Mikrosatelliten: Ist das der nächste große Wachstumsmarkt im Tech-Bereich?
Mikrosatelliten könnten das nächste große Ding im Bereich Weltraumtechnologie sein.
Gewöhnliche Kommunikationssatelliten – also solche, die eine starke Rakete vom Kaliber eines Falcon 9 von Space X oder eine Ariane 5 brauchen, um sie in den Orbit zu bekommen – wiegen bis zu 5 Tonnen. Im Gegensatz dazu wiegen Mikrosatelliten nur eine halbe Tonne und können manchmal auch nur 11 kg wiegen. (Es geht sogar noch kleiner. Die „U”-Klasse-Satelliten bestehen aus einem bis sechs Würfeln, die jeweils nur 1,25 kg wiegen. Das wären dann aber fast schon “Nanosatelliten” mit einem Gewicht bis zu 11 kg.)
Aber egal wie man sie nennen mag, Satelliten werden kleiner und damit auch die Herstellungskosten. Jim Cantrell, CEO des Weltraum-Start-ups Vector Space Systems sagt, die benötigten Teile für einen Kommunikationssatelliten – die bisher 2 Millionen US-Dollar oder mehr gekostet haben – könnten heute für 25.000 US-Dollar erworben werden. Darüber hinaus wird es auch billiger, diese Satelliten in den Orbit zu bekommen. Cantrells Unternehmen wird zum Beispiel dieses Jahr schon Reservierungen annehmen, um Mikrosatelliten mit einem Gewicht von 25 bis 50 kg für 1,5 bis 2,5 Millionen US-Dollar pro Stück in den Orbit zu bringen.
Und das führt zu einem Boom in diesem Bereich.
Auf ins All!
2012 wurden nur ein Dutzend Mikrosatelliten pro Jahr ins All gebracht. 2014 waren es schon 172 und im letzten Jahr 175. Dieses Jahr könnte ein neuer Rekord aufgestellt werden, vielleicht sogar 210 oder das Sechsfache von 2012. In vier Jahren prophezeit Cantrell 500 Mikrosatelliten pro Jahr, was drei Viertel aller Satelliten im Jahr 2020 ausmachen würde.
Die Los Angeles Times meldet, dass eine ganze Reihe neuer Unternehmen in den Startlöchern steht, um diese Nachfrage abzudecken. Der Großteil davon ist noch komplett unbekannt. Vector Space ist eines davon. Aber es gibt auch noch Firefly Space Systems, Rocket Lab und Cube Cab – ein Unternehmen, das noch so neu ist, dass auf der Website noch nicht einmal eine Adresse angegeben ist.
Einen anderen Ansatz verfolgt Stratolaunch Systems. Das Unternehmen plant, mit einem Flugzeug sehr hoch zu fliegen und dann eine Rakete mit einem Mikrosatelliten an Bord abzuwerfen. Die Rakete wird dann den Satelliten in den Orbit bringen. Das ist auch die Herangehensweise von Virgin Galactic, dem Unternehmen von Richard Branson. Ähnlich dazu plant Virgin, eine modifizierte 747-400 in über 10.000 Metern Höhe zu fliegen und dann eine Vorrichtung mit dem Namen LauncherOne freizugeben, die Satelliten ins All schießt.
Wie viel wird das kosten?
Hypothetische Preise auf hypothetische Dienstleistungen variieren (noch keines dieser Unternehmen hat bisher den Betrieb aufgenommen). Aber die meisten Start-ups geben Preise im Bereich von 5 bis 10 Millionen US-Dollar für einen Launch an. Vector Space Systems ist hier ein Außenseiter. Das Unternehmen bietet diese Dienstleistung schon für 1,5 Millionen US-Dollar an und verspricht 2018 den Betrieb aufzunehmen. Virgin Galactic bietet eine robustere Leistung an: 10 Millionen US-Dollar für einen Mikrosatelliten mit 220 kg in einem Orbit in 300 Meilen Höhe.
Irgendwo dazwischen liegt Rocket Lab. Das Unternehmen behauptet, 12 Multicube-Satelliten-Aufträge zu haben. Durch die Zusammenlegung ihrer Satelliten mit der Ladung von 32 anderen Kunden bietet Rocket Lab jedem Kunden günstige Preise – und erhöht damit auch die Umsätze auf mehr als 6,6 Millionen US-Dollar pro Launch.
Werden sie das schaffen?
Die Preise von Rocket Lab – nur 80.000 US-Dollar für einen einzelnen 1U-Cube-Satelliten – sind weit entfernt von den 62 Millionen, die SpaceX für deutlich größere Satelliten verlangt – oder den 225 Millionen US-Dollar, die Boeing und Lockheed Martin verlangen. Die Start-ups verfolgen hier eine aggressive Preispolitik, um so viele Marktanteile wie möglich an sich zu reißen, und das so schnell wie möglich.
Man sollte jetzt aber nicht erwarten, dass die Großen in diesem Industriezweig ihre Marktanteile einfach so aufgeben werden. SpaceX zum Beispiel hat den Mikrosatelliten anfangs nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das Unternehmen findet es jetzt aber vielleicht lukrativer, da die Nachfrage größer ist. Immerhin könnte SpaceX den Businessplan von Rocket Lab einfach kopieren. Eine einzige Falcon-9-Rakete könnte leicht 100 oder mehr 50kg-Satelliten in den Orbit bringen. Und bei Gesamtkosten von 62 Millionen US-Dollar könnten das 620.000 US-Dollar oder weniger pro Satellit werden – verglichen mit 1,6 Millionen oder mehr von Rocket Lab.
Der Trick besteht natürlich darin, genug Kunden zu finden, um genug Ladung zusammen zu bekommen und so viele kleine Satelliten an die richtige Stelle im Orbit zu bringen. Aber selbst hier könnte SpaceX schon eine Lösung haben. Alphabet (WKN:A14Y6H) hat nämlich ein Projekt gestartet, um mehr als 4.000 Mikrosatelliten an bestimmte Koordinaten im Orbit zu bringen, um globales Breitbandinternet aus dem Weltraum zu bringen. (Dafür hat das Unternehmen letztes Jahr auch 900 Millionen US-Dollar in SpaceX investiert.)
Der Vorteil für die Investoren
Wird SpaceX eine Möglichkeit finden, um Raketen, die für große Satelliten gebaut wurden, dafür zu nutzen, auch viele kleine Satelliten in den Orbit zu bringen? Wird SpaceX das überhaupt machen, wenn es im Markt für große Satelliten so gut läuft?
Wir werden sehen. In der Zwischenzeit kann man sich als Investor sicher sein, dass bei so vielen Start-ups, die Innovationen, neue Preisstrukturen und individuelle Flugpläne bieten, es keinen Mangel an Optionen geben sollte, um Mikrosatelliten ins All zu bekommen.
Es sollte auch genug Geschäft geben. Denn wenn wir wirklich in ein paar Jahren jedes Jahr 500 Satelliten ins All kriegen wollen, dann werden wir alle diese Unternehmen brauchen – und sogar noch mehr.
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Suzanne Frey ist Führungskraft bei Alphabet und Mitglied des Vorstands von The Motley Fool.
Motley Fool besitzt und empfiehlt Alphabet (A und C).
Dieser Artikel wurde von Rich Smith auf Englisch verfasst und wurde am 26.06.2016 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.