Russland weigert sich, die Ölförderung weiter zu drosseln und beendet damit den Preisanstieg von Rohöl
Was ist passiert?
Die steigenden Preise auf dem Ölmarkt traten am Mittwoch auf die Bremse. Nachdem er an jedem der acht vergangenen Handelssessions gestiegen war, stolperte der Rohölpreis über einen Kommentar aus Russland. Das Land ist nicht bereit, seine Förderung über das Maß der bisherigen Abmachung mit der OPEC weiter zu kürzen. Diese Bemerkung, zusammen mit den steigenden OPEC-Exporten und einem stärkeren US-Dollar, schickte den Rohölpreis um 4,1 % auf 45 US-Dollar je Barrel auf Talfahrt. Das war der größte Einbruch seit einem Monat.
Der Verkaufstrend im Ölmarkt traf besonders Unternehmen, die sich auf Schieferöl konzentrieren. Laut den Daten von S&P Market Intelligence führten die Schieferölproduzenten Whiting Petroleum (WKN:590101) und Carrizo Oil & Gas (WKN:908620) die Abwärtsbewegung an. Beide fielen um mehr als 10 % an jenem Tag. Unternehmen, die Frackingsand produzieren oder Serviceleistungen anbieten, büßten infolge der Nachrichten ebenfalls ein. Fairmount Santrol (WKN:A14WXJ), Smart Sand (WKN:A2DGGK) und Nabors Industries (WKN:662778) gaben an dem Tag jeweils ca. 10 % nach.
Na und?
Russlands Äußerung, dass es seine Fördermenge nicht weiter reduzieren will, könnte die Schiefersandförderer dazu zwingen, ihre Wachstumspläne zu überdenken. Ein Unternehmen aus dieser Gruppe, welches wahrscheinlich seine Wachstumsambitionen zusammenstreichen wird, ist Whiting Petroleum. Das Unternehmen, welches sich auf Bakken-Schiefersand konzentriert, plant gegenwärtig, 1,1 Milliarden US-Dollar für neue Quellen auszugeben. Dies ist fast doppelt so viel, wie letztes Jahr. Infolge dieser Ausgabensteigerung hofft das Unternehmen, seine Fördermenge um 24 % bis Ende des Jahres erhöhen zu können. Jedoch benötigt Whiting Petroleum einen Ölpreis von 55 US-Dollar je Barrel, um diesen Plan über den Cashflow zu finanzieren. Mit dem heutigen Ölpreis und der Tatsache, dass das Unternehmen Schulden in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar hat, die in den kommenden Jahren fällig werden, erwarten Analysten, dass das Unternehmen seine Pläne zurückschrauben wird, damit es sich nicht noch tiefer in die Schulden bohrt.
Carrizo Oil & Gas ist ein weiterer Ölförderer, der dieses Jahr aggressiv wachsen will; trotz einer schwachen Bilanz. Das Unternehmen plante ursprünglich, seine Ölfördermenge um 27% dieses Jahr zu erhöhen und das trotz eines Nettoschulden-EBITDA-Verhältnisses von 3,3 am Ende des ersten Quartals. Das ist deutlich höher als der Branchendurchschnitt von 2,0. Carrizo Oil and Gas hat seitdem seine Wachstumsprognosen auf 39 % angehoben und eine Übernahme in Höhe von 648 Millionen US-Dollar angekündigt. Diese würde teilweise durch eine weitere Verbindlichkeit in Höhe von 250 Millionen US-Dollar finanziert werden. Wenn man bedenkt, dass das Unternehmen bei dem gegenwärtigen Ölpreis mehr ausgibt, als es einnimmt und eine ziemlich lange Bilanz hat, ist es denkbar, dass es seine Wachstumspläne zurückfahren muss. Das gilt besonders vor dem Hintergrund, dass Russland seine Fördermenge nicht weiter drosseln will, um den Ölpreis zu stützen.
Die Branche befindet sich in einer Zwickmühle. Die Schiefersandförderer müssen die Erschließung neuer Quellen aufgeben, um den Ölpreis hochzuhalten, da Russland und die OPEC kaum weitere Unterstützung liefern werden. Wenn die Schieferölproduzenten jedoch ihre Fördermengen reduzieren, sinkt damit auch die Nachfrage nach Frackingsand von Fairmount Santol und Smart Sand sowie für die Dienste von Nabors Industries. Das wären schlechte Nachrichten für diese Unternehmen, da sie gehofft hatten, dass die Nachfrage weiter wächst. So hätten sie ihre Preise anheben können. Nabors Industries benötigt Nachfrage, um weiter wachsen zu können, damit es höhere Preise verlangen kann und seine Rentabilität verbessert.
Und nun?
Die Schieferölproduzenten hatten gehofft, dass Russland und die OPEC weiterhin eine niedrige Ölmenge anbieten würden, um den Preis zu stützen. So müssten die US-Förderer ihre Mengen nicht reduzieren. Russland weigert sich aber, weitere Senkungen durchzuführen. Daher wird es wahrscheinlicher, dass die Förderunternehmen ihre Geschwindigkeit zurückfahren müssen. Dies würde die Nachfrage nach Frackingsand und Frackingservices verringern. Aufgrund dieser Unsicherheit sollten sich Investoren momentan von finanziell schwachen Ölproduzenten und Dienstleistern fernhalten, da diese wahrscheinlich mit voller Härte von einer Reduktion der Schieferölförderung getroffen werden.
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Dieser Artikel wurde von Matthew DiLallo auf Englisch verfasst und am 05.07.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.