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Ja, der Biotech-Crash könnte noch schlimmer werden

Seit die Börse im März 2009 die Talsohle erreicht hat, lief es in kaum einem Industriezweig so gut wie im Biotech-Sektor. In den letzten fünf Jahren stieg der S&P 500, der vielleicht umfassendste Marktindikator um 62 % (Stand 29.September 2015), während der SPDR S&P Biotech ETF sich fast verdreifacht hat.

Warum haben die Biotech-Aktien so eine Performance aufs Parkett gelegt? Es ist nicht ungewöhnlich, dass Investoren in Industriezweige mit großem Wachstumspotenzial strömen und in einem Bullenmarkt mehr riskieren. Der Bullenmarkt hält inzwischen aber schon sechs Jahre und der Appetit der Investoren nach Biotech war bis vor Kurzem fast unstillbar … bis vor Kurzem.

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Ist der Biotech-Crash erst der Anfang?

In den letzten 10 Wochen fiel der SPDR S&P Biotech ETF um 33 % und verlor alle Gewinne dieses Jahres wieder. Diese Marktbewegung war einschneidend und unerwartet und hat dafür gesorgt, dass viele Trader in Deckung gegangen sind.

Aber hier ist die grausame Realität: Der Crash, den wir gerade miterleben, könnte noch lange nicht vorbei sein. Es gibt ein paar Gründe, warum der Crash erst der Anfang ist.

QUELLE: HILLARY CLINTON.

QUELLE: HILLARY CLINTON.

1. Der “Hillary-Effect”

Letzte Woche schlug die Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton radikale Reformen bei den Preisen von verschreibungspflichtigen Medikamenten vor. Dies soll die Kosten für die Kunden unter 250 USD pro Monat halten, den Import von günstigeren Medikamenten aus anderen Märkten erlauben und die Stellung der Bundesregierung nutzen, um bessere Preise für soziale Programme wie Medicare und Medicaid auszuhandeln.

Wie du dir vorstellen kannst, stieß das bei den Pharmaunternehmen nicht auf viel Gegenliebe, besonders nicht bei denen, die sich auf die Behandlung von Krebs oder seltenen Krankheiten konzentrieren. In diesem Segment sind hohe Preise nötig, um die Kosten für die Entwicklung der Medikamente zu decken und um die Kosten in Schwellenmärkten zu subventionieren, da man sonst nicht profitabel arbeiten könnte.

Eine Umfrage von Gallup aus dem Vormonat zeigte, dass nur 35 % aller Amerikaner die Pharmaindustrie in einem positiven Licht sehen, letztes Jahr waren es noch 40 %. Solange Clinton für diese Reform wirbt, könnte sich eine dunkle Wolke über die Biotech-Aktien legen.

2. Die meisten verlieren Geld

Ein großes Problem, das solange übersehen wird, bis man es nicht mehr übersehen kann, ist, dass die Mehrheit der Biotech-Firmen Geld verlieren.

QUELLE: FLICKR USER PURPLE SLOG.

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Das sollte jetzt keine große Überraschung sein, wenn man bedenkt, dass Dutzende oder hunderte Millionen von Dollar in die Entwicklung von Medikamenten fließen. Man denke nur daran, wie lange es dauern kann, bis ein Medikament von den Behörden zugelassen wird. Von den 351 an der Börse gehandelten Aktien im Biotech-Sektor erwirtschafteten laut Daten von Finviz nur 42 in den letzten 12 Monaten Gewinne. Ein paar davon erhielten entweder große Einmalzahlungen oder Steuererleichterungen anstatt wiederkehrende Gewinne zu generieren. Wenn die Investoren nach Wachstum in den USA und dem Rest der Welt gieren, dann ist das erste, was sie über Bord werfen, Aktien, die Geld verlieren.

3. Die Emotionen bestimmen alles

Weil Biotech-Aktien meist Geld verbrennen, werden die Bewertungen vom Spitzenumsatzpotenzial der Medikamente in Entwicklung und den Emotionen und Sichtweisen der Investoren bestimmt. Die normale Fundamentalanalyse funktioniert in diesem Sektor nicht.

QUELLE: SOCIAL SECURITY ADMINISTRATION.

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Das Problem mit den Emotionen ist, dass die Investoren einen starken Hang dazu haben übers Ziel hinaus zu schießen, sowohl nach unten, wie auch nach oben, wenn sie eine Aktie bewerten. Es ist nur sehr schwer, fast unmöglich sogar, einer führenden Biotech-Therapie mit positiven Resultaten in Phase 1 einen passenden Wert zuzuordnen. Es bleiben einfach zu viele Fragen in den weiteren Testphasen offen, dann kommen noch Mehrkosten und die Konkurrenz hinzu. Kurz gesagt, wenn die Emotionen überkochen, dann leiden Biotech-Aktien.

4. Aktienverwässerung

Zusätzlich dazu, dass sie Geld verbrennen, sind Biotech-Aktien dafür bekannt, Stammaktien zu verkaufen und so den Kurs zu verwässern. Normalerweise verkauft ein Unternehmen ein Produkt oder eine Dienstleistung. In diesem Fall kann eine Bank dieses Produkt oder Dienstleistung dann analysieren, bevor ein Darlehen, Bankfinanzierung oder Private-Equity-Investition gewährt wird. Diese Option besteht im Biotech-Bereich nicht, da der Erfolg eines Produktes nicht garantiert werden kann.

