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Die Macht des gesunden Menschenverstands

Ich habe da eine zynische Theorie: Mindestens die Hälfte von dem, was wir im Leben sehen, sind nur unnötige Komplikationen, die sich als Mehrwert tarnen.

In der Einleitung zu seinem Buch 23 Lügen, die sie uns über den Kapitalismus erzählen schreibt der Wirtschaftsexperte Ha-Joon Chang folgendes (Hervorhebungen des Autors):

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Ich werde nicht in die Details gehen, die man zwangsweise in einem einfachen Wirtschaftsbuch findet. Ich lasse diese Dinge aber nicht weg, weil ich glaube, dass ich zu viel von meinen Lesern verlange. 95 % der Wirtschaft ist eine unnötige Verkomplizierung des gesunden Menschenverstandes und selbst die verbleibenden 5 %, die wichtigen Schlussfolgerungen und vielleicht sogar alle technischen Details können in einfachen Worten erklärt werden.

Wie erfrischend. Ich wünschte, das würden mehr Leute schreiben, denn die meisten von uns wissen intuitiv, dass es wahr ist.

Ich hatte auf dem College einen Professor, der am ersten Tag ankündigte: „Es wird keine Formeln, kein Mathe und keine Bücher in diesem Kurs geben. Und an die Tafel zu schreiben, tut mir in den Handgelenken weh.”

Stattdessen begann er jede Vorlesung mit: „Hier ist, was ich heute Morgen im Wall Street Journal gelesen habe.” Und dann besprachen wir eine Stunde lang den historischen Kontext und die Wirtschaftsnachrichten des Tages, beispielsweise wie Arbeitsmarktdaten berechnet werden oder Probleme mit Handelsabkommen. Er benutzte Worte und erzählte Geschichten. Die Beispiele waren aus dem wirklichen Leben gegriffen und niemals nur hypothetisch. Jede Vorlesung war wie eine Dokumentation, wobei man den Erzähler unterbrechen und Fragen stellen konnte.

Der Professor gab zu, er würde auf seine technisch orientierten Kollegen herabblicken. Aber alle Kommilitonen, mit denen ich darüber sprach, sagten, sie hätten mehr von ihm als in den anderen Kursen gelernt. Niemand erinnert sich an die Rechenmethoden, aber alle reden immer noch von den Geschichten des Professors. Darin lag auch die Ironie: Was als zu einfach angesehen wurde, half den Studenten besser, diese Dinge zu verstehen als das traditionelle Modell mit der Berechnung.

Man erklärt Studenten im Grundstudium die Hyperinflation nicht mit einem Modell von Angebot und Nachfrage. Sie vergessen das alles doch sofort wieder. Wenn man ihnen Geschichten über Weimar und Zimbabwe erzählt, dann nehmen sie alles auf und vergessen es ihr Leben lang nicht. Wie der Philosoph Michel de Montaigne sagte: „Wenn der Mensch weise wäre, dann würde er den wahren Wert einer Sache nach ihrem Nutzen bewerten und danach, ob es auf sein Leben zutrifft.” Genau.

Das Beste war aber, dass all die mathematischen Grundlagen – die technischen Details – implizit in den Geschichten des Professors gelehrt wurden. Nichts wurde ausgelassen oder ignoriert. Mathe ist wichtig. Er vereinfachte die komplizierten Dinge in Form von Faustregeln, die man leicht erklären konnte. Wenn man nicht selbst Finanzen lehren möchte, dann muss man sich die Formel für den Zinseszins auch nicht merken. „Geld verdient Geld und dieses Geld verdient wieder neues Geld, um mehr davon zu verdienen.” Das erklärt es doch auch und die Mathematik dahinter wird auch klar, selbst wenn der Student die Formel nicht kennt.

Vereinfachte Regeln ignorieren die technischen Details nicht. Sie verwandeln sie in praktische Ideen in einem realen Kontext. In diesem Sinne sind die Details – und nicht die Faustregeln – die unvollständige Kurzfassung. Das ist ein verrücktes Paradox, aber es ist wahr.

Nach dem College erkannte ich, dass diese Logik nicht nur auf das Lehren zutrifft, sondern auch auf das Investieren.

Der Finanzsektor ist ein simples Geschäft, das kompliziert verkauft wird, um die Gebühren zu rechtfertigen. Aktive Manager nutzen sogar ein griechisches Wort – alpha – um zu beschreiben, was woanders „seine Arbeit machen” heißt.

Das meiste, was man über das Investieren wissen muss, kann in einfachen Worten erklärt werden, selbst wenn die zugrundeliegende Mathematik kompliziert ist. Und genau wie beim Lehren fahren auch diejenigen deutlich besser, die in einfachen Worten erklären, als diejenigen, die sich selbst in die technischen Details stürzen. Viele Investoren verstehen die Mathematik und die Details hinter ihren Investitionen, aber nicht die vereinfachten, realen Folgen dessen, was sie tun. Das Ergebnis ist immer wieder eine Enttäuschung. Hedgefonds, die in Rauch aufgehen, unerschütterlicher Glaube in erprobte Modelle, 4000 Wörter, die nichts aussagen. Wenn du eine Investmentthese berechnen, aber sie nicht in einfachen Worten einer Gruppe normaler Leute erklären kannst, dann wird dein eigenes Können dein Untergang sein.

Andererseits sind die meisten Konzepte wie der Durchschnittskosteneffekt, langfristiger Anlagehorizont, Value-Investing, Insideranteile und Shareholder Value einfach und schnell erklärt.

Vor ein paar Jahren fragte Warren Buffett eine Gruppe Studenten, welchen Kommilitonen sie wählen würden, wenn sie 10 % von seinem Leben haben könnten.

„Nehmt ihr den mit dem höchsten IQ?” fragte er. „Nehmt ihr den, der einen Football am weitesten werfen kann? Oder den mit den besten Noten?”

Nein. Die Studenten nahmen diejenigen mit Charakterzügen wie Integrität, Ehrlichkeit und Güte. Genau. Der gesunde Menschenverstand erklärt so viel, das die technischen Details nicht erfassen können.

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Dieser Artikel wurde von Morgan Housel auf Englisch verfasst und wurde am 06.11.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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