Du willst dein Portfolio umstellen? Lies das zuerst
Du bist ein Torwart, der vorm Elfmeter steht. Die Geschwindigkeit des Balls ist so hoch, dass du bereits entscheiden musst, wie du reagierst, bevor er losfliegt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass du nach links oder rechts springst. Aber das ist schlecht. In einer Analyse von 286 Elfmetern in Spielen von Spitzenmannschaften fand man heraus, dass Torwarte ein Drittel aller Schüsse hielten, indem sie stillstanden. Sprangen sie nach links hielten sie 14,2 % und wenn sie nach rechts sprangen waren es 12,6 %.
Torwarte sollten sich nicht zu sehr unter Druck setzen. Sie müssen etwas tun, was Handlungsbias genannt wird. Und dieser hat eine lange Geschichte. In vorhistorischer Zeit hat uns diese Eigenschaft gut geholfen. Es war besser, mit der Herde zu rennen als zu riskieren, von einem Raubtier gefressen zu werden. In der heutigen Zeit kann dies kontraproduktiv sein. Und nirgendwo wird dies deutlicher als beim Investieren.
Warum es so schwer ist, nichts zu tun
Ein gutes Beispiel des Handlungsbias war das EU-Referendum in Großbritannien. Im Juni schmissen viele Leute ausgezeichnete Unternehmen aus Ihren Portfolios, weil sich im Markt Unsicherheit breitgemacht hat. Wie unsere Vorfahren haben sie eine Gefahr gespürt, gesehen, was andere tun und sich entsprechend verhalten. So weit, so menschlich.
Leider haben einige Leute damit eine Menge Geld verloren. Andere, die eine Überreaktion des Marktes gespürt haben, begannen, die Aktien einzusammeln und der Markt festigte sich. Selbst wenn die erste Gruppe die Aktien wieder zurückgekauft hätte (wahrscheinlich zu höheren Preisen) haben sie immer noch Gebühren dafür bezahlen müssen.
Dies ist ein Beispiel für die Verlockung zu handeln. Investoren müssen sich auch mit dem Seltenheitseffekt („Was, wenn dies meine letzte Gelegenheit ist, billig zu kaufen?“), Langeweile („Wann passiert mal endlich etwas, das den Aktienpreis beeinflusst?“) und dem Verlangen nach schnellen Gewinnen („Ich will diesen Monat größere Gewinne machen“) auseinandersetzen.
Das heißt nun aber nicht, dass Handeln immer schlecht ist. Wir müssen jedoch gesunde Investitionsentscheidungen von dem Drang, etwas mit unseren Aktien zu tun, unterscheiden.
Einen ruhigen Raum schaffen
Das erste Mittel, um uns vor unserem Handlungsbias zu schützen, ist unsere Anfälligkeit dafür einzugestehen. Wenn du Änderungen an deinem Portfolio planst, dann hinterfrage deine Gründe dafür. Wenn dies während eines unruhigen Marktes passiert, dann denke daran, dass Stillhalten, während andere rennen, nicht dein Ende ist.
Konzentriere dich als Nächstes darauf, eine vielfältige Gruppe von widerstandsfähigen Unternehmen mit Wettbewerbsvorteilen zu kaufen. Diese haben eine lange Historie wachsender Einnahmen und einen hohen Return on Capital Employed (ROCE). Wenn wir die richtigen Unternehmen zum richtigen Preis kaufen wollen, dann reduzieren wie die Notwendigkeit, in Zukunft handeln zu müssen.
Um den Drang, zu handeln, weiter zu verringern, könnten wir auch einfach dem Markt etwas weniger Aufmerksamkeit schenken. Wenn uns dies Unbehagen bereitet, dann können wir Newsletter von Unternehmen abonnieren, die wir besitzen. Damit vermeiden wir elegant eine Menge irrelevante Informationen und Panik verursachendes Rauschen. So können wir informierte, aktienspezifische Entscheidungen treffen.
Der französische Mathematiker Blaise Pascal erkannte, dass viele unserer Probleme „verursacht werden, durch die Unfähigkeit, allein in einem Zimmer zu sitzen.“ Wisse, wann du deinen Ruheraum betreten solltest.
Noch eine Sache, die du tun solltest
Deinen größten Widersacher zu erkennen, ist eine der größten Herausforderungen beim Investieren. Das sind nicht andere private Investoren, Daytrader oder große Institutionen. Es ist viel wahrscheinlicher, dass es die Person ist, die dir am Morgen aus dem Spiegel entgegen blickt.
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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
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Dieser Artikel wurde von Paul Summers auf Englisch verfasst und am 19.09.2016 auf Fool.co.uk veröffentlicht. Er wurde übersetzt, damit unsere deutschen Leser an der Diskussion teilnehmen können.