Gazprom: Wieviel Angst ist eingepreist?
An der Gazprom (WKN: 903276)-Aktie scheiden sich momentan die Geister. Für die einen erscheint der russische Erdgasriese angesichts des derzeitigen Kursniveaus günstig bewertet, für die anderen ist das Unternehmen selbst nach dem Kursverfall seit dem letzten Jahreswechsel immer noch ein zu großes Risiko.
Anlass genug also, sich das Papier und die jüngsten Meldungen etwas näher unter die Lupe zu nehmen, um herauszufinden, wieviel Angst denn letztendlich im Kurs von Gazprom eingepreist und ob diese gerechtfertigt ist. Schauen wir mal, was es als Interessierte und Investoren zu wissen gilt:
1) Die fundamentale Bewertung
Anfangen sollten wir am besten mit der fundamentalen Bewertung. Denn wenn du mich fragst, ist auch diese auf dem momentanen Niveau überaus aussagekräftig, was das eingepreiste Angstniveau angeht.
So konnte Gazprom für das Jahr 2016 einen Gewinn in Höhe von 0,60 Euro je Aktie ausweisen, sowie einen Buchwert von 468,65 Rubel, was bei derzeitigen Umrechnungskursen (27.08.2017, maßgeblich für alle Kurse) einem Eurowert von 6,70 entspricht. Bei einem Kurs von ca. 3,32 Euro je Aktie bedeutet das wiederum ein 2016er Kurs-Gewinn-Verhältnis von gerade einmal 5,5, sowie ein 2016er Kurs-Buchwert-Verhältnis von in etwa 0,5. Diese günstige Bewertung deutet daher auf momentan wenig vorhandenes Vertrauen des Marktes hin, zumal das Unternehmen aus Erdgas-Exportsicht auf gutem Wege zu einem Rekordniveau ist.
Das wiederum sollte eigentlich reichen, um eiskalte Contrarians auf den Plan zu rufen, zumal das Unternehmen auch einiges an Dividenden für Einkommensinvestoren bereithält. Aber was ist angesichts der zuletzt positiven Zahlen der Grund für eine so günstige, möglicherweise gar ängstliche Bewertung bei Gazprom?
2) Politische Risiken verunsichern
Die Antwort heißt schlicht und ergreifend: Politische Unsicherheiten. Insbesondere die Vereinigten Staaten machen den Russen, und somit auch Gazprom, durch wirtschaftliche Sanktionen das Leben schwer. Eine jede solcher Meldungen wird entsprechend mit einem Kursverfall abgestraft, da gerade hier ein Ende der Sanktionierungsentwicklung möglicherweise noch nicht abzusehen ist.
Damit einhergehend verunsichert viele das Gehaue und Gesteche um die Nord Stream 2-Pipeline von Gazprom, die eigentlich den direkten Draht zu Europa sichern und erweitern soll. Das prestigeträchtige und wichtige Projekt der Russen ist ebenfalls zuletzt mit reichlich Fragezeichen versehen worden, nachdem, wie gesagt, der von den USA angeführte Westen wieder vermehrt im Clinch mit der Politik Russlands liegt.
Günstige Bewertung durch politische Risiken also
Insgesamt können wir daher erkennen, dass durch politische Risiken die Fantasie auf massiv einbrechende Ergebnis- und Gewinnzahlen geweckt wurde. Dadurch ist die Aktie zuletzt massiv eingebrochen und somit steht seit Jahresbeginn ein Kursverlust von rund 33 % zu Buche. Ich denke daher, wir können insgesamt von einem sehr angsterfülltem, skeptischen Blick des Marktes auf die Aktie sprechen.
Was du nun aber als Interessierter oder Investierter herausfinden solltest, ist, wie du zu diesem Angsteinbruch stehst. Sofern du denkst, dass die Zweifel berechtigt sind, solltest du wohl besser die Finger von dem Papier lassen. Glaubst du jedoch beobachten zu können, dass der Markt zu sehr schwarz malt und maßlos übertreibt, dann könnte hier vielleicht eine interessante, günstige, dividendenstarke Gelegenheit für waschechte Contrarians lauern.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.