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Siemens-Aktie: Vor den 2022er-Zahlen noch kaufen oder besser abwarten?

Siemens Logo
Quelle: Siemens.com/presse

In wenigen Tagen wird Siemens (WKN: 723610) darüber berichten, wie das jüngste Quartal gelaufen ist, mit welchem Erfolg sie das Geschäftsjahr 2021/2022 abgeschlossen hat und was es vom neuen Geschäftsjahr erwartet. Gut möglich, dass die Aktie stark darauf reagieren wird. Vielleicht wäre es eine gute Idee, sich bereits im Vorfeld zu positionieren.

Was jetzt für die Siemens-Aktie spricht

Die Siemens-Aktie hat seit Jahresbeginn mehr als ein Viertel verloren. Zwischendurch waren es sogar rund 40 % minus. Zuletzt versuchte sich der Kurs wieder an einem Aufwärtstrend. Gestützt wird dieser durch den starken US-Dollar bzw. den schwachen Euro. Und das gleich aus zwei Gründen.

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Zum einen hilft es beim Export aus dem wichtigen Heimatmarkt heraus. Die Preise können in Dollar etwas reduziert werden, um sich gegenüber Wettbewerbern zu behaupten – und die Margen können in Euro gerechnet dennoch höher ausfallen. Das ist das operative Argument.

Zum anderen gibt es ein börsentechnisches Argument: Für US-Investoren sind Aktien aus Euroland nun außergewöhnlich günstig. Und wenn es darum geht, starke Marken aus dem alten Kontinent in sein Depot zu lotsen, dann gehört Siemens sicherlich zur ersten Wahl. Zumal sich in den USA immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, dass Siemens nach seiner Transformation ein viel interessanteres Unternehmen geworden ist.

Noch vor zehn Jahren war Siemens ein schwerfälliges Konglomerat, das vor allem als Maschinen- und Anlagenbauer wahrgenommen wurde. Zumal der Konzern in den Vorjahren praktisch sämtliche Konsumenten-Geschäfte verkauft hatte. Handys, Waschmaschinen, Fernseher, Hörgeräte und Speichermodule: alles längst weg.

Doch Schritt für Schritt hat sich Siemens zu einer Digitalmacht hochgearbeitet. Bei Themen wie dem Digitalen Zwilling, der Industrial Cloud, und der Low-Code-Entwicklung ist das Unternehmen heute weltweit führend. Seine industriellen Geschäftsbereiche rund um Krankenhaus-, Automatisierungs-, Verkehrs- und Gebäudetechnik nutzt Siemens verstärkt als vielfältige Anwendungsfelder für sein digitales Kerngeschäft.

Wenn das Management am 17. November aufzeigen kann, dass die Xcelerator-Strategie Fahrt aufnimmt, dann könnte bei der Siemens-Aktie eine Neubewertung anstehen. Xcelerator ist nicht nur ein aufeinander abgestimmtes Software-Portfolio, sondern auch ein wachsendes Partner-Ökosystem samt Marketplaces. Xcelerator will aus der Cloud heraus die Entwicklung von übergreifenden, skalierbaren und datengetriebenen Lösungen erleichtern.

Warum man vielleicht trotzdem abwarten sollte

Leider ist Siemens auch immer wieder für negative Überraschungen gut. Zwischenzeitlich sah es so aus, als ob der Konzern alle offenen Baustellen abgearbeitet hätte. Zahlreiche margenschwache Bereiche wurden verkauft, abgespalten oder zurechtgestutzt. Aber die Probleme bleiben.

So hätte zum Beispiel die indirekte Beteiligung Siemens Gamesa (WKN: A0B5Z8) angesichts der explodierenden Nachfrage nach erneuerbarer Energie längst eine gewaltige Erfolgsgeschichte werden müssen. Stattdessen schleppt sich das spanisch-deutsche Unternehmen von einer Krise zur nächsten, weil es seine Kosten nicht in den Griff bekommt. Für Siemens hatte es in diesem Jahr eine milliardenschwere Abschreibung zur Folge.

Daneben ist absehbar, dass der kurzfristige Ausblick für das hoffnungsvolle Digitalgeschäft eher mau ausfällt. Viele Softwareunternehmen berichten aktuell von zurückhaltender Kundschaft und schwierigen Marktbedingungen. Es wäre überraschend, wenn es bei Siemens anders wäre.

Zwar wird Siemens stark steigende Umsätze präsentieren – befragte Analysten erwarten für das abgelaufene Quartal eine Steigerung von 16,4 auf 18,2 Mrd. Euro im industriellen Geschäft. Aber vieles davon ist von Währungseffekten, Zukäufen und allgemein steigenden Preisen getrieben.

Ich kaufe jetzt nicht

Siemens ist zweifellos stark aufgestellt und die rund 10 Mrd. Gewinn, die die vier Hauptsegmente in diesem Jahr erwirtschaftet haben, sind beeindruckend. Stellt man diesen Gewinn der Marktkapitalisierung von 97 Mrd. Euro (4. Nov.) gegenüber, dann kommt man auf einen optisch sehr attraktiven Multiplikator von unter 10.

Nach Abschreibungen und diversen konzernbezogenen Finanzposten bleiben jedoch unterm Strich mal wieder nur 6,7 Mrd. Euro Gewinn vor Steuern beziehungsweise 3,6 Mrd. Euro nach Steuern und Abzug der Minderheitsanteile, soweit die Schätzungen einigermaßen zutreffen. Und das, obwohl der Finanzierungsarm sehr profitabel ist und sogar das Portfolio der mittelständischen Geschäftsbereiche zum Gewinn beigetragen hat.

Siemens geht also mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 20 in die Rezession. Ich fürchte, dass der Markt im Moment keinen Kopf für langfristige Visionen hat. Mit seiner Begeisterung für die langfristigen Potenziale des industriellen Metaversums wird CEO Roland Busch meiner Einschätzung nach zunächst auf taube Ohren stoßen. Was jetzt zählt, ist der kurzfristigen Ausblick, und da erwarte ich wenig Erbauliches.

Von daher würde ich entspannt die Zahlenvorlage am 17. November abwarten und zusehen, wie sich der Staub legt. Erst dann würde ich ein Investment in Betracht ziehen, soweit bei der Digitalstrategie alle Ampeln auf Grün bleiben.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien. 



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