Warum Online-Reiseanbieter den Aufstieg von Airbnb fürchten müssen
Airbnb ist der Service, über den Besitzer von Immobilien Gästen ihre Zimmer, Wohnungen und Häuser zeitweise gegen Bezahlung überlassen können. Damit galt das Unternehmen lange Zeit als Aufwühler des traditionellen Hotelmarkts. Diese Bedrohung scheint sogar noch zu wachsen, denn sonst hätte die AHLA (American Hotel and Lodging Association, eine Handelsorganisation für das Hotelgewerbe) nicht die Lobbyarbeit verstärkt, dass Airbnb und ähnliche Anbieter verstärkter Kontrollen unterliegen. Das Management von Airbnb reagierte damit in einem heftigen offenen Brief an die AHLA.
Während also der Fokus auf die Hotelbranche und deren Regularien sich zuspitzt, erweitert Airbnb schnell sein Geschäftsfeld auf eine Weise, die nicht nur Hotels alarmieren sollte, sondern auch andere Branchen. Unternehmen wie Expedia (WKN:A1JRLJ), Priceline (WKN:766054) und TripAdvisor (WKN:A1JRLK) sollten sich in Acht nehmen. Warum?
Airbnbs „Trips“ wächst und wächst
Im November hat Airbnb sein neues Feature Trips vorgestellt, die erste große Erweiterung seit Gründung der Plattform. Der größte Teil darin ist das Feature „Experiences“, unter denen man normalerweise Stadtführungen oder andere Ausflüge versteht, die man vor Ort unternehmen kann. So kann man beispielsweise eine Fahrradtour durch Tokio buchen, oder bei San Francisco mit einem Surflehrer im Wasser den Morgen verbringen. Die Angebote stammen von Gastgebern vor Ort und können direkt über die Airbnb-App gebucht werden.
Außerdem in Trips enthalten ist das Feature „Places“. Das bedeutet Führer, Treffen mit anderen Nutzern und Spaziergänge mit Audio-Guides, die man sich auf sein Smartphone laden kann. Airbnb hat neulich verkündet, dass Trips für weltweit 20 Orte zu haben ist. Man darf davon ausgehen, dass die Expansion dieses Jahr schnell weitergehen wird. Derzeit scheint Trips sich sehr stark auf Experiences zu konzentrieren, aber ein Satz im PR-Statement aus dem November sollte andere Reiseanbieter aufhorchen lassen:
Trips wird heute mit drei wichtigen Bereichen auf den Markt kommen: Experiences, Places uns Homes. Flüge und Dienstleistungen werden in Zukunft dazukommen.
Das lukrative Geschäft der OTAs
Die OTAs (Online Travel Agents, bzw Online-Reiseanbieter) Expedia und Priceline sind immens erfolgreich. Nicht zuletzt, weil das Wachstum der online vorgenommenen Reisen riesig war – immer mehr Touristen buchen ihre Reisen über das Internet. Und von den Umsätzen schneiden sich die OTAs ein schönes Stück ab. Die über OTAs reingelaufenen Absätze erreichten im Jahr 2016 wahnwitzige 565 Milliarden Dollar, wie Statista weiß. Im Jahr 2020 sollen sie bei 800 Milliarden Dollar liegen. Klar, dass bei soviel Auftrieb in der Branche die Absätze der Unternehmen in die Höhe gingen:
Dieser lukrative Markt hat auch Tripadvisor angezogen. Einst war man lediglich ein Aggregator für Reise-Bewertungen und hat seinen Umsatz über Werbung bekommen. Tripadvisor hat aber mittlerweile sein Geschäft umgestellt, dass man als Interessierter auf der Seite auch direkt Angebote buchenkann. Dort heißt das jetzt Instant Book – so will man an dieselben Gebühren wie die anderen OTAs kommen. Bislang hat sich das für Tripadvisor noch nicht als so toll herausgestellt, und dass Airbnb jetzt noch in dieses Feld vordringt, ist sicherlich alles andere als gute Neuigkeiten.
Es ist sinnvoll, dass Airbnb sein Geschäftsfeld erweitert und so viel Marktanteile wie nur möglich abdecken will. OTAs spüren sicher jetzt schon, dass Airbnb ihnen Wasser abgräbt – und mit Trips dürfte sich dieser Druck noch verstärken.
Was für Anleger jetzt wichtig ist
Wenn du in eine der oben genannten Unternehmen investiert hast, solltest du wissen, dass diese Entwicklungen sicherlich nicht das Ende der Welt bedeuten. Die ganze Branche wächst gesund. Jedes dieser Unternehmen könnte auch mit Konkurrenz von Airbnb weiter wachsen. Beispiel: Während Airbnb sich die Hotelbranche vorknüpft, konnte Marriott International (WKN:913070), derzeit die Hotelgruppe mit der höchsten Marktbewertung, im vergangenen Jahr allein den Aktienpreis 50 % wachsen lassen. Absätze und Einnahmen stiegen ebenfalls. Davon abgesehen schlafen diese Unternehmen ja auch nicht und entwickeln Angebote, die Airbnb gefährlich werden können.
Dennoch ist der Aufstieg von Airbnb als richtiger OTA eine wichtige Entwicklung, die man im Auge haben sollte. Davon kann viel abhängen, wie diese anderen OTAs performen. Andererseits ist Airbnb ja kein öffentlich gehandeltes Unternehmen. Investoren können also vom Wachstum des Unternehmens nicht profitieren. Allerdings dürfte sich das bald ändern, steigt die Bewertung des Unternehmens doch höher und höher.
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The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Marriott International, Priceline Group und Trip Advisor.
Dieser Artikel von Seth McNew erschien am 17.5.17 auf Fool.com. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.