Schritt 5: Vermeide den größten Fehler, den Anleger machen

Wir teilen jetzt mit dir das Geheimnis, mit dem du einen 7,3 Mrd. Euro teuren Investitionsfehler vermeiden kannst. Und nein, es ist nicht mehr Geld oder ein bombastischer Einstein-IQ.

Es geht darum, dass du deine Emotionen im Griff hast.

Wir Menschen sind so verdrahtet, dass wir immer nach Mustern suchen, uns gerne in Sicherheit flüchten und Risiken beziehungsweise Verluste wesentlich emotionaler wahrnehmen als Chancen und Gewinne. Das macht uns zu absoluten Spezialisten darin, uns vor Schaden zu bewahren. Genau diese Eigenschaften sind jedoch auch unsere größte Bürde als Investoren. Die natürlichen Verschaltungen unseres Hirns können uns zu ganz schön dämlichen Fehlentscheidungen am Aktienmarkt verleiten.

Frag mal den Super-Investor Warren Buffett. Der Vorstand von Berkshire Hathaway (WKN: A0YJQ2) gibt ganz offen zu, dass ihn sein Zögern, in den 1980ern mehr Aktien von Wal-Mart (WKN: 860853) zu kaufen, 7,3 Milliarden Euro an möglichen Gewinnen gekostet hat. Und warum hat er gezögert? Wegen eines Kursanstiegs von 0,125 Punkten.

Und das bei dem Mann, der einst den berühmten Spruch geprägt hat „Wenn du eine gewöhnliche Intelligenz hast, ist das wichtigste ein Temperament, das die Triebe kontrolliert, die anderen Leuten Schwierigkeiten beim Investieren bringen.”

Zwei Charaktereigenschaften, die du haben musst, um ein großer Investor zu sein

Was sind also die geheimen Zutaten, um erfolgreich zu investieren? Es sind Zeit und Temperament.

Zeit: Wie wir schon in Schritt 4 erwähnt haben, erfordert eine Investition in Aktien einen Zeithorizont von mindestens fünf Jahren. Versuche einfach, einen Teil deines Geldes so gut wie möglich zu vergessen, während sich ein anderer Teil um die kurzfristigen Aufgaben kümmert, wie die Bezahlung von Reparaturkosten für dein Auto, den nächsten Mallorca-Urlaub oder die neueste Playstation.

Aber es kann schwer sein, ein langfristig orientierter Anleger in einer kurzfristig orientierten Welt zu sein. Womit wir bei der zweiten Zutat wären, die einen Investor großartig macht.

Temperament: Erfolgreiche Investoren bleiben ruhig und behalten einen kühlen Kopf, wenn jeder um sie herum in Panik ausbricht. Diese Haltung unterscheidet Investoren, die den Markt kontinuierlich übertreffen, von denen, die nur für eine gewisse Zeit Glück haben. Die Schwäche bei Wal-Mart einmal außen vor gelassen, sagt Warren Buffett, dass dies der Schlüssel zu seinem Erfolg ist. Als eine Gruppe von Studenten einer Business School Buffett fragten, warum so wenige in der Lage wären, seinen Investitionserfolg zu wiederholen, war seine Antwort einfach: „Der Grund ist das Temperament.”

Geld, IQ und Glücksbringer sind keine Hilfe, wenn deine Investition um die 50 % Wertverlust anzeigt. Aber wenn du deine Gefühle unter Kontrolle hast und die Aufregung ignorierst, wirst du in der Lage sein, die Investition ruhig liegen zu lassen und eventuell sogar nachzukaufen, anstatt im schlechtesten Moment zu verkaufen. Wenn du einen Blick auf die Geschichte wirfst und dir ansiehst, wie große Vermögen zustande gekommen sind, wirst du feststellen, dass dies nicht mit hektischem Kaufen und Verkaufen auf Basis von Angst und Gier passiert ist. Nein: Großartige Vermögen kommen zustande, indem man in großartige Unternehmen investiert und langfristig dabei bleibt.

Ist dir beispielsweise bekannt, dass sich der DAX seit dem Jahr 2002, als die meisten Anleger aufgrund des Zusammenbruchs des Neuen Markts ausgestiegen sind, mehr als verfünffacht hat?

Spring ab von der emotionalen Achterbahn

Um ein ausgeglichenes Temperament zu entwickeln – eines, das sich auf Langfristigkeit konzentriert statt auf kurzfristige Ergebnisse, und welches die Hypes und Trends zugunsten einer überlegten Strategie ignoriert – bremse deinen inneren emotionalen Zappelphilipp. Habe die emotionalen Schaltkreise in deinem Kopf, die zu schlechten Investitionsentscheidungen führen, unter Kontrolle. Hier sind einige Übungen, die wir Aktiensegler regelmäßig anwenden, um uns zu beherrschen:

Präge dir dieses Mantra ein: “Ich bin ein Investor. Ich bin kein Spekulant.” Jetzt alle zusammen: “Ich bin ein Investor, ich bin kein Spekulant.” Als Investoren …

