen keinerlei Gerüchte. Zumindest noch nicht.
VW – Personalrochaden: Elektromobilität-Fans übernehmen das Ruder
Der bisherige Vorstandsvorsitzende Matthias Müller wird ab sofort durch Dr. Herbert Diess ersetzt. Diess erhält dabei einen deutlich größeren Verantwortungsbereich als Müller. Zukünftig ist der Vorstandsvorsitzende auch für das Volumen-Segment verantwortlich, in dem unter anderem die VW-Marke enthalten ist. Außerdem führt Diess künftig auch die Konzernfunktionen „Fahrzeug IT“ und „Entwicklung und Forschung“ sowie die neu gegründete Mobilitätsservicemarke Moia. Ein starkes Zeichen hinsichtlich der Wichtigkeit dieser drei Arbeitsgebiete.
Der neue Vorsitzende Diess ist ein Kind der Automobilindustrie. Vor seiner Zeit bei VW war er bei Bosch und lange Jahre bei BMW tätig. Dort setzte er sich in seinen letzten Jahren als Entwicklungsvorstand sehr stark für Elektromobilität ein. Bereits im Jahr 2013 verkündete er in dieser Funktion:
„Elektrifizierung wird bei allem, was wir tun, ein zentrales Thema sein“
Natürlich war das für so manchen Elektromobilitäts-Fan noch zu wenig Engagement, was auch einige reserviertere Meinungen in der Presse erklärt. Aber auch Oliver Blume, bisheriger Porsche-Chef und nun neuer Produktionsvorstand des Konzerns, hält angeblich sehr viel von Elektromobilität. Lassen wir uns überraschen, ob durch diese neuen Steuermänner noch mehr Schwung in dieses Thema kommt.
Weiteres wichtiges Detail ist die Neustrukturierung des Konzerns in sechs Geschäftsfelder und die gesonderte Region China. Die exakte Bezeichnung und Abgrenzung der sechs Geschäftsfelder wurden noch nicht im Detail verkündet. Angekündigt wurden lediglich die drei neuen Geschäftsfelder „Volumen“ (unter anderem die Marken VW und Skoda), „Premium“ (unter anderem die Marke Audi) und „Super Premium“ (unter anderem die Marke Porsche) im PKW-Bereich sowie die „Truck & Bus“-Sparte.
Vorteile dieser neuen Aufstellung sollen schnellere und zielgerichtete Entscheidungen sein. Außerdem machen derart konzentriertere Geschäftsfelder den vollständigen Verkauf oder einen Teilverkauf einzelner Geschäftsfelder einfacher. Genau das ist in naher Zukunft bei der „Truck & Bus“-Sparte geplant.
VW – Börsengang: „Truck & Bus“ könnte Milliarden in die Kassen spülen
Vor nun bereits drei Jahren gründete der VW-Konzern die „Truck & Bus“-Sparte, die sich aus den Marken MAN und Scania zusammensetzt. Nun steht das nächste Kapitel an. Durch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft steht dem geplanten Börsengang im Jahr 2019 nicht mehr viel im Wege. Angeblich will VW sich im Zuge des Börsengangs von 25 % der Anteile trennen. Der Umsatz der Sparte betrug im Jahr 2017 stolze 24 Millionen Euro. Das operative Ergebnis fiel mit 1,7 Milliarden Euro ebenfalls beachtlich aus.
Der Verkauf soll nach Medieninformationen rund 6 bis 7 Milliarden Euro in die VW-Kassen spülen. Das würde einer Bewertung von bis zu dem 1,2-Fachen des Umsatzes des vergangenen Jahres entsprechen. Das wäre ein deutlicher Aufschlag gegenüber der derzeitigen Bewertung des Volkswagen-Konzerns, der mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von derzeit rund 0,4 vom Markt eine deutlich geringere Bewertung erhält.
Ist dieser Aufschlag gerechtfertigt? Ich bin mir nicht sicher. Auf der einen Seite wird die „Truck & Bus“-Sparte derzeit weit weniger mit den großen Herausforderungen, wie Fahrverbote für Diesel und der neuen Konkurrenz durch Technologieunternehmen, in Verbindung gebracht. Auf der anderen Seite stehen auch Busse und schwere Trucks vor Herausforderungen. Auch hier müssen alternative Antriebe eingeführt werden, um die Klimabelastung im Verkehrsbereich zu reduzieren. Und auch hier stellt sich die Frage, ob traditionelle Unternehmen auch in einer Welt autonomer Fahrzeuge ihre Spitzenpositionen verteidigen können.
Risikolos ist das Geschäft mit Trucks und Bussen also bei weitem nicht. Allerdings könnte es tatsächlich einige Milliarden Euro in die Kassen von VW spülen, die man für die anstehenden Investitionen in Elektromobilität, Mobilitätsdienstleistungen oder autonomes Fahren sicherlich gut gebrauchen könnte. Auch bei Daimler könnte sich etwas Ähnliches anbahnen.
Wie Daimler und BMW nachziehen könnten
Daimer hat bereits im vergangenen Jahr organisatorische Änderungen angekündigt. Die Sparten „Trucks & Buses“ sowie die Sparte „Cars & Vans“ sollen in Aktiengesellschaften umgewandelt werden. Die offizielle Begründung hierfür lautet noch immer, so eine bessere Fokussierung auf sich immer schneller ändernde Markt- und Kundenanforderungen gewährleisten zu können. Aber Daimler schafft so auch zumindest die zwingende Voraussetzung für einen möglichen Börsengang oder teilweisen Verkauf einzelner Sparten an strategische Investoren.
Ein möglicher Daimler-Deal bei Trucks und Bussen hätte im Vergleich zum angekündigten VW-Börsengang allerdings eine deutlich andere Größenordnung. Addiert man die Umsätze der Bus und Truck-Sparte von Daimler für das Jahr 2017, erhält man einen Gesamtumsatz von 40 Milliarden Euro. Der Börsenwert dieser Abspaltung würde also deutlich größere Summen in die Daimler-Kassen spülen. Bei BMW, die neben dem Automobilgeschäft lediglich noch ein Motorrad-Geschäft vorzuweisen haben, sind aus München derartige Überlegungen zumindest noch nicht in die Öffentlichkeit gedrungen.
Zudem haben sowohl Daimler als auch BMW mit der anstehenden Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, welches die Mobilitätsdienstleistungen beider Häuser bündelt, noch einiges an organisatorischen Hausaufgaben zu bewältigen. Und auch wenn derzeit noch nicht von einem möglichen Börsengang des gemeinsamen Unternehmens gesprochen wird, wäre das in meinen Augen eine sehr spannende Geschichte. Nicht nur, da das Zukunftsthema Mobilitätsdienstleistungen so eine deutlich größere öffentliche Aufmerksamkeit bekommen würde. Auch die Tatsache, dass so ein aussichtsreiches Wachstumsunternehmen das deutsche Börsenparkett bereichern würde, würde mir persönlich gut gefallen.
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Sven besitzt Aktien von BMW und Daimler. The Motley Fool empfiehlt BMW und Daimler.