Ein bizarrer Auszug aus dem Fortune-Interview mit Apple-CEO Tim Cook
Vor dem alljährlichen Event im September veröffentlichte Fortune ein Interview mit dem CEO von Apple (WKN:865985), Tim Cook, in dem viele verschiedene Themen besprochen wurden. Der Herausgeber Adam Lashinsky, der vor ein paar Jahren auch ein ein Buch über Apple geschrieben hatte, führte das Interview bereits Ende März. Cook sprach dabei über Dinge wie Philanthropie, Ausbildung, die Wirtschaft und vieles mehr.
Es gab aber auch einen etwas bizarren Teil im Bezug auf das Geschäft von Apple.
Cook wird defensiv, wenn es um die Premium-Preise und Gewinne geht
Lashinsky fragte Cook nach Apples Strategie bei Premium-Preisen, hohen Margen und High-End-Produkten. Cook antwortete folgendes:
Es geht nicht um die hohen Margen. Ich würde dieses Wort gar nicht benutzen. Es gibt viele Unternehmen mit viel höheren Margen. Beim Preis schauen wir auf den Wert unserer Produkte und wir versuchen, die besten Produkte herzustellen. Das bedeutet, dass wir keine Produkte für den Massenmarkt herstellen. Gleichzeitig möchten wir auch die Leute, die das tun, nicht verunglimpfen. Es ist ein gutes Geschäftsmodell, aber es ist nicht unser Geschäftsmodell.
Es ist nicht klar, warum Cook bei dieser Frage so defensiv agiert hat. Es ist doch allgemein bekannt, dass die Produkte von Apple in vielen Kategorien deutlich teurer ausfallen als die der Konkurrenz. Bei den Smartphones sichert sich Apple regelmäßig den Großteil der Profite dieses ganzen Industriezweiges – geschätzte 79 % im Jahr 2016, laut Strategy Analytics. Gleichzeitig hat Apple nur einen kleinen Marktanteil.
Es stimmt, dass einige Unternehmen höhere Margen genießen, etwa prominente Unternehmen wie Facebook oder Microsoft. Aber oft konzentrieren sich diese Unternehmen mehr auf Software und Dienste, die per Definition profitabler sind als Hardware.
Unternehmen | Nettomarge | Reingewinn |
Apple | 20,9 % | 46,7 Milliarden USD |
39,6 % | 13,2 Milliarden USD | |
Microsoft | 23,6 % | 21,2 Milliarden USD |
Datenquelle: Morningstar. Zahlen beziehen sich auf die letzten 12 Monate.
In absoluten Zahlen ist Apple das profitabelste Unternehmen weltweit. Das ist auch der Grund, warum die Aktie bei vielen Investoren so beliebt ist. Das ist kein Grund defensiv zu werden, zumindest nicht aus der Perspektive eines Investors.
Man könnte auch argumentieren, dass Cook in der Vergangenheit seine Wettbewerber sehr wohl verunglimpfte. In einem Interview mit Business Week aus dem Jahr 2013 sagte Cook: “Ein großer Teil des Marktes ist immer Müll. Das ist aber nicht unser Geschäft.” Die Produkte der Wettbewerber im unteren Preissegment als “Müll” zu bezeichnen, könnte schon als Verunglimpfung durchgehen.
Im Interview mit Fortune fuhr Cook wie folgt fort:
Wenn man sich unsere Produktlinien ansieht, dann kann man heute ein iPad für unter 300 US-Dollar kaufen. Man kann ein iPhone, abhängig davon, welches man aussucht, für einen ähnlichen Preis erstehen. Diese Produkte sind nicht für die Reichen. Wir hätten keine Kundenbasis mit über einer Milliarde Produkten, wenn wir sie nur für die Reichen herstellen würden, denn die Zahlen sind ja entsprechend groß, wenn man sie sich einmal genauer ansieht.
Apple möchte nicht, dass die Produkte nur für die wohlhabenden Bevölkerungsschichten erschwinglich sind, gleichzeitig wird jedoch die Strategie der hohen Preise die Kundengruppen, die sich Apple-Produkte leisten können, einschränken. Das trifft vor allem auf Schwellenländer wie Indien zu, wo sich Apple praktisch selbst aus dem Markt herausgepreist hat. Die Produkte von Apple sind immer noch großen Teilen des Marktes zugänglich und das Unternehmen wurde in den letzten Jahren bei den Preisen etwas aggressiver, um für weiteres Wachstum zu sorgen.
Es ist nicht klar, warum Cook so defensiv ist, wenn es um die Geschäftsstrategie von Apple geht.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Teresa Kersten ist Angestellte von LinkedIn und Mitglied des Vorstands von The Motley Fool. LinkedIn ist Teil von Microsoft.
The Motley Fool besitzt und empfiehlt Apple und Facebook.
Dieser Artikel wurde von Evan Niu, CFA auf Englisch verfasst und am 11.09.2017 auf Fool.com veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.