Nach dem TV-Duell: Die eine Sache, welche die Börse bewegen könnte
Nachdem ich das unspektakuläre TV-Duell zur kommenden Bundestagswahl gesehen habe, bin ich noch mehr als zuvor überzeugt, dass Deutschland die Wahl zwischen zwei ähnlich geeigneten Kandidaten hat und es zumindest aus Börsensicht eigentlich egal ist, wer die kommenden vier Jahre Kanzler sein wird.
Müssen sich Anleger daher überhaupt keine Gedanken zum Wahlausgang machen? Nicht ganz, denn es gibt eine Sache, die mich schon etwas beunruhigt.
Warum die Kanzlerfrage für Anleger keine Rolle spielt
Es heißt ja immer wieder, dass Martin Schulz in Deutschland so unbekannt sei. Andererseits hat Sandra Maischberger in der Talkshow zur Nachbesprechung des TV-Duells zurecht darauf hingewiesen, dass dieser sich als engagiertes Mitglied und langjähriger Präsident des Europaparlaments bewiesen hat und die internationale Bühne genauso gut kennt wie Angela Merkel.
Für mich besteht kein Zweifel, dass die seit der Gründung der Bundesrepublik fast durchgehend solide deutsche Außenpolitik auch mit ihm ihre Fortsetzung fände — gut zu wissen in diesen turbulenten Zeiten. Auch innen- und wirtschaftspolitisch sind die Differenzen zwischen SPD und Union nicht mehr so groß wie früher, wenn man mal von den Querschüssen aus Bayern absieht.
Das Problem liegt also nicht bei den Spitzenkandidaten.
Darum könnte es trotzdem Ärger geben
Allerdings ist es ja keine Kanzlerwahl, sondern eine Bundestagswahl und in den Parlamenten geht es immer bunter zu. Wenn man den Umfragen Glauben schenken kann, dann erwartet uns ein Sechs-Parteien-Parlament und die Regierungsbildung könnte kompliziert werden.
Viele erwarten eine Fortsetzung der Großen Koalition, aber nur ein Viertel will sie auch. Nach BREXIT und Trump muss man daher vielleicht einkalkulieren, dass Union und SPD im Extremfall auf gemeinsam unter 50 Prozent der Sitze einbrechen könnten.
Dann kämen nur noch allgemein eher unbeliebte Dreier- oder gar Viererkoalitionen in Frage, von Jamaika und Ampel über GroKo mit Juniorpartner bis hin zum Linksbündnis. Ein mühsames Hickhack während der Koalitionsverhandlungen und ständige Konflikte danach wären dann absehbar.
Aber würde das die Börse beeinflussen? Ein Blick über den Atlantik zeigt uns ja gerade, dass sich die Anleger selbst vom größten Chaos an der Regierungsspitze kaum beeindrucken lassen. Andererseits gilt Trump — ganz im Gegensatz zu einigen der möglichen Koalitionen — trotz allem immer noch als wirtschaftsfreundlicher Deregulierer. Deshalb würde ich stärkere Reaktionen bei DAX und Co. nicht ausschließen wollen — im besten Fall nach oben.
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