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Warum Uniper leidet und RWE triumphiert

Energieübertragungnetz
Foto: Getty Images

Komplexe Marktbedingungen mit ungewöhnlich stark schwankenden Energiepreisen machen dem europäischen Energiesektor zu schaffen. Doch die Unterschiede bei einzelnen Marktteilnehmern sind riesig. Während Uniper (WKN: UNSE01) gerettet werden muss, schreibt RWE (WKN: 703712) weiterhin Milliardengewinne. Warum eigentlich?

Das fehlende russische Erdgas und die explodierenden Preise erklären nicht alles

Uniper ist in höchster Not. Kreditlinien sind ausgeschöpft und das Eigenkapital droht tief in den negativen Bereich abzurutschen. Gut, dass die finnische Mutter und der Staat ein Rettungspaket geschnürt haben, um den zentralen Erdgaskonzern zu stabilisieren.

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Auf den ersten Blick würde man denken, dass die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland an allem schuld sind. Uniper hat sich darauf verlassen, wie vereinbart günstige Gasmengen per Pipeline beziehen zu können. Entsprechend wurden auch die Preise für Großkunden verlässlich gestaltet.

Jetzt, wo Uniper diese Verträge erfüllen muss, aber das Gas auf dem freien Markt um ein Vielfaches teurer ist, hat Uniper ein großes Problem. Aber das ist nur ein Teil der ganzen Geschichte.

Was wirklich hinter dem Desaster bei Uniper steckt

Schon zum Jahreswechsel 2021/2022 stiegen die Erdgaspreise ungewöhnlich stark. Damals musste sich Uniper eilig Kreditzusagen im Umfang von 10 Mrd. Euro besorgen. Der Grund dafür waren Absicherungsgeschäfte an den Terminmärkten, für die Uniper höhere Sicherheiten hinterlegen musste.

Damals konnte das Uniper-Management aber noch beschwichtigen. Den höheren Verlustrisiken an den Terminmärkten stünden steigende Barmittelzuflüsse aus dem operativen Geschäft gegenüber. Schließlich könne der Kraftwerkspark auf diese Weise höhere Erträge generieren. Das gleiche sich weitgehend aus.

Dieses Mal ist die Situation allerdings anders: Uniper hat nämlich seine Geldströme nicht völlig symmetrisch abgesichert. Seine Aktivitäten in der Nordic-Region sicherte der Konzern im großen Stil am deutschen Markt ab. Erfahrungsgemäß entwickelten sich die Preise parallel, sodass die Verantwortlichen sich offenbar keine größeren Sorgen machten.

Aber das wäre besser gewesen. Denn in der Nordic-Region sind die Preise viel weniger in die Höhe geschossen als in Deutschland. Die Zusatzerträge können somit die Terminmarktverluste nicht wie erhofft auffangen. Zusammen mit den Hebeleffekten der eingesetzten Finanzderivate ergibt sich ein verheerendes Bild.

Die Bilanzsumme blähte sich vor allem deswegen von 128 Mrd. Euro Ende 2021 auf 209 Mrd. Euro im Juni auf. Das operative Ergebnis im ersten Halbjahr wurde wegen schiefgelaufener „Absicherungsgeschäfte“ um über 14 Mrd. Euro belastet. Bis Ende 2023 sind noch 2,6 Terawattstunden der Nordic-Region in Deutschland abgesichert. Erst wenn das abgearbeitet ist, rechnet das Management wieder mit Gewinnen.

Darum steht RWE ungleich besser da als Uniper

Auch RWE ist ein großer Spieler an den Terminmärkten. Und als die Preise zum Jahreswechsel stark schwankten, benötigte auch dieser Konzern einen um mehrere Milliarden Euro vergrößerten Finanzierungsspielraum.

Es ist auch nicht so, dass RWE völlig unbeschadet davongekommen ist. Weil Verträge über den Bezug russischer Steinkohle nicht erfüllt wurden, entstand ein Schaden von 748 Mio. Euro. Außerdem liefen Kosten im Zusammenhang mit Erdgas-Absicherungsgeschäften auf. Seither sind die Risiken dank der symmetrischen Absicherung in diesem Bereich auf null. Im Bereich Kohle und Kernenergie sieht es ähnlich aus.

Letztlich konnte RWE sogar einen deutlichen vorläufigen Gewinn mit Finanzderivaten erzielen, weil diese schneller aufwerteten als die Kosten der zugrunde liegenden Geschäfte.

Am wichtigsten ist aber wohl, dass RWE über umfassende Kapazitäten an erneuerbaren Energien verfügt. Diese benötigen keine Brennstoffe und sind nun Gold wert. In Summe konnte RWE sogar seinen finanziellen Ausblick anheben und großzügig auf Ansprüche aus der Gasumlage verzichten.

Auf das Risikomanagement kommt es an

Terminmärkte sind tückisch und RWE kann anscheinend besser damit umgehen als Uniper. Wir für unseren Teil sollten künftig einen strengeren Blick auf Bilanzpositionen werfen, die mit Finanzderivaten zu tun haben. Dort kann sich entscheiden, ob wir mit unseren Investments arm oder reich werden.

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Ralf Anders besitzt keine der genannten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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