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China im freien Fall? Da irren sich Investoren gewaltig

Bild: Pixabay, Tedd

In China startete das Jahr mit viel Aufsehen und dem kürzesten Handelstag seiner bisher 25-jährigen Börsengeschichte. Was dahinter steckt und warum es sich lohnt, tiefer nach den Hintergründen des aktuellen Hypes zu bohren, erfährst du hier.

Was war passiert?

In der vergangenen Woche erlitten die Aktienmärkte in China starke Kursverluste, nachdem zuvor die Landeswährung Yuan erneut abgewertet wurde. Als die Börsen in Shanghai und Shenzen am 07.01.2016 kurz nach Eröffnung einen Kursverfall von 7 % erfuhren, wurde der Handel nach nur 30 Minuten und zum zweiten Mal in derselben Woche frühzeitig ausgesetzt. Dies führte weltweit zu Tumulten und Unsicherheit.

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Rolle der chinesischen Börsen und deren Abkopplung von der Realwirtschaft

Nach dem ersten Aufschrei als Reaktion auf die starken Kursbewegungen lohnt es sich, einen zweiten Blick auf das Geschehen zu werfen. Der Aktienmarkt als sich selbst regelndes Instrument zur Bestimmung des fairen Preises aus Angebot und Nachfrage kann in China nicht als voll funktionsfähig für die Allokation von Kapital zwischen Investoren und Unternehmen angesehen werden. Dies hat mehrere Gründe:

Erstens befinden sich 90 % der gehandelten Wertpapiere in der Hand von Privatanlegern, während ausländische Investoren gerade einmal 2 % des Marktes kontrollieren und das auch nur über Umwege. Obwohl die chinesischen Börsen mehrfach die Größe der deutschen Börse überschreiten, agieren hier nur wenige institutionelle Investoren, Banken oder Versicherungen und wenn, dann tun sie das meist mit staatlicher Unterweisung.

Zweitens betreibt die Regierung dominierende Eingriffe in das Marktgeschehen, die von einem staatlich verordneten Zielkurs bis hin zu Kursstabilisierungen durch Käufe der Wertpapieraufsicht und staatlicher Fondsgesellgesellschaften gehen. Dies ist unter anderem auch der Grund, warum den chinesischen Börsen international eine eher untergeordnete Rolle zugeschrieben wird.

Drittens zeigt die Historie, dass die chinesischen Börsenindizes sich häufig gegensätzlich zur Realwirtschaft entwickelt haben. Als die Wachstumsraten in den Jahren vor der Finanzkrise noch weitaus höher waren als heute, bewegten sich die Aktienindizes kaum, zeigten mitunter sogar die schlechteste Performance aller Indizes weltweit. Im letzten Jahr stiegen die Börsenkurse dann auf astronomische Höhen, die tatsächlichen Unternehmensgewinne gingen jedoch nachhaltig zurück. Dieser Zusammenhang zeigt, dass auch der jüngste Börsencrash wohl nur geringe negative Folgen für die chinesische Realwirtschaft mit sich bringen wird.

Der gesellschaftliche und strukturelle Wandel wird das Land nachhaltig beeinflussen

Eine nachhaltige und spürbare Wirkung liegt jedoch in den aktuellen strukturellen Entwicklungen in China, denn das Land durchläuft einen Strukturwandel auf zwei Ebenen. Einerseits geht die seit den 70er Jahren anhaltende industrielle Revolution zu Ende, die von billigen Arbeitskräften aus den ländlichen Bereichen geprägt war, während sich China andererseits, verstärkt durch die Ein-Kind Politik, einer schneller alternden Gesellschaft gegenübersieht. Als Folge wird das Land künftig auch mit steigenden Arbeitskosten bei einer sinkenden Anzahl an Arbeitskräften zu kämpfen haben.

Zusätzlich verstärkt die neue Parteiführung ihre Anstrengungen, das Land von der ressourcenintensiven Industrieproduktion wegzubewegen hin zu einer schlanken Dienstleistungsgesellschaft, die auch im Hightech-Sektor gut aufgestellt ist. Die langfristige Überlegung dahinter ist, in der Weltwirtschaft mit Qualität statt Quantität zu punkten und nachhaltig höhere Einkommen für die Bevölkerung zu realisieren.

Ein solch radikaler Umbau – weg von einer Industrie- hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft – ist unweigerlich mit schmerzhaften Anpassungsprozessen und vielen Schwierigkeiten verbunden. Das Land wird dafür kurzfristig nicht unerhebliche Wachstumseinbußen hinnehmen müssen und auch andere Schwellenländer sowie die Weltwirtschaft insgesamt werden davon nicht unberührt bleiben.

Fazit

In China startete das neue Jahr mit starken Kursbewegungen bei den größten Börsenindizes. Schaut man genauer hin, so ist nachvollziehbar, dass sich die Auswirkungen dieser Überreaktion auf die Realwirtschaft in Grenzen halten werden. Die strukturellen Änderungen, die sich aktuell im Land vollziehen, sollte man jedoch auf dem Radar behalten. Das Land versucht, sich gerade auf lange Sicht erfolgreich aufzustellen und ist bereit, die dafür notwendigen, teilweise schmerzhaften Maßnahmen vorzunehmen. Diese Entwicklungen werden 2016 und darüber hinaus relevant sein und das Bild Chinas nachhaltig prägen.

Für Anleger aus unseren Breitengraden heißt das, sich nicht von kurzfristigen und übertriebenen Kursbewegungen abschrecken zu lassen und auch die Potenziale in der Umsetzung des langfristigen Plans zu erkennen. Als Foolishe Investoren können wir also besonders von der heutigen Situation profitieren – alle, die sich nur auf die Turbulenzen der letzten Tage fokussieren, begehen meiner Meinung nach einen Fehler.

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