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Saudi-Arabien hat 2 Billionen Gründe, den Ölpreis weiter anzukurbeln

Saudi-Arabien ist wie der Rest der Welt sehr vom schwarzen Gold abgängig. Die Wirtschaft des Golfstaates baut jedoch nicht auf den Konsum von Rohöl, sondern auf dessen Verkauf. Ist der Ölpreis hoch, geht es der Wirtschaft des Landes prächtig. Doch es entstehen erhebliche Probleme, wenn der Ölpreis, wie es in den vergangenen Jahren der Fall war, abrutscht. Mohammed bin Salman, der Vize-Kronprinz des Königreichs, hofft das Problem mit der anteiligen Veräußerung des staatlichen Ölunternehmens Saudi Aramco an Investoren mit Hilfe eines Börsengangs zu lösen. Mit den Erlösen könnte das Königreich damit beginnen, sich zu diversifizieren und seine komplette Abhängigkeit von Rohöl zu beenden. Bin Salman hofft, dass das Unternehmen auf 2 Bio. US-Dollar bewertet wird. Jedoch scheint eine solche Bewertung angesichts des derzeitigen Marktumfelds nur schwer zu realisieren – selbst eine Bewertung von 1,5 Mrd. US-Dollar ist fraglich. In Anbetracht dieses Dilemmas ist es keine Überraschung, dass der Energieminister des Landes, der gleichzeitig Vorstandsvorsitzender von Saudi Aramco ist, andeutet, dass Saudi-Arabien eine Verlängerung der Öl-Produktionskürzung der OPEC befürworten würde, da es so die Bewertung seines staatlichen Unternehmens anheben könnte.

Die 500-Milliarden-Dollar-Bewertungslücke

Als Bin Salam die Bewertung für Aramco von 2 Mrd. US-Dollar in den Raum warf, stützte er seine Schätzung auf einige einfache mathematische Annahmen. Das Unternehmen kontrolliert nachgewiesene Erdölreserven in Höhe von 261 Mrd. Barrels (nach Venezuela die zweitgrößten Reserven aller OPEC-Mitglieder), die er zu dem Richtpreis des Landes von nur 8 US-Dollar je Barrel bewertete. Jedoch hat dieser Ansatz einige Schwächen. Zunächst stellt der Markt Saudi-Arabiens nachgewiesenen Reserven schon lange in Frage. Zweitens ist dies nicht die Art, wie der Markt Ölunternehmen bewertet. Wäre es so, würde ExxonMobil (WKN:852549), ein 350-Milliarden-Dollar-Unternehmen mit nachgewiesenen Erdölreserven in Höhe von 20 Mrd. Barrels, nur 160 Mrd. US-Dollar wert sein. Was der Markt aber außer Erdölreserven bewertet, ist die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Produktion in einen Cashflow umzuwandeln.

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Da der Markt Cashflows über alles andere stellt, schätzen viele Saudi Amarcos Bewertung aufgrund des saudischen Steuersystems auf deutlich unter 2 Bio. US-Dollar. Unter Verwendung etwas konservativerer Bewertungskennzahlen kam der Branchenberater Wood Mackenzie für das Kerngeschäft des Unternehmens sogar lediglich auf eine Bewertung von 400 Mrd. US-Dollar. Unterdessen tun sich auch Unternehmensinsider schwer, eine Bewertung von 1,5 Mrd. US-Dollar zu gerechtfertigten – und das selbst nach Berücksichtigung der jüngsten Körperschaftssteuersenkung des Landes von 80 % auf 50 %, um neue Investoren anzulocken.

Wie Saudi-Arabien die Lücke schließen möchte

Saudi-Arabien zielt auf eine möglichst hohe Bewertung an, da der anteilige Verkauf des Unternehmens entscheidend ist, um die Abhängigkeit des Landes von Öl zu verringern. Das Königreich hofft im Rahmen eines Börsengangs mit dem Verkauf von 5 % des Unternehmens und einer Bewertung von 2 Bio. US-Dollar 100 Mrd. US-Dollar einzunehmen. Damit hätte Saudi-Arabien erst einmal ein stattliches finanzielles Polster, um mit der Diversifikation seiner Wirtschaft zu beginnen. Wenn der Markt allerdings Saudi Aramco nicht auf die Summe schätzt, die sich Bin Salam erhofft hatte, besteht die Möglichkeit, dass Saudi-Arabien nur sehr viel weniger einnehmen wird und deswegen seine Strategiepläne etwas zügeln muss.

