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BP nimmt für 2017 und darüber hinaus eine Kursänderung vor

BP (WKN:A2ABDY) gehörte in den vergangenen Jahren in der Öl- und Gasbranche zu den Sorgenkindern. Niedrige Renditen und die große Ungewissheit bezüglich der Deepwater-Horizon-Ölkatastrophe haben dazu geführt, dass das Unternehmen sehr zurückhaltend bei seinen Ausgaben war und effizienter mit seinem bestehenden Portfolio umgehen musste.

Heute befindet sich das Unternehmen jedoch dank drastischer Kosteneinsparungen und des Verkaufs von Vermögensgegenständen in Milliardenhöhe in einer besseren Verfassung. Infolgedessen muss BPs Management nun nicht mehr jeden Pfennig drei Mal umdrehen, sondern ist in der Lage, einige kostspielige Wachstumsmöglichkeiten zu verfolgen. Nachfolgend sind einige Aussagen des Managements aus einer jüngsten Pressekonferenz und deren Bedeutung für Investoren.

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Der Ausblick für 2017 und darüber hinaus

Vor einigen Jahren war CEO Bob Dudley einer der ersten Top-Manager aus der Ölbranche, der erklärte, warum er glaubt, dass der Ölpreis langfristig niedrig bleiben wird. Diese Meinung stand ganz im Gegensatz zu dem Großteil der Top-Manager und Analysten der Branche, die eine schnelle Erholung der Öl- und Gaspreise prognostizierten. Es stellte sich heraus, dass Dudley Recht behalten sollte. Nun im Jahr 2017 scheint es, dass Dudley im Bezug auf die kommenden Jahre gedämpft optimistisch ist:

Stand heute ist der Brent-Ölpreis seit der Bekanntgabe des OPEC-Deals um rund 10 US-Dollar je Barrel angestiegen. Wir erwarten für dieses Jahr immer noch ein starkes Wachstum der Ölnachfrage sowie einen moderaten Zuwachs des Angebots von Nicht-OPEC-Mitgliedsstaaten. Dies bedeutet, dass das Timing und der Umfang der Wiederherstellung des Marktgleichgewichts stark vom Verhalten der OPEC abhängig sind.

Der physische Markt hat begonnen, sich zusammenzuziehen. Lagerbestände sinken etwas schneller, als es zu dieser Jahreszeit in der Regel der Fall ist. Jedoch betrugen die Reserven der OPEC Ende 2016 immer noch fast 3 Mio. Barrels und lagen somit deutlich über ihrem durchschnittlichen historischen Wert. Wir gehen davon aus, dass der Großteil dieses Überschusses Ende 2017 abgebaut ist, wenn OPEC- und Nicht-OPEC-Mitgliedsstaaten ihre versprochenen Produktionssenkungen in die Tat umsetzen. Jegliche Nichteinhaltung dieser Versprechungen könnte diesen Vorgang deutlich verzögern und in naher Zukunft für ein Abwärtsrisiko des Ölpreises sorgen.

Wir bleiben also bezüglich der Wiederherstellung des Marktes weiterhin optimistisch, sehen aber ein, dass das Ganze noch eine Weile dauern könnte. Kurz gesagt: Der Weg zu einer gefestigteren Position ist immer noch ungewiss.

Diese Ansicht vertreten auch viele andere Top-Manager. Da eine Kürzung der Ölproduktion zu geringeren Ölbeständen führen wird, sollten wir im kommenden Jahr einen deutlichen Anstieg des Ölpreises beobachten.

BILDQUELLE: GETTY IMAGES.

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Die Lage im Nahen Osten

Noch vor nicht allzu langer Zeit haben integrierte Ölkonzerne versucht, sich aus Produktions-Sharing-Verträgen oder Betriebsverträgen mit Partnern aus dem Nahen Osten zu befreien. Warum sollte man bei einem Ölpreis von 100 US-Dollar oder höher nur einen so kleinen Gewinnanteil aus diesen Verträgen zugesichert bekommen, wenn sich anderswo viel höhere Einnahmen erwirtschaften lassen? Diese Einstellung hat sich allerdings nun, wo große Ölkonzerne mit der Hoffnung auf beständige und langfristige Investitionen sich wieder an den Nahen Osten wenden, gewandelt. BP hat vor kurzem einen Deal in Abu Dhabi abgeschlossen. Dudley sprach seitdem einige Male über dieses Abkommen:

Vor kurzem haben wir eine Beteiligung von 10 % an Abu Dhabis ADCO-Konzession erhalten. Somit sind langfristige Onshore-Erdölreserven, eine kostenniedrige Ölproduktion sowie Cashflows gesichert. Dies sind Ressourcen, deren Potenzial wir nur all zu gut verstehen. Sie machen unser Upstream-Portfolio bis zum Jahr 2055 widerstandsfähiger und breiter.

BP ist nicht das einzige Unternehmen, das so vorgeht. Der französische Öl-Riese Total (WKN:850727) hat gerade mit Verträgen für das gleiche Projekt, an dem auch BP, Qatar und der Iran beteiligt sind, einen Vorstoß im Nahen Osten unternommen. Diese Verträge sind äußerst attraktiv, da sie kostengünstige und langlebige Ressourcen garantieren. Die Bedingungen dieser Verträge werden sogar umso günstiger, je höher die Arbeitsbeteiligung von Unternehmen wie BP und Total an diesen Projekte ist. Es käme nicht überraschend, wenn diese Unternehmen in naher Zukunft weitere große Deals mit Partnern im Nahen Osten verkünden würden.

