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Deutschland überall Nr. 1 – Was Aktionäre davon haben

Achterbahnfahrt
Foto: Getty Images

Deutschland feiert sich selbst und wird gefeiert. Kann das noch lange gutgehen und was kommt da auf Anleger zu? Schwierige Fragen, denen ich im Folgenden etwas nachspüren möchte.

Deutschlands Sendungsbewusstsein

Unser mehr und mehr liebgewonnener Außenminister Siegmar Gabriel setzt sich derzeit darüber hinweg, dass seine offizielle Ministerzeit eigentlich schon vorüber ist und er die Geschäfte nur noch auf das Notwendigste beschränken sollte. Stattdessen nutzt er die Hängepartie der Koalitionsbildung und startet den großen Endspurt.

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Zum einen erinnerte er am 18.11. zur Emdener Ausstellung „The American Dream“ daran, dass die USA über mehrere Jahrhunderte ein Licht der Hoffnung für viele hierzulande darstellten (der ein oder andere mag sich noch daran erinnern). Zum anderen macht er sich zu wichtigen Reisen nach Weißrussland, Bangladesch und Myanmar auf.

Auch das ist ein Ausdruck, dass das Sendungsbewusstsein der Deutschen — wohlgemerkt im positiven Sinne — derzeit vielleicht so groß ist, wie zuletzt beim Aufkommen des Neuhumanismus Ende des 18. Jahrhunderts. Im Ausland kommt das jedenfalls gut an: Die ewige Kanzlerin Angela Merkel genießt allerhöchsten Respekt, der sich meiner Ansicht nach sogar noch gesteigert hat, nachdem sie 2015 vom TIME-Magazin zur „Person of the Year“ ausgerufen wurde. Der Fußballweltmeister geht als einer der Favoriten ins kommende WM-Jahr. Siemens (WKN:723610) führt die aktuelle Forbes-Liste der Unternehmen mit dem höchsten Ansehen an und jetzt wurde Deutschland laut dem „Anholt-GfK Nation Brands Index“ auch noch zum Land mit dem besten Image gekürt. Viel mehr geht nicht.

Die Wirtschaft zieht mit

Diese ganzen Erfolge färben auch auf die Wirtschaft insgesamt ab, oder besser gesagt scheint sich eine gegenseitige Dynamik entwickelt zu haben. Schließlich macht man lieber mit jemandem Geschäfte, den man für einigermaßen in Ordnung hält als mit irgendwelchen Schurken. Kein Wunder, läuft die Exportmaschine trotz der zahlreichen Konfliktherde und Unruhestifter auf Hochtouren. Konjunkturumfragen erzielen immer neue Höchststände und Wachstumsprognosen werden regelmäßig angehoben.

Auch die Börsenkurse vieler deutscher Unternehmen haben in den letzten Monaten alle Rekorde geschlagen. Zuletzt gab es aber Gewinnmitnahmen. So ganz trauen die Anleger dem Ganzen offenbar noch nicht. Schließlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt und nicht nur die Gegenwart oder das kommende Quartalsergebnis.

Wo fast überall gefeiert wird, da melden sich — typisch deutsch — auch kritische Stimmen und Nörgler zu Wort. Der Ökonom Hans-Werner Sinn redet von Strohfeuer und dem drohenden Auseinanderbrechen von Europa. Sein Nachfolger beim ifo Institut Clemens Fuest sieht die Verschuldung in Italien als gefährlich an. Zudem geht er davon aus, dass sich Deutschland unbeliebt machen wird, wenn es durch die hohen Außenhandelsüberschüsse immer mehr zum Gläubiger anderer Staaten wird.

Worauf ich jetzt achte

Es ist jedenfalls nicht gerade leicht, eine so große Welle immer weiterzureiten und das Scheitern der Jamaika-Verhandlungen ist auch wenig hilfreich. Selbstzufriedenheit könnte zu Reformmüdigkeit führen. Menschen, die vom Aufschwung abgehängt werden, könnten ihrem Unmut vermehrt freien Lauf lassen. Stolz auf das Erreichte könnte in schädlichen Chauvinismus umschlagen und Vollauslastung in vielen Betrieben könnte schließlich die Vernachlässigung von wichtigen Zukunftsinvestitionen zur Folge haben.

Ich kann mich erinnern, dass die Niederlande vor Jahren mal als Musterknabe galten, während Deutschland als kranker Mann Europas bezeichnet wurde. Alles schien damals bei den nordwestlichen Nachbarn besser zu laufen, aber dann mussten diverse Krisen verkraftet werden und es gab einen politischen Rechtsruck. Der damalige Glanz verblasste und kommt erst jetzt im Windschatten von Deutschland wieder etwas zurück.

Es ist daher wichtig, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Innovationskraft gewahrt werden können, eine schwierige, wenn auch nicht unlösbare, Aufgabe für eine neugebildete Regierung. Schlecht wäre daneben, wenn der Aufschwung durch einen zu schnell stärker werdenden Euro, eine abrupte Zinswende oder die Rückkehr von teuren Rohstoffpreisen ausgebremst würde, aber die Gefahr sehe ich auf absehbare Zeit als gering an. Das Gute ist jedenfalls, dass Deutschland bei vielen technischen Trends, welche die kommenden Jahre bestimmen werden, seine Stärken rund um das Engineering und die Beherrschung von Komplexität ausspielen kann. Ich denke da beispielsweise an die Elektromobilität, die Wasserstoffwirtschaft, die globale Energiewende oder Industrie 4.0.

China wird entsprechende Produkte oder Komponenten sicherlich billiger herstellen können und aus Amerika werden wie immer die Softwareplattformen in diese Märkte drängen. Aber wenn es um die Entwicklung von ganzheitlichen Qualitätslösungen geht, welche alle Aspekte entlang der Wertschöpfungskette berücksichtigen, dann ist die Ausgangsposition für die deutsche Wirtschaft ausgezeichnet. Deshalb bin ich trotz der aktuellen Querschüsse aus Berlin insgesamt sehr zuversichtlich und denke, dass jeder Rücksetzer an den Börsen eine gute Gelegenheit darstellen könnte, sein Depot mit starken deutschen Aktien zu ergänzen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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