Darum ist die Biotest-Aktie um über 30 % gestiegen
Nach einer ziemlich schwachen Entwicklung seit letztem Sommer schoss der Aktienkurs von Biotest (WKN:522720) in den letzten Tagen mit einem Riesensatz nach oben. Das ist bei Biotech-Werten nicht völlig ungewöhnlich, aber es ist doch immer interessant zu verstehen, was genau passiert ist, zumal hier eine Anomalie zu beobachten ist.
Das war los
Biotest hatte ich Anfang 2017 entdeckt und als ein Unternehmen mit riesigem Potenzial klassifiziert. Das dachten sich offenbar auch die Verantwortlichen bei der chinesischen Creat Group Corporation, welche letzten April über die deutsche Tochter Tiancheng (Germany) Pharmaceutical Holdings ein Übernahmeangebot in Höhe von 28,50 Euro je Stammaktie und 19 Euro je Vorzugsaktie abgab.
Zwischenzeitlich gab es allerdings erhebliche Probleme, weil die kontrollierenden Behörden in den USA mal wieder Bedenken anmeldeten. Für Biotest wäre ein Scheitern der Übernahme schmerzhaft gewesen, da es seit Längerem nicht so rund läuft in der Unternehmensentwicklung. Viele hatten den Deal bereits abgeschrieben und sind enttäuscht abgesprungen. Zuletzt stiegen die Chancen aber wieder und nun kam die erlösende Meldung, dass die Amis ihr OK gegeben haben — Boom!
Na und?
Dafür wird Biotest sich in Zukunft vom US-Markt zurückziehen müssen, was aber verkraftbar erscheint: Das US-Geschäft machte im dritten Quartal 20 % der Umsätze aus. Wichtig für das Unternehmen ist, dass die Durchfinanzierung der wohl recht aussichtsreichen Projekt-Pipeline nun gesichert ist.
Seltsam ist allerdings, dass die Stammaktien zuletzt (Stand: 22.01.) mehr als 1 Euro über dem Übernahmepreis notierten. Noch seltsamer ist, dass die im SDAX notierten Vorzüge sogar mehr als 5 Euro und damit etwa 30 % darüber liegen. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: Entweder sind hier Spekulanten am Werk, die irgendwie darauf hoffen, dass sie noch teurer herausgekauft werden oder die Chinesen lassen bereits alles aufkaufen, was irgendwie erhältlich ist.
Und jetzt?
Meinem Eindruck nach gibt es für Investoren jetzt nicht mehr viel zu gewinnen. Die erhöhten Preisniveaus könnten jederzeit wieder auf die Angebotswerte zurückfallen. Tiancheng hat, was die angedienten Stammaktien angeht, längst die Kontrolle über das Unternehmen und kann frei wählen, welchen Anteil sie am gesamten Grundkapital letztlich haben will.
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.