Thyssenkrupp-Aktie: Wie weit kann sie noch fallen?
Angesichts des aktuellen Kursniveaus der Thyssenkrupp (WKN: 750000)-Aktie stellen sich viele Anleger die Frage: Wie weit kann sie eigentlich noch sinken? Peter Lynch würde wahrscheinlich entgegnen: „Auch eine Aktie, die bereits viel verloren hat, kann noch tiefer fallen.“
Thyssenkrupp-Gewinn bedroht
Entscheidend ist die weitere Ergebnisentwicklung und ob in absehbarer Zeit eine Verbesserung eintritt. Muss Thyssenkrupp beispielsweise in einer Krise hohe Verluste verbuchen, korrigiert der Aktienkurs meist noch viel stärker. In diesen Phasen finden sich wenig Käufer, sodass der Kurs erst bei einer erkennbaren Lageverbesserung dreht.
Doch aktuell sieht alles eher nach einer Krise aus, was keine guten Nachrichten für Thyssenkrupp sind. Schätzungen gehen bei einer Gasmangellage 2023 von einem Wirtschaftseinbruch um bis zu 7,9 % aus. Im dritten und vierten Quartal 2022 rechnen die Forschungsinstitute mit einem BIP-Rückgang um 0,2 beziehungsweise 0,4 %. Unter aktuellen Annahmen schrumpft die Wirtschaft 2023 um 0,4 %. Erst 2024 könnte sie sich wieder leicht um 1,9 % erholen.
Hohe Kosten und sinkende Nachfrage
Dafür verantwortlich ist derzeit hauptsächlich ein Erdgasmangel und Deutschlands hohe Abhängigkeit von dem Rohstoff. Er verteuert nicht nur das Heizen, sondern auch sehr viele Produkte, Dienstleistungen und den Strompreis.
Thyssenkrupp leidet unter den hohen Material-, Energie- und Logistikkosten, die der Konzern nur schwer an seine Kunden weitergeben kann. Sie führen unweigerlich zu sinkenden Gewinnen, wenn nicht sogar Verlusten.
Auf der anderen Seite ist Thyssenkrupp auf das Wohlergehen seiner Kunden im Automobil- und Industriebereich angewiesen. Doch sie können sich der Krise ebenfalls nicht entziehen. Eine sinkende Nachfrage könnte bei Thyssenkrupp so zu weniger Umsatz führen.
Der Stahlkonzern muss sein Geschäft darüber hinaus zukünftig CO2-neutral gestalten, was zu hohen Investitionskosten führt.
Thyssenkrupp steht ein schwieriges Jahr bevor
Wie weit Thyssenkrupp-Aktien fallen können, zeigen vergangene Krisen. 2008 brachen sie um mehr als 73 % und 2000 bis 2003 um 79,4 % ein. Im aktuellen Crash sind es bisher 60,9 % (29.09.2022), weshalb auch noch tiefere Kurse möglich sind.
JP Morgan (WKN: 850628) rechnet in den nächsten drei bis vier Quartalen mit einem Margenrückgang auf den Tiefststand während der Pandemie im Jahr 2020. Somit könnte Thyssenkrupp noch ein schweres Jahr bevorstehen.
Bisher kein gutes Investment
In der Rückschau hatten Anleger mit Thyssenkrupp-Aktien bisher wenig Freude. So liegt der Kurs heute immer noch unter dem Niveau von 1988. Hinzu kommt, dass der Konzern seine Dividende in den Krisenjahren meist zusammenstrich und sie langfristig sogar gefallen ist.
Nach 2018 wurde die Dividende ganz ausgesetzt. Grund sind zu viele Negativjahre. Im Zeitraum 2017 bis 2021 erwirtschaftete Thyssenkrupp kein positives Ergebnis und in den vergangenen zehn Jahren kumulieren sich die Verluste bereits auf 11,7 Mrd. Euro.
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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.