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Die Investoren von Netflix verstehen das große Ganze nicht

Die Aktie von Netflix (WKN:552484) ist um 10 % gefallen, seit das Unternehmen die Quartalszahlen veröffentlicht hat.

Schuld war das schwächer als erwartete Nutzerwachstum in den USA von nur 880.000 Neukunden im dritten Quartal. Netflix hatte zuvor mit 1,15 Millionen gerechnet. Die Aktie, deren Kurs sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt hatte, brach wie erwartet ein.

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Die Analysten behaupteten, dass das übermäßige Angebot Netflix für die Kunden weniger attraktiv mache. Hulu startete eine werbefreie Plattform für 11,99 USD pro Monat. HBO von Time Warner (WKN:A0RGAY) startete HBO Now im Frühjahr und wird, nachdem sie bei der Emmy-Verleihung groß abgeräumt haben, wohl noch mehr Kunden gewinnen.

Amazon (WKN:906866) macht sein Angebot Prime Instant Video auch weiterhin mit großen Namen wie Woody Allen und Spike Lee und exklusiven Produktionen immer attraktiver. CBS startete im Juli ein neues Angebot für Showtime für alle Fans von Serien wie Homeland und The Affair. Aber der CEO von Netflix hat immer wieder betont, dass das normale Kabelfernsehen und Satellitenanbieter die wahre Konkurrenz sind, während Netflix eine dominante Position im Bereich Streaming hält. Netflix hat momentan 43 Millionen Abonnenten, während Hulu Ende des letzten Jahres 9 Millionen hatte.

Aber es ist der internationale Markt, wo Netflix sich seinen Wettbewerbsvorteil erarbeitet.

Statt auf die Gewinne hat sich der Markt auf das amerikanische Nutzerwachstum konzentriert und es als den Indikator für die Stärke des Unternehmens genommen. Das ist verständlich, da Streaming im Inland der Hauptfokus in den letzten fünf Jahren war. Aber es ist auch etwas kurzsichtig, da Netflix gerade den Übergang zum weltweiten Geschäft macht. Die Aussichten sind jetzt schwerer zu bewerten, aber das wird am Ende über den zukünftigen Erfolg entscheiden.

Das Streaming-Unternehmen startete seinen Dienst im dritten Quartal in Japan und diese Woche in Spanien, Portugal und Italien. Sie nähern sich schnell dem Ziel der weltweiten Expansion bis Ende 2016. Das Debut in Südkorea, Hongkong, Taiwan und Singapur soll Anfang nächsten Jahres erfolgen und damit soll auch der Großteil der Expansion in den Industriestaaten abgeschlossen sein. Über China schwebt noch ein Fragezeichen, aber jeder Fortschritt in diesem Gebiet wäre gut für die Aktie.

Die letzte Grenze

Es ist klar, dass vielleicht schon 2017 die Mehrheit der Abonnenten von Netflix außerhalb der USA sitzen werden.
Im letzten Quartal übertraf das internationale Wachstum die Erwartungen mit 2,74 Millionen an neuen Mitgliedern im Vergleich zu den erwarteten 2,4 Millionen. Mit einem erwarteten Nutzerwachstum von 3,5 Millionen im vierten Quartal ist das Unternehmen auf dem besten Weg dieses Jahr 11 Millionen Neukunden außerhalb der USA zu generieren. Das ist fast das Doppelte der erwarteten Neukunden in den USA.

Auf dem internationalen Parkett arbeitet Netflix aber noch nicht profitabel. Da das Unternehmen sich darauf vorbereitet, in neue Märkte zu gehen, gibt es auch viel für Marketing aus. Daher verliert Netflix momentan Geld mit der Expansion. Doch auch reife Märkte sind profitabel und das Management, das noch keine Details zu bestimmten Märkten geben will, sagte, dass der Deckungsbeitrag in Kanada, dem ersten Markt außerhalb der USA, dem in den USA ähnlich wäre.

Im Laufe der internationalen Expansion erwartet das Unternehmen auch entsprechende Gewinne ab 2017. Verglichen mit denen in den USA nehmen die Marketingkosten derzeit einen überproportionalen Anteil der Einnahmen ein. Im letzten Quartal gab man nur 7 % der Streaming-Einnahmen in den USA für Marketing aus, während das internationale Marketing 26 % verschlang. Hätte man im Ausland denselben Prozentsatz aufgewendet, dann wäre ein Deckungsbeitrag von 30 Millionen USD anstatt eines Verlustes von 67 Millionen USD im letzten Quartal herausgekommen.