Der Vize-Kronprinz hat aber in gewisser Weise noch ein Ass im Ärmel. Saudi-Arabien hat aufgrund seiner führenden Rolle in der OPEC immer noch einen gewaltigen Einfluss auf den Ölmarkt. Wenn das Königreich den Ölpreis ankurbeln kann, würde Aramcos Cashflow steigen und dies würde über Umwege auch die Bewertungslücke schließen. Und der Golfstaat scheint nun, wo es dem Markt seine Bereitschaft signalisiert, den Ölpreis durch eine Verlängerung der OPEC-Produktionskürzung – weit über die ursprünglich angesetzten sechs Monate hinaus – zu unterstützen, genau diesen Weg zu gehen. Erst vor kurzem sagte Khalid al-Falih, saudischer Energieminister und Vorstandsvorsitzende von Aramco, dass es Verhandlungen über eine Ausweitung der Produktionskürzung gibt, diese aber noch nicht abgeschlossen sind. Das Land wird die laufenden Gespräche vermutlich weiter unterstützten, da es das Überangebot des Marktes kürzen muss, um Nachfrage und Angebot wieder ins Gleichgewicht zu bekommen und den Ölpreis anzukurbeln.

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Eine heikle Situation

Saudi Arabiens Pläne, den Ölpreis anzukurbeln, sind also nicht aufgegangen wie geplant. Dies liegt daran, dass das Königreich den Ölpreis nur so weit angehoben hat, um Bohrunternehmen dazu zu bringen, wieder ihre Arbeit aufzunehmen. Und dies hat zu einer Flut an neuem Öl geführt, die dafür verantwortlich war, dass der Ölpreis nicht über einen Preis von ca. 55 US-Dollar hinausgekommen ist. Auch bei einem Ölpreis von 50 US-Dollar je Barrel können Ölbohrunternehmen wie EOG Resources (WKN:877961) aufgrund der hohen Renditen einiger seiner Bohrlöcher explosives Wachstum generieren. EOG kann bei einem Ölpreis von 50 US-Dollar einen ausreichend hohen Cashflow erwirtschaften, um seine Ölproduktion dieses Jahr um 18 % anzuheben. Der Grund, weshalb EOG Resources mit so einem rasanten Tempo wachsen kann, ist die Tatsache, dass es den Abschwung des Ölmarkts dazu genutzt hat, um die Produktivität seiner Bohrlöcher zu erhöhen und gleichzeitig ihre Kosten zu senken. Dies hat zu einer drastischen Verbesserung des Cashflows und Renditen geführt. Bei Devon Energy (WKN:925345), das über die finanzielle Stärke und Anreize verfügt, die Anzahl seiner Bohranlagen mit großem Kapitalaufwand bis Ende des Jahres zu verdoppeln, beobachten wir Ähnliches. Die zusätzlichen Bohrlöcher sollten Devons Öl-Output bis Ende des Jahres von 13 auf 17 % anheben und auf Kurs bringen, das Fördervolumen nächstes Jahr sogar um 20 % zu steigern.

Saudi-Arabien befindet sich also in einer verzwickten Situation. Wenn es den Ölpreis zu stark ankurbelt, werden Bohrunternehmen ihre Produktion zu rasch beschleunigen. So kann EOG Resources beispielsweise seine langfristige jährliche Produktionswachstumsrate von 15 % (bei einem Rohölpreis von 50 US-Dollar) auf 25 % anheben, wenn der Ölpreis um nur 10 US-Dollar steigt. Wenn das Königreich also nicht in der Lage ist, den Cashflow seines staatlichen Ölunternehmens zu erhöhen, wird ein IPO nicht genügend Geld einbringen, um seine ambitionierten Diversifikationspläne umzusetzen. Es genügt der Hinweis, dass der Golfstaat einige Billionen Gründe hat, sich mittelfristig für einen höheren Ölpreis stark zu machen – selbst wenn dieses Vorgehen einen weiteren Bohr-Boom zur Folge haben könnte.

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The Motley Fool hält und empfiehlt Devon Energy, EOG Resources und ExxonMobil. 

Dieser Artikel wurde von Adam Matthew DiLallo auf Englisch verfasst und am 29.4.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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