Die Lage um Deepwater Horizon beruhigt sich

Ende 2015 unternahm BP einen großen Schritt zur Beilegung des Deepwater-Horizon-Falls, indem es mit den an der Golfküste gelegenen US-Bundesstaaten einer Schlichtungszahlung in Höhe von 18,7 Mrd. US-Dollar zustimmte. Angesichts einer klaren Zahlungssumme und einer endgültigen Beilegung am Horizont erläuterte CFO Brian Gilvary Investoren gegenüber den verbleibenden Zahlungsplan.

Wir rechnen im Vergleich zum vergangenen Jahr für dieses Jahr mit niedrigeren Deepwater-Horizon-Zahlungen – im Bereich von 4,5 und 5,5 Mrd. US-Dollar. Wie bereits erwähnt gehen wir davon aus, Forderungen aus wirtschaftlichen Verlusten dieses Jahr weitestgehend abzubezahlen. Wir erwarten deshalb einen drastischen Abfall der Deepwater-Horizon-Zahlungen auf 2 Mrd. US-Dollar im Jahr 2018. Über das Jahr 2019 hinaus soll diese Summe unter die 1-Milliarde-Marke sinken.

Man sollte erwähnen, dass der Ausdruck „darüber hinaus“ aus dieser Stellungnahme sich auf eine endgültige Schlichtung in 10 bis 15 Jahre bezieht. Dies ist keinesfalls eine unbedeutende Summe Geld, aber sicherlich eine, die zu bewältigend ist und das Geschäft des Unternehmens im kommenden Jahrzehnt nicht besonders beeinträchtigen sollte.

Etwas zu viel Optimismus?

Erinnerst du dich an die Zeiten, als Bob Dudley noch vor einigen Jahren zu den größten Pessimisten in Sachen Ölpreis zählte? Seine Einstellung scheint sich nun etwas verändert zu haben. Bezüglich des Gleichgewichts zwischen dem Cashflow aus laufenden Geschäftstätigkeiten und dem Kapitalaufwand für Investitionen und Dividenden sagte er Folgendes:

Der Konzern ist dabei, seinen Finanzrahmen bis Ende 2017 bei einem erwarteten Ölpreis von rund 60 US-Dollar je Barrel nach und nach ins Gleichgewicht zu bringen. Die operativen Auswirkungen unserer vielen Portfolio-Ankündigungen sind hierbei bereits berücksichtigt.

BILDQUELLE: GETTY IMAGES.

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Ein Kursziel von 60 US-Dollar je Barrel bis Ende 2017 ist keinesfalls utopisch. Schließlich scheint die Konsensprognose zu sein, dass sich die Lagerbestände bis dahin verringern werden.

Überraschend ist aber, dass dieser „Gleichgewichtspreis“ von 60 US-Dollar je Barrel unter integrierten Ölkonzernen zu den höchsten gehört. Total ExxonMobilChevron und Royal Dutch Shell haben vor kurzem bekannt gegeben, dass ihre größten Entwicklungsprojekte ein Cash-Breakeven-Ziel von 40 US-Dollar je Barrel haben, womit ihr Breakeven auf Cashflow- und Kostenbasis eher bei 50 US-Dollar je Barrel liegt.

Management-Teams von integrierten Ölkonzernen müssen Investitionsentscheidungen basierend auf dem zukünftigen Ölpreis in zwei, fünf oder sogar zehn Jahren treffen. Ein etwas höherer Breakeven-Ölpreis könnte einige neue Wachstumsmöglichkeiten eröffnen. Sollte der Ölpreis aber einbrechen, sind rote Zahlen unvermeidbar. BP scheint zurzeit also ambitionierter zu sein als andere Ölkonzerne. Investoren dürfen gespannt sein, wie sich diese Wette entwickeln wird.

Die Nachhaltigkeit dieser Kosteneinschnitte

Außerdem ist einer der Gründe, weshalb BP etwas optimistischer als andere Konzerne sein kann, die außergewöhnliche Performance des Unternehmens bei der Senkung seiner Kosten. Seit 2014 sind BPs jährliche Betriebskosten um mehr als 7 Mrd. US-Dollar gefallen. Jedoch sind die Senkungen nicht in vollem Umfang BP anzurechnen. Auf die Frage danach, wie sich diese Kosteneinschnitte zusammensetzen, antwortete Dudley:

In etwa zwei Drittel sind unseren eigenen Maßnahmen zur Kostensenkung anzurechnen. Ein Drittel geht auf eine Deflation der Kosten zurück.

Kostendeflation ist ein wichtiger Punkt. Darunter fallen die Kosten, die in Verbindung mit Öldienstleistungen wie Bohrungen, Leasing von Bohrtürmen usw. anfallen. Während des Abschwungs fielen die Kosten für diese Dienstleistungen steil zu Gunsten der Produzenten. Wie einige Öldienstleistungs-Manager jedoch bereits verkündet haben, könnte sich die Kostendeflation bald ihrem Ende nähern. Der Großteil der größten Öldienstleistungs-Unternehmen hat riesige Preiszugeständnisse abgegeben, um Crew und Anlagen während des Abschwungs am Laufen zu halten. Heute fokussieren sich die Konzerne jedoch darauf, aus diesen Anlagen Renditen zu erwirtschaften.

Für BP könnte dies bedeuten, dass nicht die gesamten Kosteneinsparungen in Höhe von 7 Mrd. US-Dollar auf Dauer zu halten sind. Somit könnten die Betriebskosten sowie Breakeven-Preise auf Barrel-Basis langfristig wieder ansteigen. Diesbezüglich liegt BP schon jetzt im oberen Preisbereich. Deshalb gilt es für den Rest des Jahres 2017, genau hinzuschauen, wie sich die Lage bei BP entwickelt.

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The Motley Fool hält und empfiehlt ExxonMobil. The Motley Fool empfiehlt Chevron und Total.

Dieser Artikel wurde von Tyler Crowe auf Englisch verfasst und am 23.2.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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