BVB: Der dümmste Short aller Zeiten
Der versuchte Anschlag auf den BVB (WKN:549309) ist ein trauriges Kapital der deutschen Fußballgeschichte, aber nicht nur das. Wie sich herausstellte, hatte der Attentäter finanzielle Motive und dieser perfide Plan kann durchaus als dümmster Short der Geschichte bezeichnet werden.
Was Anleger daraus lernen sollten, erfährst du hier.
Eine Wette auf fallende Kurse
Noch ist nicht ganz erklärt, welche Finanzinstrumente der Attentäter Sergej W. bei seiner Strategie benutzt hat, aber zumindest ist der grundlegende Plan bereits deutlich geworden. Durch Finanzinstrumente, nach aktuellem Wissen keine klassischen Shorts, sondern gehebelte Derivate, hat der Täter auf fallende Kurse der BVB-Aktie gewettet. Es wurden bisher viele verschiedene Hochrechnungen genannt, aber zumindest hatte er die Möglichkeit auf viele tausend Euro, wenn nicht sogar einen Millionenbetrag, wenn die BVB-Aktie wirklich tief gefallen wäre.
Die Grundüberlegung des Attentäters war, dass der BVB als börsennotiertes Unternehmen stark vom Erfolg seiner Spieler abhängt. Das liegt auch daran, dass man beim BVB viel Geld damit verdient junge Talente zu schmieden, und sie dann mit einer hohen Ablöse zu anderen Mannschaften wechseln lässt. Somit war es durchaus logisch, auf einen fallenden Kurs zu wetten, denn hätte der Attentäter tatsächlich die gesamte Mannschaft erwischt, hätte diese menschliche Tragödie auch wirtschaftliche Konsequenzen für den BVB gehabt.
Wer sich jetzt denkt, dass Shorts unter so einem extremen Szenario eine einfache Strategie sind, sollte sich seine Ansicht noch einmal überlegen. Selbst bei fallenden Kursen ist es in keiner Weise sicher, dass dieser Plan aufgegangen wäre.
Ein Aktienkurs muss wirklich in den Keller fallen, damit sich ein Short lohnt
Wie schon erwähnt, ist noch nicht ganz klar, welche Finanzprodukte Sergej W. genau benutzt hat, aber man geht davon aus, dass es Derivate, wahrscheinlich Puts waren. Man muss bei diesen exotischen Finanzprodukten eigentlich nur verstehen, dass sie fast immer dazu dienen, um Kursentwicklungen verstärkt darzustellen. Banken geben diese Produkte heraus, damit Anleger profitieren, wenn ein Wertpapier unerwartet hohe oder unerwartet niedrige Kurse erreicht.
Da man im Leben aber nichts umsonst bekommt, werden die eingepreisten Wahrscheinlichkeiten natürlich so berechnet, dass die Bank am Ende in der Regel etwas daran verdient. Mit anderen Worten, um viel Geld zu verdienen, muss man auf extrem unwahrscheinliche Szenarien wetten. Es sollte zu denken geben, dass noch niemand mit einer reinen Derivate-Strategie wirklich reich geworden ist, denn solche Wahrscheinlichkeiten verlässlich zu prognostizieren ist extrem schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.
Ob der Kurs also wirklich bei einem erfolgreichen Attentat tief genug gefallen wäre, damit der Plan aufgegangen wäre, ist gar nicht sicher. Allerdings dürfte der Attentäter darüber hinaus einen großen Denkfehler begangen haben.
An der Börse geht es geordnet zu
Trotz aufregender Filme und den immer wieder auftauchenden Skandalen, sollten Anleger nicht vergessen, dass es an der Börse so gut wie immer sehr geordnet zugeht. Es hätte nach einem erfolgreichen Attentat beispielsweise durchaus eine Handelssperre für die BVB-Aktie eingesetzt werden können, sodass gar nicht klar ist, ob Sergej W. seine Wette dann überhaupt hätte auflösen können.
Außerdem werden alle Börsengeschäfte dokumentiert, das heißt, man hätte sehr genau nachverfolgen können, wer vom Wertverlust der BVB-Aktie profitiert hat. Wenn jemand über einen kurzen Zeitraum eine so konkrete Wette erfolgreich zu Geld gemacht hätte, wäre man ihm mit großer Sicherheit auf die Schliche gekommen. Wahrscheinlich hätte man noch den letzten daran verdienten Cent auf ein Konto und eine Person zurückverfolgen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sergej W. sich mit dem Geld aus dem Staub hätte machen können, ist somit sehr gering.
Wie man sieht, verdient Sergej W. den traurigen Preis für den dümmsten Short aller Zeiten. Man kann nur hoffen, dass sich niemand findet, der noch dümmer ist und das Ganze ein zweites Mal versucht.
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Marlon Bonazzi besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.