  • kaufen wir Aktien solider Unternehmen. Wir erwarten im Laufe der Zeit mit steigenden Kursen, Dividenden und Aktien-Rückkäufen belohnt zu werden.
  • versuchen wir nicht, den perfekten Ein- oder Ausstiegszeitpunkt zu treffen. Und wir spekulieren nicht, wenn wir Aktien kaufen. Spekulation ist das, was die Anzugträger in Frankfurt tun.
  • richten wir unsere Aufmerksamkeit auf den inneren Wert der Unternehmen, in die wir investieren. Wir fixieren uns nicht auf die Tageskurse an der Börse.
  • kaufen wir, um zu halten. Wir kaufen Aktien, um diese langfristig zu halten. Angesichts dessen sind wir bereit, aus den Gründen zu verkaufen, die wir in Schritt 10 erläutern.

Wir sind uns im Klaren darüber, dass es einfacher ist, an dieses Bekenntnis zu glauben, als danach zu leben. Um zu verhindern, dass du dich versehentlich doch einmal wie ein Spekulant verhältst …

Schalte Störquellen aus

Lege das Handy weg, schalte den Fernseher aus und hör auf, auf die neuesten Schlagzeilen zu klicken. Und auf den Newsticker. Nichts davon tut dir etwas Gutes.

Dich auf die minütlichen Nachrichten des Marktes zu fokussieren, scheint wichtig, ist es aber nicht. Es hilft dir nicht dabei, den nächsten genialen Schritt zu machen. Im besten Fall bringen dir all die Stunden, Tage und Wochen, in denen du die Sensationen aufsaugst, ein paar schlaue Sprüche für die nächste Feier im Büro. Meistens jedoch sind es Störquellen, die dich viel Schlaf kosten und schlimmstenfalls sogar richtiges Geld.

Verteile dein Risiko

Um ruhig schlafen zu können, brauchst du einen soliden Plan für die Allokation deiner Investitionen – das klingt sperrig, heißt aber letztlich einfach nur, dass du einen Strauß an Investitionen besitzt, die sich nicht immer alle in die gleiche Richtung bewegen. Du musst diversifizieren. Wir widmen uns der Diversifikation in Schritt 9.

Die Eier in verschiedene Körbe zu verteilen, ist nicht der einzige Weg, das Risiko zu verteilen. Du kannst auch das Risiko vermeiden, zum genau falschen Zeitpunkt in ein Unternehmen zu investieren. Nehmen wir einmal an, du möchtest unbedingt in Mercedes-Benz (WKN: 710000) investieren, bist aber nicht sicher wann. Die Antwort? Lege mehrmals an!

Damit betreibst du sogenanntes Cost-Averaging. Das heißt, du kaufst Aktien über einen gewissen Zeitraum hindurch für immer die gleiche Summe, unabhängig von der Kursentwicklung. Beispielsweise kaufst du drei Monate lang monatlich für 200 Euro Aktien von Mercedes-Benz, ganz egal wo der Kurs sich befindet. Das Schöne an diesem System ist, dass du automatisch mehr Aktien kaufst, wenn die Kurse fallen und weniger, wenn sie steigen.

“In Dritteln kaufen” ist ein weiterer Weg, die Kosten für eine Investition zu mitteln. Teile einfach den Betrag, den du investieren willst, in drei gleiche Teile und suche dir drei verschiedene Zeitpunkte für die Investition aus. Wenn du langfristig investierst, machen ein paar Monate mehr oder weniger wirklich keinen großen Unterschied!

Bleib stark, denk langfristig!

Für uns Aktiensegler bemisst sich der Investitionserfolg nicht in Minuten, Monaten oder einem oder zwei Jahren. Wir suchen uns unsere Investitionen aufgrund ihres langfristigen Potenzials heraus. Widerstehe also dem Drang, ständig handeln zu müssen. Triff deine Entscheidungen mit kühlem Kopf, nachdem du neue Informationen verdaut hast. Oft ist die beste Handlung keine Handlung.

Maßnahme: Lenke dich mit etwas Nützlichem ab! Wenn du von deinen Investitionen besessen bist, nutze deine Zeit sinnvoll und überprüfe deine Investitionsphilosophie und deinen Investitionsprozess. Nimm dir beispielsweise eine Investition, die dich nicht schlafen lässt. Schreibe auf, warum du sie überhaupt getätigt hast. Frage dich: Hat sich daran irgendetwas grundsätzlich geändert? Diese Übung unterstreicht, dass kurzfristige Kursschwankungen am Aktienmarkt wenig Bedeutung für langfristige Geldanlagen und Vermögensaufbau haben.

Wenn du noch keine Watchlist hast, erstelle dir eine! Damit kannst du Unternehmen im Auge behalten, die dein Interesse geweckt haben. In Schritt 6 zeigen wir dir, woran du gute Unternehmen erkennst. Füge die Liste einem Portfolio-Tracker hinzu, sodass alle Unternehmensnachrichten an einer Stelle zusammenlaufen.