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Ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis aussagekräftig genug für eine Investmententscheidung?

Investor denkt nach Aktien
Foto: Getty Images

Viele Anleger nutzen das Kurs-Gewinn-Verhältnis (kurz KGV), um zu bestimmen, ob eine Aktie überbewertet oder unterbewertet ist. Es berechnet sich, indem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt, der im Jahresabschluss des Unternehmens angegeben ist (genaueres hierzu in unserem KGV-Erklärartikel).

Grob gibt es drei gängige Varianten, das KGV zu berechnen. Sie unterscheiden sich darin, aus welchem Zeitraum man den Gewinn je Aktie entnimmt: das abgelaufene letzte Geschäftsjahr, die letzten vier Quartale (dies wird auch mit dem englischen Fachbegriff „Trailing Twelve Months“, kurz TTM, bezeichnet) oder das laufende bzw. zukünftige Geschäftsjahr (anhand von Gewinnschätzungen).

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Häufig lese ich in kurzen Erläuterungen zum Thema, ein KGV von unter X sei günstig und alles über Y sei teuer. Nicht wenige Investoren kaufen daher gezielt Aktien, deren KGV unter einer bestimmten Schwelle liegt. Diese würden ihrer Meinung nach besonders günstig gehandelt werden. Heute werden wir uns damit beschäftigen, ob das KGV wirklich ein guter Indikator für die Bewertung einer Aktie ist.

Die Bedeutung des KGV

Die Aussage des KGV zu verstehen, ist relativ einfach. Ein Unternehmen, dessen Aktie bei einem KGV von 15 notiert, ist an der Börse 15-mal mehr wert als sein Jahresgewinn. Das Unternehmen bräuchte bei einem gleichbleibenden Gewinn also 15 Jahre, um seine aktuelle Marktkapitalisierung als Gewinn zu verdienen.

Unbestreitbar ist das ein schönes Maß, um festzustellen, ob man für eine Investition einen gerechten Preis zahlt. Wenn man das gesamte Unternehmen kauft, möchte man ja auch wissen, nach wie vielen Jahren man seine anfängliche Investition mit dem Gewinn aus dem Geschäft ausgeglichen hat. Schauen wir uns nun aber an, was im KGV alles nicht abgebildet wird, und überlegen dann noch mal, ob es wirklich so gut geeignet ist (Spoiler: nein!).

Die zukünftige Unternehmensentwicklung

Der erste Schwachpunkt ist, dass der Gewinn als konstante Größe angenommen wird. Zur Natur eines Unternehmens gehört aber nun mal, dass sich der Gewinn ständig verändert – idealerweise natürlich nach oben! Und da wir in ein Unternehmen investieren, dessen Aktien wir zukünftig langfristig besitzen wollen, ist es sehr wichtig, dass wir uns mit der zukünftigen Gewinnentwicklung beschäftigen.

Vielleicht steigert das Unternehmen seinen Gewinn um 10 % im Jahr? Dann hätte ein Unternehmen mit einem KGV von 15 seinen Marktwert nicht nach 15, sondern schon nach zehn Jahren verdient! Sinkt der Gewinn hingegen um 5 % im Jahr, ist es erst nach wahnsinnigen 28 Jahren so weit! Investoren müssen sich daher dringend mit der vergangenen Gewinnentwicklung und den Zukunftsaussichten beschäftigen.

Eine ausführliche Erörterung zum Thema „KGV bei Wachstumsaktien“ auf Fool.de darfst du dir gerne hier durchlesen.

Die finanzielle Stabilität

Ein weiterer Schwachpunkt des KGV ist die Ausklammerung der finanziellen Stabilität des Unternehmens. Eine gesunde Bilanz ist wichtig, damit das Unternehmen langfristig Bestand haben kann. Was bringt dem Unternehmen ein Gewinn auf Pump, wenn es bei der nächsten Schwächephase seine Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen kann und pleitegeht? Und was bringt es mir als Investor, in ein solches Unternehmen zu investieren, selbst wenn es nur ein KGV von fünf aufweist?

Ich für meinen Teil investiere gerne in Unternehmen, bei denen ich mir um die Finanzen keine Sorgen machen muss. Dafür darf die Bewertung gerne etwas höher sein, aber wenigstens rettet sich das Unternehmen nicht laufend von Zahlungsengpass zu Zahlungsengpass und muss ständig befürchten, dass die Geldgeber den Hahn zudrehen.

Der Einfluss von Sondereffekten

Weiterhin kann das KGV durch verschiedene Umstände stark verzerrt werden. Die US-Steuerreform Ende 2017 beispielsweise sorgte in den Jahresberichten vieler Unternehmen für kuriose Sprünge, da der Gewinn je Aktie aufgrund einmaliger Effekte und der generell abgesenkten Unternehmensbesteuerung verfälscht wurde. Fällt man allein aufgrund des 2017er-KGV seine Investmententscheidung, könnten einige nur vermeintlich günstig bewertete Unternehmen im Depot landen.

Eine Betrachtung der Gewinne der vergangenen Jahre oder das Herausrechnen der entsprechenden Sondereffekte kann solche Fehler verhindern. Schreibt das Unternehmen einen Verlust, ist das KGV ohnehin völlig fehl am Platz, da ein negativer Wert herauskommt. Kein Unternehmen der Welt kann seinen Marktwert mit negativen Ergebnissen verdienen.

Was Investoren tun sollten

Das KGV kann für Investoren somit nur ein sehr grober Richtwert sein. Niemals sollte eine Investmententscheidung alleine aufgrund des KGV getroffen werden. Das Unternehmen muss ausgiebig analysiert werden. Investoren sollten mindestens

      • versuchen, die zukünftige Unternehmensentwicklung abzuschätzen,
      • die Bilanz des Unternehmens auf ihre Stabilität hin prüfen und
      • den Gewinn je Aktie um Sondereffekte bereinigen,

bevor sie beurteilen, ob ihnen die aktuelle Bewertung zu hoch ist oder nicht.

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