Amazon stürzt sich in das Lebensmittelgeschäft
Amazon.com (WKN:906866) feuerte einen Warnschuss ab, der in der Lebensmittelwelt gehört wurde, als der Tech-Riese Ende 2017 Whole Foods erwarb – und sandte Supermärkten die Nachricht, dass es einen neuen Sheriff in der Stadt gab. Seitdem ist die Situation jedoch weitgehend unverändert geblieben. Das Unternehmen hat seine Präsenz im Bereich des stationären Einzelhandels langsam ausgebaut und seine ellenlange Liste der physischen Standorte von Amazon Go-, Amazon Books- und Amazon-4-Star-Standorten erweitert – aber seine Supermarkt-Ansprüche schienen auf Eis zu liegen.
Jetzt scheint es, dass das Unternehmen endlich bereit ist, auch hier Gas zu geben.
Eine weitere Möglichkeit, Kunden zu erreichen
Zahlreiche Berichte melden, dass Amazon Geschäfte an wichtigen Orten im ganzen Land eröffnen will, und zwar als Auftakt eines Plans, weiter in die Lebensmittelbranche vorzudringen. Das Unternehmen möchte Ankerläden in hochkarätigen Städten wie Los Angeles, Philadelphia und Chicago einrichten, so ein Bericht im Wall Street Journal. Der
E-Commerce-Marktführer hat Berichten zufolge mehr als ein Dutzend Mietverträge allein in Los Angeles abgeschlossen und weitere Standorte sind für San Francisco, Seattle und Washington, D. C. geplant. Einige dieser Geschäfte könnten bereits Ende 2019 in Betrieb genommen werden.
Diese Meldung folgt auf Gerüchte, die früher in diesem Jahr aufkamen und besagten, dass Amazon eine völlig neue Lebensmittelkette plane – getrennt und unabhängig von seinem bisher bestehenden Nahrungsmittelgeschäft. Viele dieser neuen Geschäfte werden sich in den Vororten befinden und sich an Käufer mit mittlerem Einkommen wenden. Amazon ist seit Langem im Fokus einkommensstarker Verbraucher, aber das Unternehmen konzentriert sich jetzt auch zunehmend auf Menschen mit niedrigeren Haushaltseinkommen.
Ein kleiner, aber wachsender Teil des Amazon-Geschäfts
Amazon enthüllte 2018, dass der Umsatz mit seinen physischen Geschäften auf 17,2 Mrd. US-Dollar gewachsen und damit auf 7,4 % des gesamten Nettoumsatzes angestiegen sei. Gleichzeitig habe das Unternehmen den Onlineverkauf dominiert und sich dabei zum weltweit größten E-Commerce-Anbieter entwickelt.
Es ist daher keine Überraschung, dass Amazon versuchen könnte, sein wachsendes Imperium mit einem weiteren Vorstoß in den physischen Einzelhandel zu erweitern. Allein in den USA erwirtschafteten die 250 größten Einzelhändler einen Umsatz von mehr als 4,5 Billionen US-Dollar – und Amazon will sein Stück vom Kuchen vergrößern.
Das Unternehmen hat sich kürzlich um zwei Plätze in den Top 10 verbessert und ist damit zum viertgrößten Einzelhändler der Welt aufgestiegen, wie Deloitte im Bericht „2019 Global Powers of Retailing“ meldet. Damit liegt der E-Commerce-Gigant hinter Walmart (WKN:860853), Costco (WKN:888351) und Kroger (WKN:851544). Die Einzelhandelsumsätze von Amazon – ohne Einnahmen aus Quellen wie Prime-Abonnements und Amazon Web Services – erreichten 2017 118 Mrd. US-Dollar und schlossen sich damit den drei führenden Konkurrenten an, die jeweils 500 Mrd. US-Dollar, 129 Mrd. US-Dollar und 119 Mrd. US-Dollar auswiesen.
Den Spieß umdrehen
Jeder der größten Konkurrenten von Amazon hat erhebliche Fortschritte im Bereich des Onlinelebensmittelverkaufs gemacht und nutzt seine physischen Einzelhandelsgeschäfte, indem er an vielen Standorten Abhol- und Zustelldienste am selben oder am nächsten Tag anbietet. Das alles geschieht im Bestreben, die Bedrohung durch den Hauptkonkurrenten im digitalen Bereich zu begrenzen.
Wenn es Amazon gelingt, ein neues Netz von Lebensmittelgeschäften aufzubauen, wird es den Wettbewerb durcheinanderwirbeln, was dem Unternehmen einen weiteren Weg gibt, seine wachsende Präsenz auszubauen und die Einzelhandelslandschaft weiter zu dominieren.
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John Mackey, CEO von Whole Foods Market, einer Amazon-Tochtergesellschaft, ist Mitglied des Vorstands von The Motley Fool. Dieser Artikel wurde von Danny Vena auf Englisch verfasst und am 02.10.2019 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.
The Motley Fool besitzt und empfiehlt Amazon. The Motley Fool hat folgende Optionen: Short Januar 2020 $180 Calls auf Costco Wholesale und Long Januar 2020 $115 Calls auf Costco Wholesale. The Motley Fool empfiehlt Costco Wholesale.