Stattdessen müssen Biotech-Unternehmen andere Wege gehen und einer dieser wenigen ist Stammaktien zu verkaufen. Dadurch kann man sofort Kapital beschaffen, um den Betrieb am Laufen zu halten. Für die Aktionäre hat das einen Nachteil: Es verwässert ihre Investition. Wenn ich mir Biotech-Aktien mit geringem oder mittlerem Börsenwert ansehe, dann haben sie in den letzten Quartalen häufig davon Gebrauch gemacht.

5. Die Statistiken sind gegen Biotech-Unternehmen

Solltest du das nächste Pharmacyclics in die Finger kriegen, das von einem Tief während der Finanzkrise von 0,57 USD innerhalb weniger Jahre bis auf 261,25 USD gestiegen ist, dann wirst du dir aus Statistiken wahrscheinlich nicht viel machen. Aber für die Mehrheit von uns, die gerade keine Kristallkugel griffbereit haben, bleibt die einfache Tatsache, dass die meisten klinischen Tests fehlschlagen.

Laut Medscape stehen die Chancen, dass ein Medikament im Teststadium vor den klinischen Tests es in die Apotheken schafft, bei 5000 zu 1! Aktuellere Daten der KMR Group aus dem Zeitraum von 2007 bis 2011 für neue Wirkstoffe zeigen, dass 94 % der Therapien, die in Tierversuchen funktionierten, bei Versuchen an Menschen nicht wirkten. Anders ausgedrückt: Die Außenwahrnehmung hoher Ausfälle könnte sich gegen die Biotech-Aktien wenden, wenn die Stimmung kippt.

QUELLE: PICTURES OF MONEY VIA FLICKR.

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6. Nur wenige zahlen Dividenden

Biotechnologie ist ein Sektor mit hohem Kapitalbedarf. Es bedarf regelmäßiger Investitionen in Forschung und Entwicklung, um das Produktportfolio und die Pipeline auch langfristig aufrechtzuerhalten und zu erweitern. Daher schütten auch nur wenige Biotech-Unternehmen eine Dividende aus, da dies den freien Cashflow vermindern würde. Und daher zahlen im Moment auch nur sieben der 351 erwähnten Unternehmen ihren Aktionären eine Dividende.
Warum ist das wichtig? Dividendenaktion funktionieren wie Leuchttürme in turbulenten Zeiten, da sie auf stabile Geschäftsmodelle schließen lassen. Wenn nur ein paar Biotech-Aktien den Anlegern Anreize wie eine Dividende bieten würden, dann würden weniger langfristig orientierte Investoren den Sektor in Zeiten der Schwäche verlassen. Abgesehen davon gibt es ohne eine Dividende nichts, was Kursverluste abschwächt.

7. Steigende Zinsen könnten Fusionen und Übernahmen erschweren

Der Wachstumsmotor des Biotech-Sektors wurde in den letzten Jahren auch von Fusionen und Übernahmen am Laufen gehalten. Laut DealLogic haben wir 2014 mit einem Volumen von 277 Milliarden USD ein Rekordjahr erlebt. Dieses Jahr wurde bis Mitte August ein Volumen von 270,9 Milliarden USD erreicht, womit die Branche auf einem guten Weg ist, die Bestmarke aus dem letzten Jahr noch zu überbieten.

Aber es gibt ein mögliches Problem. Die Federal Reserve signalisierte bei ihrem letzten Treffen, dass die Erhöhung der Zinssätze höchstwahrscheinlich noch dieses Jahr kommen wird. Höhere Zinskosten machen Übernahmen und Fusionen weniger attraktiv, weil es teurer wird, sich Geld zu leihen. Außer natürlich es stehen ausreichend liquide Mittel zur Verfügung oder die Unternehmen finanzieren sie mit weiteren Aktienverkäufen.

QUELLE: AMGEN VIA FLICKR.

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Wie man den Biotech-Crash übersteht

Sollte es mit den Biotech-Aktien weiterhin abwärts gehen, was von Zeit zu Zeit unvermeidbar ist (Aktien steigen nicht geradlinig an), kannst du den Crash überstehen oder sogar davon profitieren, wenn du ein paar Dinge beachtest.

Erstens, such dir ein profitables Unternehmen. Denk daran, dass ich nicht von Unternehmen spreche, die große Einmalzahlungen erwarten, die das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf einen einstelligen Wert drücken. Ich spreche von Unternehmen mit wiederkehrenden Gewinnen. Profitable Biotech-Firmen gehören zu den wenigen in der Branche, die man mit konventionellen Fundamentaldaten analysieren kann. Daher sind sie auch deutlich attraktiver für Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont und möglicherweise auch weniger volatil bei Marktkorrekturen.
Zweitens, Diversifizierung. Man kann natürlich für Biotech-Aktien mit Produkten gegen seltene Krankheiten und FDA-Zulassung argumentieren, die keine Konkurrenz haben. Aber du wirst wahrscheinlich langfristig bessere Renditen mit einem breit gestreuten Portfolio erzielen. Daher könnte sich der Biotech-Gigant Amgen beispielsweise gut schlagen, da sie in verschiedenen Bereichen arbeiten, darunter Entzündungstherapie, Neurowissenschaft, kardiovaskuläre Therapien, Hämatologie/Onkologie und Knochengesundheit.

Drittens, überlege dir mal, ob du nicht in neue oder bereits bestehende Positionen regelmäßig investieren willst. Timing ist nicht beliebig wiederholbar, daher ist es vielleicht besser, regelmäßig in den Sektor zu investieren. So kannst du deine Emotionen von deinem Portfolio trennen und dich auf das Investieren konzentrieren.

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Dieser Artikel wurde von Sean Williams auf Englisch verfasst und wurde am 04.10.2015 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.



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