Schritt 3: Betrachte jeden Euro als Investition

Vielleicht kennst du das Sprichwort „Bezahl dich selbst zuerst.” Es wurde so oft gesagt, dass es schon Teil des Glaubensbekenntnisses im Finanzwesen geworden ist, die erste Regel für den Umgang mit Geld.

Es ist sicherlich ein sehr guter Rat, spannt uns Aktiensegler aber auf die Folter: Wie viel? Wie oft? Wie anlegen? Was dann?

Bezahle dich nicht gleich jetzt

Was Sprichwörter im Finanzbereich betrifft … Wir denken, dass wir ein besseres gefunden haben. Nur für den Fall, dass du die große, fettgedruckte Überschrift übersehen hast: Wir bevorzugen das Mantra „Betrachte jeden Euro als Investition”.

Diesen Leitsatz im Hinterkopf zu behalten, ist für uns eine absolute Grundlage für erfolgreiches Investieren. Wir mögen dieses Mantra, weil es eine klare Richtlinie für jede finanzielle Entscheidung gibt, die man treffen muss.

Mache jeden Tag eine gute Investition

Für uns ist Investieren mehr als das, was du in deinem Wertpapierdepot machst. Eine Investition ist all das, was deine Lebensqualität beeinflusst. Wenn die Grundbedürfnisse – Nahrung, Unterkunft, Bier, Bundesliga – abgedeckt sind, stellt jeder Euro eine Chance dar. Und jeder Tag bietet dir neue Gelegenheiten, dein Geld härter für dich arbeiten zu lassen. Egal ob langfristig (sparen für die Rente) oder zur kurzfristigen Absicherung (Notfallfonds) oder für den sofortigen Genuss (ein leckeres Hefeweizen im Biergarten am Samstagnachmittag).

Wenn du dich einige Wochen darauf fokussierst, wird das Mantra “Betrachte jeden Euro als Investition” schnell zum Automatismus. Es schleicht sich in dein Unterbewusstsein. So wie ein Ohrwurm, den du nicht los wirst. Schon bald suchst du in jeder Ecke nach Möglichkeiten, zu sparen und anzulegen.

Bevor du jetzt dein Wertpapierdepot eröffnest und loslegst, stelle sicher, dass du nicht ein paar notwendige erste Investitionen übersiehst.

Investition Nummer 1: Altschulden tilgen. In praktisch keiner Lebenssituation gibt es eine bessere Geldanlage für deine ersten verfügbaren Euros, als teure Altschulden zu tilgen. In den meisten Fällen ist das der Dispokredit. Wir werden es beweisen.

Nimm dieses Beispiel: Du hast einen Dispo, der 18 % Zinsen verlangt und du musst monatlich 15 Euro Zinsen auf deine Kontoüberziehung von 1.000 Euro zahlen. Jetzt hast du jeden Monat die Wahl, entweder 200 Euro zu sparen, indem du die 200 Euro in eine Kaffeebüchse steckst anstatt deinen Dispo abzuzahlen. Oder du nimmst die 200 Euro und tilgst damit deine Kontoüberziehung.

Die folgende Tabelle zeigt, was über fünf Monate hinweg passiert, wenn du dich dazu entschließt, die 200 Euro jeden Monat zu behalten, anstatt deinen Kredit abzubezahlen.

Monat 200 Euro monatlich unterm Kopfkissen 200 Euro monatlich zum Kontoausgleich
1 200 Euro minus 15 Euro 200 Euro minus 15 Euro
2 400 Euro minus 30 Euro 400 Euro minus 27 Euro
3 600 Euro minus 45 Euro 600 Euro minus 36 Euro
4 800 Euro minus 60 Euro 800 Euro minus 42 Euro
5 1.000 Euro minus 75 Euro 1.000 Euro minus 45 Euro

Wie du siehst, kann es beim Konzept “Bezahl dich selbst zuerst” auch erst einmal nur darum gehen, Schulden loszuwerden. Deine Schulden zu behalten und stattdessen gespartes Geld zu investieren, ergibt nur dann Sinn, wenn du auf deine Investments eine höhere Rendite erwarten kannst, als deine Kreditzinsen hoch sind.

Aber am Aktienmarkt kann dir niemand eine Rendite garantieren. Die sichere Variante ist daher, die Rückzahlung deiner Schulden zu priorisieren.

Investition Nummer 2: Schaff dir ein Bargeld-Polster. Unerwartetes passiert – Unerwartetes, für das du Geld brauchst, wie zum Beispiel der Verlust des Arbeitsplatzes, Probleme mit dem Auto, oder ein wirklich schlechter Haarschnitt. Wenn du dann kein Geld verfügbar hast, legst du eine finanzielle Bruchlandung hin. Das könnte bedeuten, dass du deinen Dispo in Anspruch nehmen musst.

Dein Notfallfonds sollte sofort verfügbar auf einem einfachen Sparkonto oder Tagesgeldkonto sein. Erwarte von dieser Rücklage nichts: Sie zahlt nicht einmal genug Zinsen, um die Inflationsrate auszugleichen.

Wie groß sollte diese erste Anlage sein? Hier ein paar Richtlinien:

Wenn du … Dann sollte deine Rücklage für Notfälle die Lebenshaltungskosten abdecken für …
Niemanden hast, der von deinem Einkommen abhängig ist drei bis sechs Monate
Der Alleinverdiener bist oder in einer unsicheren Branche arbeitest sechs bis zwölf Monate
In Rente bist und ein festes Einkommen hast fünf Jahre

Kümmere dich um den großen Kram und beachte die 80:20-Regel

Einen Punkt möchten wir noch klarstellen: Nicht jede Investition hat eine Verzinsung in Euro und Cent. Oder praktisch gedacht: Genieße weiterhin dein tägliches Bier. Wir fordern dich nicht auf, schmerzlich auf einen Haufen Dinge zu verzichten, dein Aktiendepot zu deinem Lebensmittelpunkt zu machen und deine Liebsten zu vernachlässigen.

Wir sind dafür, dass du dich um die Sachen kümmerst, die sich wirklich auszahlen, und nicht den Kleinkram: Kümmere dich um die großen Brocken in deinem Budget: Die 20 % der Rechnungen, die für 80% deiner Ausgaben stehen. Dinge wie Hypotheken, Autos, Reisen, Versicherungen und jeder andere vierstellige Betrag in deinem Budget.

Finde deine 20 % und nimm dir ein paar Stunden, hier den Rotstift anzusetzen. Dann nimm diese Einsparungen und lass sie in einer soliden Investition arbeiten.

Maßnahme: Gib weniger aus – sofort. Irgendjemand hat dir irgendwo sicherlich einmal gesagt, dass du deine Ausgaben für einen Monat verfolgen sollst, um zu sehen, wo dein Geld bleibt. Wir bevorzugen den sofortigen Erfolg. Anstatt jede Ausgabe für 31 Tage zu notieren, notiere sie für drei Tage. Eigentlich musst du sie gar nicht notieren – frage dich einfach jedes Mal, wenn du deine Geldbörse zückst: „Ist das die beste Geldanlage, die ich mit diesem Euro machen kann?” Stell diese Frage öfter und wir garantieren dir, dass du damit anfangen wirst, dein Geld intelligenter auszugeben.