In den nächsten Jahren sollten sich diese Ausgaben bei Abschluss der Expansion normalisieren und daher auch Gewinne ermöglichen. Gleichzeitig wird die wachsende Nutzerbasis den prozentualen Anteil weiter reduzieren.
Wie ein profitables Netflix aussehen könnte

Das Management hat oft wiederholt, dass der einheimische Deckungsbeitrag 40 % bis 2020 erreichen soll. Wenn wir bedenken, dass dieser schon jetzt bei 33 % liegt, dann könnte dieses Ziel sogar noch überboten werden, aber wir werden für unsere Prognosen einmal von 40 % ausgehen.

Netflix hat während der letzten 4 Jahre durchschnittlich etwa 6 Millionen Abonnenten pro Jahr in den USA gewonnen. 2015 soll mit einer Nutzerzahl von 45 Millionen abgeschlossen werden. Wenn wir annehmen, dass in den nächsten fünf Jahren jeweils 5 Millionen neue Abonnenten hinzukommen, dann wären das 70 Millionen Abonnenten in den USA. Im Moment zahlen die Kunden 10 USD pro Monat. Eine konservative Prognose bis 2020 wären 12 USD pro Monat. Basierend auf diesen Zahlen würde Netflix die folgenden Ergebnisse erzielen:

Abonnenten in den USAGebühren pro JahrEinnahmen in den USAMargeDeckungs-beitrag
70 Millionen144 USD/Jahr10,1 Milliarden USD40,00%4 Milliarden USD

International könnte Netflix bis 2020 sogar 100 Millionen Mitglieder haben, wenn wir einen Durchschnitt von 14 Millionen pro Jahr in den nächsten fünf Jahren annehmen. Aufgrund des rapiden Anstiegs von 11 Millionen in diesem Jahr und den Ländern, die im nächsten Jahr noch hinzukommen, sollte dieser Wert erreichbar sein. Die internationalen Mitglieder zahlen momentan weniger, etwa 8,60 USD pro Monat, was aber mit moderater Inflation und Preiserhöhungen bis 2020 auch 10 USD pro Monat erreichen sollte. Wenn wir die Marge in den USA von über 30 % anlegen, dann sollten 30 % als Ziel für das internationale Segment bis 2020 realistisch sein. Die folgende Tabelle zeigt die errechneten Gewinne:

Abonnenten
international
Gebühren pro JahrInternationale Einnahmen MargeDeckungsbeitrag
100 Millionen120 USD/Jahr12 Milliarden USD30,00%4 Milliarden USD

Wenn wir annehmen, dass 2 Milliarden USD für die Technik und allgemeine Verwaltungsausgaben anfallen werden und die Steuern 33 % betragen werden, dann würde Netflix einen Nettogewinn von 4 Milliarden USD im Jahr 2020 erreichen. Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25 würde das Unternehmen eine Bewertung von 100 Milliarden USD erreichen oder das 2,4fache seines aktuellen Wertes.

Eigenproduktionen wie „Beasts of No Nation” könnten die Einnahmen noch zusätzlich aufbessern, technische Neuerungen könnten auch neue Einkommensmöglichkeiten eröffnen. Der chinesische Markt bleibt aber immer noch ein großes Fragezeichen.

Die Zukunft von Netflix sieht besser aus, als die Analysten behaupten, wenn wir uns den aktuellen Quartalsbericht ansehen, aber es ist weiterhin schwer, eine genaue Bewertung vorzunehmen. Da das internationale Segment für mindestens ein weiteres Jahr keine bedeutenden Gewinne erzeugen wird, sollten sich die Investoren auf das Nutzerwachstum außerhalb der USA konzentrieren, denn hier liegen die größten Möglichkeiten für das Unternehmen.

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Motley Fool besitzt und empfiehlt Amazon.com und Netflix. Motley Fool empfiehlt Time Warner.

Dieser Artikel wurde von Jeremy Bowman auf Englisch verfasst und wurde am 29.10.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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