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3 Dinge über E.ON, die viele Anleger übersehen

E.ON Zentrale Essen
Bild: E.ON SE

Die Veränderungen der Geschäftsfelder, Strukturen und Marktbedingungen waren tiefgreifend über letzten Jahre. Mit dem früheren Konzern hat die heutige E.ON (WKN:ENAG99) nicht mehr viel gemein. Um sie wirklich einschätzen und bewerten zu können, helfen dir vielleicht die folgenden Informationen, die ich für uns zusammengetragen habe.

E.ONs vergessene Großkraftwerke

Jetzt, wo die endgültige Trennung von Uniper (WKN:UNSE01) komplett vollzogen ist, könnte man denken, dass E.ON nur noch Wind und Solar macht. Folglich wäre man von politischen Maßnahmen gegen die konventionelle Stromerzeugung nicht mehr betroffen. Aber das ist nicht ganz richtig, denn noch gibt es ja die etwas verschämt unter „Nicht-Kerngeschäft“ subsumierte PreussenElektra, also die Kernkraft.

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Beide stromerzeugenden Segmente sind mit rund 1,5 Mrd. Euro Umsatz in etwa gleich groß, wobei der Atomstrom samt zugehörigem Dienstleistungsgeschäft operativ sogar noch etwas profitabler ist. Viele regulatorische Veränderungen könnten sich daher zunächst als Nullsummenspiel für E.ON entpuppen. Lediglich von einem stark beschleunigten Kohleausstieg würden beide wohl in ähnlicher Weise profitieren. Danach sieht es aber nicht aus, wenn man den letzten Pegelstandsmeldungen aus den GroKo-Verhandlungen (Stand: 13.01.) Glauben schenken kann.

Gewinne dank Rückbau?

Vor zwei, drei Jahren, als die Abspaltung des konventionellen Geschäfts diskutiert wurde, war die Aufregung groß: E.ON würde sich den Atommüllentsorgungs- und Rückbauverpflichtungen entziehen wollen. Die eingestellten Rücklagen würden nicht reichen und am Schluss müsse der Steuerzahler blechen. Mittlerweile hat es ja eine einvernehmliche Lösung gegeben: E.ON hat brav in den öffentlichen Fonds eingezahlt und muss jetzt im Wesentlichen „nur“ noch für nutzbare Grünflächen sorgen, wo heute noch Atommeiler stehen.

Noch immer werden diesbezüglich vielfach vor allem die zweifellos vorhandenen Risiken betont. Man kennt das ja mit den Kalkulationen von Stuttgart 21 und dem Willy Brandt-Flughafen bei Berlin. Es könnte aber auch viel besser werden. Bei PreussenElektra wird intensiv nach Möglichkeiten geforscht, das Ganze kosteneffizienter zu gestalten. Durch den über viele Jahre dauernden Prozess gibt es genug Zeit, um dazuzulernen.

Erst Ende der 2030er-Jahre werden voraussichtlich die letzten Betonhüllen gesprengt. Vorher muss mit einem Heidenaufwand alles Innere zerkleinert, gesäubert und herausgeschafft werden. Dafür ist nicht nur Know-how nötig, sondern auch der Einsatz von mechanischen Anlagen, analytischen Systemen und großen Spezialmaschinen. Teilweise können diese auch von früheren Rückbauprojekten übernommen werden. Oft wird es aber auch sinnvoll sein, moderne Automatisierungstechnik einzusetzen, um Prozesse zu beschleunigen.

Noch bis Ende 2021 können die beiden Kernkraftwerke Brokdorf und Grohnde am Netz bleiben, Isar 2 noch ein Jahr länger. Die Vorbereitung des Rückbaus wird dafür bereits intensiviert. „Zügig“ und effizient wolle man vorgehen, sowie auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Je besser sich die Abriss-Mannschaft bei dem Ganzen schlägt, desto größer werden die Chancen, internationale Aufträge ergattern zu können.

Die Chancen, dass PreussenElektra positiv überraschen wird, könnten also ganz gut stehen. Statt Zusatzbelastungen wäre dann ein zusätzlicher Ergebnisbeitrag sowie die ergebniswirksame Auflösung von Rückstellungen drin.

Neue Netze

Für die Bewertung von Unternehmen werden so genannte Netzwerkeffekte immer bedeutender und das betont auch E.ON mit ihrem Geschäftsfeld Energienetze. Dabei wurde der Konzern ja eigentlich einem bedeutenden Teil seiner Netze „beraubt“: Das viele Tausend Kilometer lange deutsche Höchstspannungsnetz wurde 2010 an TenneT abgegeben und 2012 folgte der Verkauf der entsprechenden Gasnetze, heute Open Grid Europe, an ein Investorenkonsortium. Das frühere Telekommunikationsunternehmen VIAG Interkom ist längst als O2 bei Telefónica Deutschland (WKN:A1J5RX) angesiedelt.

Heute dreht sich in den drei operativen Kernsegmenten von E.ON alles um die Anschlüsse: Daran hängen einerseits die Kundenlösungen und die dezentralen Stromerzeugungsanlagen und andererseits die regionalen Energieverteilungsnetze, die weiterhin im Konzerneigentum sind und deren Betrieb für Milliardenumsätze sorgt.

Letztlich hat E.ON damit aber statt eines großen paneuropäischen Netzwerks, wie es Johannes Teyssens Vorgänger Wulf Bernotat ersann, erst mal nur einen Flickenteppich.

Neue Netze müssen deshalb her und E.ON arbeitet daran: Über vielfältige Initiativen zur Digitalisierung der Energiewirtschaft entstehen virtuelle Verbindungen, die von den physischen Netzen abstrahieren. Besonders gut kann man dies an der derzeit aufgebauten Schnellladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge erkennen, wo die Wertschöpfungskette eine Vielzahl von Teilnehmern aufweist, aber E.ON einheitlich als Betreiber auftritt — zukünftig womöglich sogar paneuropäisch.

Versteckte Qualitäten

Die alte E.ON war leicht zu verstehen: Energieerzeugung, Energietransport, Energievertrieb. Heute stehen die Großkraftwerke auf dem Abstellgleis und es wird von Energiemanagement, Netzbetrieb, dezentralen Energielösungen und der digitalen Energiewende gesprochen, ohne, dass direkt für jedermann verständlich wäre, was genau dahintersteckt. Deshalb habe ich in diesem Artikel den Blick auf einige Aspekte gelenkt, die dabei helfen sollten, die heutige E.ON jenseits vom Zahlenwerk besser einzuschätzen.

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Ralf Anders besitzt Wertpapiere auf E.ON. und Uniper The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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