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Haben Linde und Praxair sich verspekuliert? Was Anleger jetzt wissen müssen

Der langwierige Fusionsprozess von Linde (WKN:648300) und Praxair (WKN:884364) geht in die nächste und entscheidende Runde. Jetzt müssen die beiden beweisen, dass sie ein tragfähiges Konzept haben, mit dem die Kartellbehörden leben können und das den Aktionären zugemutet werden kann. Das kann kompliziert werden, weshalb Anleger nach meiner Einschätzung derzeit bei der Konkurrenz besser aufgehoben sind.

Die letzten Entwicklungen

Nachdem die Aktionäre letztes Jahr allerseits ihr OK gegeben haben, wurde die Absicht des Zusammengehens im Januar offiziell bei der Fusionskontrollbehörde der Europäischen Kommission angemeldet. Alle von diesem Schritt betroffenen Parteien, also insbesondere Konkurrenten, Zulieferer, Verbände und Großkunden, wurden in der Folge zu Stellungnahmen aufgerufen.

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Jetzt, wo die Frist dafür abgelaufen ist, wurde umgehend entschieden, dass es aufgrund von ernsthaften Bedenken notwendig sein wird, umfassendere Untersuchungen einzuleiten. Das kann bis zu 5 Monate dauern, bis alle Informationen zusammengetragen und bewertet sein werden. Vorläufig wurde der 4. Juli 2018 angesetzt. Rund um dieses Datum wird wohl die Entscheidung gefällt.

Ein Prozess mit offenem Ausgang

Wie bereits im Vorfeld des beabsichtigten Deals zu erwarten war, bringen sich Linde und Praxair mit ihren Ambitionen in gewisse Schwierigkeiten. Während der Hauptkonkurrent Air Liquide (WKN:850133) seine eigene Großfusion anscheinend bereits gut verdaut hat, der japanische Wettbewerber Iwatani (WKN:851298) massiv in seinen 2016 neu geschaffenen Wasserstoff-Bereich investiert und Air Products (WKN:854912) sich in diesen Tagen unproblematisch mit der handlichen Übernahme vom belgischen Kohlendioxid-Spezialisten ACP Europe SA verstärkt, stecken Linde und Praxair in komplizierten Behördenprozessen fest.

Eine Genehmigung ohne Auflagen ist schließlich auf keinen Fall mehr zu erwarten. Vielmehr wird sogar ein Verbot oder Scheitern immer wahrscheinlicher. Zwar gibt es bei der Versorgung mit Standardgasen neben den vier großen globalen Gase-Konzernen auch noch regionale Champions und zahlreiche kleinere Marktteilnehmer, aber wenn es um anspruchsvolle Lösungen wie zum Beispiel die Installation einer Produktion auf dem Gelände eines Großkunden geht, ist die Anzahl potenter Spieler eng begrenzt.

Ein weiteres Problem ist laut der ersten Bewertung der Europäischen Kommission, dass es nicht so einfach sei, neue Wettbewerber aufzubauen, welche die Balance auf hochkonzentrierten Märkten wiederherstellen könnten. Es ist demzufolge nicht ohne Weiteres damit zu rechnen, dass asiatischen Konkurrenten nun mit großen Investitionen in den europäischen Markt eindringen oder gar Hedgefonds und ähnliche Finanzvehikel einspringen würden.

So schmerzhaft geht es jetzt weiter

Jedenfalls gilt, dass die Fusion erst vollzogen werden kann, wenn alle etwaigen Auflagen umgesetzt sind. Zur Beschleunigung können Linde und Praxair von sich aus erste Schritte in die Wege leiten und gleichzeitig den Behörden weitere attraktive Vorschläge unterbreiten, wie sie gedenken, deren Bedenken auszuräumen. Schließlich sind sie es, die bis Ende Oktober ihre Fusion vollziehen wollen.

Dabei heißt es aber eher klotzen statt kleckern. Denn so wie sich die Situation für mich darstellt, wird es wohl nicht damit getan sein, einfach nur ein paar Produktionsstandorte an Wettbewerber wie etwa die privat geführte Messer Group zu verkaufen. Vielleicht müssen kritische Bereiche wie das Engineering in eine unabhängige Gesellschaft ausgelagert werden, welche ihr Know-how allen Marktteilnehmern zur Verfügung stellt, sodass auch kleinere Anbieter anspruchsvolle Komplettlösungen bieten können.

Ob der Deal dann noch sinnvoll ist, wird dann die große Frage sein. Schließlich könnte es in der Folge schwierig werden, sich vom Wettbewerb ausreichend zu differenzieren und die erhofften Margen zu generieren. Zumindest solange keine Klarheit herrscht, wie das kombinierte Konstrukt im Einzelnen aussehen wird, halte ich deshalb Air Liquide weiterhin für die attraktivere Option, zumal die Linde-Aktie derzeit nicht gerade billig wirkt.

Möglicherweise wird es keinen Weg geben, der Aktionären einen echten Mehrwert bringt, falls nur die Wahl zwischen zu schmerzhaften Einschnitten und einem schmerzhaften Rückzug besteht. Denkbar wäre aber natürlich auch, dass die Verantwortlichen bei Linde und Praxair nun einen eleganten Plan aus dem Hut zaubern, der alle Seiten glücklich macht. Darauf vertrauen würde ich jedoch nicht.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool empfiehlt Linde.



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