Haben die Schwellenländer schon ihren Reiz verloren?
Das Investieren in Schwellenländer war in den letzten Jahrzehnten eine beliebte Strategie. Für viele Investoren bedeutete das hohe Renditen über einen längeren Zeitraum. In Ländern wie Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC) sollten der Wohlstand und Reichtum dieser Länder nach und nach steigen.
Der Gedanke hinter dem Investieren in Schwellenländer ist attraktiv, die Realität sieht allerdings etwas anders aus. Alle vier erwähnten Länder hatten es mit ihren eigenen wirtschaftlichen Problemen zu tun. Die Renditen waren daher teilweise enttäuschend. Daher könnte man argumentieren, dass der Reiz der Schwellenländer jetzt nicht mehr so hoch ist, oder?
Ein anderer Ausblick
Der Gedanke, dass die Schwellenländer hohes Wachstum über einen langen Zeitraum generieren können, ohne dabei Rücksetzer und Enttäuschungen zu erleben, ist allerdings unrealistisch. Kein Wirtschaftssystem auf diesem Planeten konnte jemals konsequentes BIP-Wachstum ohne Rücksetzer generieren. Es gab immer unerwartete Probleme, die zu langsamerem Wachstum und sogar zu Rezessionen führten.
Im Fall von Brasilien und Russland war die wirtschaftliche Performance in den letzten Jahren enttäuschend. Politische Risiken in Brasilien und die Auswirkungen eines niedrigeren Ölpreises auf Russlands sorgten dafür, dass diese beiden Länder in den letzten Jahren keine guten Ergebnisse erzielten. Selbst China und Indien konnten die hohen Erwartungen nicht erfüllen, da ein langsameres Wirtschaftswachstum nach und nach auch hier zur Realität wird.
Wachstumspotenzial
Es könnte aber noch Potenzial in den BRIC Staaten geben. China bietet ein hohes Wachstumspotenzial, aber natürlich nicht mehr so hoch wie vor zehn Jahren. Zuvor genossen die Rohstoffunternehmen einen Boom aufgrund der hohen Nachfrage der Chinesen nach Rohstoffen für die dortige Infrastruktur. Die Ausgaben für die Infrastruktur bleiben weiterhin hoch, das Land ist aber gerade dabei, den Übergang zu einem verbraucherzentrierten Wirtschaft zu vollziehen.
Das bietet Gelegenheiten in den Bereichen Konsumgüter und Banken, da steigender Wohlstand wahrscheinlich auch zu steigender Nachfrage für Produkte und Dienste führen wird. In Indien, Brasilien und Russland sieht die Sache ähnlich aus, wo es langfristig noch immer starkes Wachstum bei den Konsumausgaben geben könnte. Daher könnten diese Länder doch noch interessant sein, obwohl man die Erwartungen natürlich an die Realität anpassen muss.
Relativ interessant
Der Reiz der Schwellenländer aus Sicht eines Investoren muss sich natürlich mit den Aussichten der entwickelten Welt messen. Die Schwellenländer bieten aber auf dieser Basis immer noch relativ hohes Wachstum und Diversität. Das ist besonders der Fall, da die USA vor politischen Risiken und potentiellen Schuldenproblemen stehen, während die EU aufgrund des Brexit Gefahr läuft auseinander zu brechen.
Das Investieren in Schwellenländer ist vielleicht nicht mehr die offensichtlichste Wahl für langfristig orientierte Investoren, könnte aber interessante Positionen für ein Portfolio darstellen. Die BRIC-Staaten werden wahrscheinlich weiterhin volatil sein und Unsicherheit bringen. Aber ihre Wachstumsraten könnten in den kommenden Jahren trotzdem beeindruckende Ergebnisse liefern.
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Dieser Artikel wurde von Peter Stephens auf Englisch verfasst und am 01.07.2017 auf Fool.co.uk veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.