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ExxonMobil an die Klimawandel-Aktivisten: Nehmt das!

Exxon Mobil
Bildquelle: Flickr-User Fooleditorial.

Auf der jährlichen Aktionärsversammlung im Mai stimmten etwa 62 % dafür, dass ExxonMobil (WKN:852549) die Risiken des Betriebes durch den Klimawandel besser analysieren solle. Im Jahr 2016 hatte ein ähnlicher Vorschlag nur 38 % Zustimmung gefunden. Die großen und kleinen Aktionäre möchten wissen, welche Klimarisiken auf das Unternehmen warten. Das ist auch verständlich, aber was ist mit den Möglichkeiten, die der Klimawandel bietet?

Es dauerte nicht lange, bis darauf eine Antwort kam. ExxonMobil und sein Partner Synthetic Genetics Inc. (SGI) verkündeten einen Durchbruch ihrer langjährigen Zusammenarbeit im Wert von 600 Millionen US-Dollar. Die beiden Unternehmen wollten den heiligen Gral der Energie entdecken: Algen als Biomasse. Nach einem Rückschlag im Jahr 2013 veröffentlichte das Unternehmen diese Woche, man hätte eine neue genetische Möglichkeit gefunden, damit die photosynthetischen Algen den doppelten Ölanteil in ihren Zellen produzieren, während sie dieselbe Wachstumsrate aufrechterhalten.

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Die beiden Unternehmen nannten das einen Durchbruch, wobei Exxon diesen Meilenstein schnell mit den Möglichkeiten des Klimawandels zu verbinden wusste. Können die Investoren jetzt also aufatmen oder sollten sie vorsichtig bleiben, da Versuche in diesem Bereich schon öfters gescheitert sind.

Der Heilige Gral

Das Timing ist auf eine gewisse Art poetisch. Vor vier Jahren, auf den Monat genau, wurde die ganze Sache in keinem guten Licht gesehen. Nachdem schon 100 von 600 Millionen US-Dollar ausgegeben worden waren, verkündeten ExxonMobil und SGI, dass sie es nicht geschafft hätten, eine Alge zu finden, die das Erreichen ihrer Ziele ermöglichen könnte. Damit sind nicht genetisch veränderte Algen gemeint, die in den sieben Weltmeeren zu finden sind. Das Unternehmen war zuvor nämlich um die Welt gesegelt, um die entsprechenden Proben zu nehmen. Dabei konnte aber nicht genug Öl produziert werden, um wirtschaftlich sinnvoll zu sein. Viele sahen dabei nicht, dass diese Zusammenarbeit nur eine Vorstufe zu weiteren Möglichkeiten der Gentechnik ist. Diese bietet nämlich immer noch die beste Möglichkeit, um aus Algen doch noch Öl zu gewinnen.

Die aktuelle Ankündigung zeigt, dass die ganze Arbeit also doch von Erfolg gekrönt war. Selbst wenn die Proben anfangs nicht gut genug waren, so enthielten sie zusammen aber jede Menge genetische Informationen, die einen Anhaltspunkt geben, was man als nächstes tun könnte. Wenn man dann noch die neuen Möglichkeiten der Gentechnik einsetzt, die 2013 noch nicht verfügbar waren, dann kann man den Ölgehalt pro Zelle verdoppeln, ohne dabei das Wachstum der Algen zu beeinträchtigen. Das ist wahrlich ein Durchbruch.

Aber…

ExxonMobil und SGI hatten zwar gesagt, dass es ein großer Durchbruch wäre, sie fügten aber hinzu, dass weitere Verbesserungen nötig wären, bevor diese Technologie für die Masse eingesetzt werden könnte. Ein Blick auf die Zahlen erklärt uns auch, warum.

  • Die Technologie würde etwa ein Barrel Rohöl pro 4.000 m² pro Woche produzieren. Das ist deutlich schlechter als alte Ölquellen.
  • Bei einer solchen Produktion bräuchte man 64 Millionen Algen, um die Rohölproduktion der Vereinigten Staaten des Jahres 2015 zu erreichen. Dieser stand damals bei 9,4 Millionen Barrel pro Tag. Das war allerdings auch das viertbeste Produktionsjahr seit 1859. Damit konnten 48 % des Bedarfes in den USA gedeckt werden.
  • Man bräuchte etwa die Fläche des gesamten Bundesstaates Colorado bzw. die gesamte Onshore- und Offshore-Fläche der amerikanischen Öl- und Gasproduktion.

25 Millionen Hektar mag nach extrem viel erscheinen, aber es ist nicht so absurd wie es klingt. In den Vereinigten Staaten wird immerhin Mais jedes Jahr auf 16 Millionen Hektar angebaut, um weniger als 7 % der Benzinversorgung durch Ethanol zu ersetzen. Der Rest wird exportiert. Wenn wir die Zahl dieser Felder um 50 % erhöhen und sie durch Algen ersetzen, dann könnten wir – zumindest theoretisch – 48 % unseres gesamten Rohölverbrauches inkl. Chemie-Produktion durch CO2-neutrale Algen ersetzen.

Es ist natürlich nicht ganz so einfach, aber der Punkt ist, dass eine Erhöhung der Produktivität der Algen die Fläche reduzieren würde, die wir für die Produktion brauchen. Es mag jetzt vielleicht etwas heuchlerisch anmuten, da diese Verbesserung als ein Durchbruch gefeiert wird. Aber weitere Verbesserungen beim Wachstum und eine bessere Kontrolle des Prozesses könnten die Produktion noch deutlich erhöhen. Dann könnten die Investoren anfangen, sich richtig zu freuen.

Was bedeutet das für die Investoren?

Die gute Nachricht ist, dass die Kosten für ein solches System unglaublich niedrig sind. Das ist auch der Grund, warum es als der Heilige Gral der Energie bezeichnet wird. Sonnenlicht ist kostenlos, industrielles CO2 ist nur ein bisschen teurer. Die Algen können sich in Salzseen und in Nicht-Trinkwasser entwickeln. Bestehende Raffinerien können auch das Algenöl verarbeiten, dessen Endprodukt identisch zu herkömmlichem Diesel ist.

Die schlechte Nachricht ist, dass trotz der geringen operativen Kosten der Großteil der Kosten im Voraus fällig wird. Man benötigt jede Menge Energie, Pipelines und die entsprechende Infrastruktur, um diese Algenfelder erst einmal anzulegen. Das könnte diese Technologie und die Träume von Exxon für die nächsten Jahre noch verzögern – egal wie groß der Durchbruch bei der Produktivität ist.

Diese Ankündigung ist daher mit etwas Vorsicht zu genießen. Die Investoren sollten nicht glauben, dass Algen keine Zukunft haben, sie sind aber wahrscheinlich nicht der Heilige Gral, der Exxon sofort von seinen aktuellen Problemen befreien wird.

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Dieser Artikel wurde von Maxx Chatsko auf Englisch verfasst und am 25.06.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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