„Raus aus ETFs solange Sie noch können!“
Neulich stolperte ich bei meinen Recherchen über eine Schlagzeile, die viele Investoren in Panik versetzen könnte. Sinngemäß hieß es: Raus aus ETFs! Solange du noch kannst!
Die Rhetorik in diesem Artikel schien dramatisch. Endzeitstimmung kam auf. Die Sintflut wird uns alle überrollen. Oh. Mein. Gott! So oder so ähnlich fühlte ich mich beim Lesen. Aber, letzten Endes gab es natürlich eine rettende Arche Noah. Mehr dazu später.
Schauen wir zunächst mal, was nach Ansicht des Autoren das Problem bei einem ETF sein könnte.
Passives Investieren schlecht im drohenden Crash?
Das Kernproblem, so der Artikel, liege in den derzeitigen Höchstständen des Aktienmarktes. Da die Börsen in den letzten Jahren so massiv gestiegen sind, drohten nun Abverkäufe und Gewinnmitnahmen. Das würde Investoren von ETFs umso härter treffen. Bei einem ETF gäbe es nämlich keinen Akteur, der in solch schweren Zeiten das Ruder in die Hand nimmt und sich mit Risikomanagement und dergleichen beschäftige. ETFs investieren schließlich häufig passiv in einen Index und sind so den Schwankungen des Marktes schutzlos ausgeliefert. Genauso wie der arme, arme ETF-Investor.
Aber der Artikel lieferte natürlich auch eine vermeintliche Rettungsoption: Aktiv gemanagte Fonds. Der Fondsmanager solcher Aktienfonds könnte in solch scheinbar gefährlichen Zeiten nämlich risikogerecht investieren und umschichten und so im Endeffekt das Kapital der Investoren retten. Und sogar noch etwas leisten, was bei mir persönlich am heftigsten hängen blieb: Die Cashpositionen ausbauen.
Zeit also, der kostengünstigen ETF-Variante Lebewohl zu sagen und auf den Aktivfonds-Zug aufzuspringen?
Moment mal…
Ich hoffe, du als Foolisher Investor bist bei diesen Floskeln gehörig ins Stutzen geraten. Wenn nicht, lass mich deinem Gedankengang ein wenig auf die Sprünge helfen:
- Erstens, macht es angesichts von Handelsgebühren wirklich Sinn, derart umfänglich umzuschichten? Sowohl für den Verkauf der ETFs als auch für den Kauf der Aktivfonds fallen natürlich Gebühren an. Was du dafür im Endeffekt berappen müsstest, hängt natürlich von deinem Broker und deiner Portfoliostruktur ab. In manchen Fällen dürfte sich aber allein deswegen ein Umschichten nicht lohnen.
- Zweitens, ein Bullenmarkt besitzt kein Ablaufdatum. Auch wenn der Artikel dir das anders verkaufen möchte, muss ein Abverkauf oder ein Crash in der nächsten Zeit nicht zwingend erfolgen. Außerdem hat sich Buy-and-Hold für gewöhnlich selbst in schwierigen Phasen bewährt, während etliche Versuche, den Markt zu timen, sang und klanglos in die Hose gingen.
- Drittens, hoffentlich ist dir gerade mein Fokus aufgefallen: Fondsmanager können reagieren, indem sie die Cashpositionen erhöhen?! Das wäre dann nichts anderes, als dass du einen überbezahlten Börsenfutzi mit hohen Gebühren dafür bezahlst, auf deinem Bargeld zu hocken und nicht investiert zu sein. Gleichzeitig riskierst du, dass er sich verkalkuliert und du dadurch gute Börsenzeiten versäumst. Nicht gerade optimal, wenn du mich fragst.
Bleib der Herr deines Geldes!
Ich hoffe, ich konnte dir mithilfe der Foolishen Kritikpunkte eindrucksvoll zeigen, dass Aktivfonds alles andere als ein Allheilmittel sind. Auch nicht dann, wenn die Börsen bereits gut gelaufen sind. Eine generelle Flucht aus ETFs macht daher meiner Meinung nach keinen Sinn.
Solche schockierenden Meldungen solltest du daher besser getrost ignorieren. Denn langfristig boten gängige Index-ETFs bisher immerhin eine Rendite von etwa 7–9 %. Das müssen die meisten Fondsmanager nach Abzug der jährlichen Gebühren erstmal erwirtschaften.
Falls du aber doch jemanden dafür bezahlen möchtest, auf einem Teil deines Geldes untätig zu hocken, gerne! Solch einen Service gibts bei deiner Bank aber wahrscheinlich umsonst.
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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
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