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Deep Dive: Was der neue Wasserstoff-Mega-Deal für die Nel-Aktie bedeutet

Aufschrift H2 auf einem Wasserstoff-Tank
Foto: Getty Images

Am 18. Juli 2022 explodierte die Nel-Aktie (WKN: A0B733) förmlich um 12,60 %, nachdem das norwegische Wasserstoffunternehmen verkündet hatte, einen Rekordauftrag an Land gezogen zu haben. Auch am Folgetag setzte sich der Anstieg des Nel-Aktienkurses zur Mittagszeit mit einem Plus von 8,47 % fort.

Die Euphorie über den Großauftrag ist verständlich. Aber was bedeutet dieser Wasserstoff-Mega-Deal konkret für die Nel-Aktie?

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Nel-Aktie: Die Produktionskosten fallen

Grüner Wasserstoff, der mittels Wasserelektrolyse durch Ökostrom produziert wird, stellt bislang nur eine Randnotiz in der weltweiten Wasserstoffproduktion dar. Ein Hindernis sind die hohen Kosten. Doch wie so oft fallen die Kosten, wenn die Technologie reift und die Größenordnungen wachsen. Es hat sich nun gezeigt: Bei den Elektrolyseuren der Nel-Aktie ist es nicht anders.

Der neue Wasserstoff-Großauftrag der Nel-Aktie mit einem nicht näher genannten US-Kunden gibt uns einen neuen Datenpunkt. Demnach dürfte der Verkaufspreis der insgesamt 200 Megawatt starken alkalischen Elektrolyseure bei etwas über 225 Euro je Kilowatt liegen. Noch vor gut zwei Jahren, als Nel einen Auftrag der Elektro-Truck-Firma Nikola an Land gezogen hatte, lag der Preis bei 353 US-Dollar je Kilowatt Elektrolyseurleistung.

Nun geht der Verkaufspreis natürlich nicht immer Hand in Hand mit den Produktionskosten. Doch das prall gefüllte Auftragsbuch der Nel-Aktie und die allgemeine Aufbruchstimmung beim grünen Wasserstoff sprechen nicht unbedingt dafür, dass die Norweger aus einer Position der Schwäche heraus die Preise gesenkt haben. Wir dürfen also davon ausgehen, dass Nel in einer Phase hoher Inflation seine Produktionskosten dramatisch gesenkt hat.

Die Wette auf die „Wasserstoff-Gigafactory“ in Herøya scheint sich ausgezahlt zu haben. Und Nel ist noch lang nicht am Ende: Bis 2025 möchte das Unternehmen die Kosten für Elektrolyseursysteme um drei Viertel senken.

Was ist los in Herøya?

Ebenjene Wasserstoff-Gigafactory produziert seit einigen Monaten fleißig alkalische Elektrolyseure. Die aktuelle Nennkapazität liegt bei 500 Megawatt im Jahr. Die entscheidende Frage für Investoren der Nel-Aktie ist: Wie schnell kann das Unternehmen in Herøya die Vollauslastung erreichen?

Das Timing des Auftrags könnte uns etwas darüber verraten, wie der Produktionshochlauf vonstatten geht. Laut der Pressemitteilung sollen die ersten Elektrolyseure für diesen Auftrag im Februar 2023 geliefert werden. Bis dahin dürfte die Produktion also schon „ausgebucht“ sein.

Vermutlich entfällt ein wesentlicher Teil des 97 Mio. Euro dicken Auftragsbuchs der Elektrolyseursparte auf die Wasserstoff-Gigafactory. Ich schätze, dass Elektrolyseure mit einer Gesamtleistung von 200 Megawatt die Produktionslinie in Herøya verlassen könnten, bevor Nel mit der Abarbeitung des neuen Auftrags beginnt.

Das signalisiert, dass die Norweger irgendwann im Jahr 2023 die Nennkapazität der Fabrik erreichen könnten. Gute Nachrichten für Investoren der Nel-Aktie, die gerne Wachstum von ihrem Unternehmen sehen wollen.

Wie steht Nel im Wettbewerb da?

In der Pressemitteilung wird ein Nel-Vertriebler zitiert, der Kunde habe sich „auf Basis der ausgereiften Technologie und der bewährten Erfahrung mit Elektrolyseuranlagen“ für das norwegische Unternehmen entschieden.

Der implizite Vertrauensausspruch des US-Kunden ist wichtiger für die Nel-Aktie, als es zunächst scheint. Denn etablierte Industriekonzerne in Europa streben zunehmend in die Wasserstoffbranche. Auch in China erwachen mögliche Wettbewerber, die vor allem über den Preis kommen dürften. Nels First-Mover-Vorteil könnte zum Wettbewerbsvorteil heranwachsen, wenn sich die Norweger klug anstellen.

Wer die Nel-Aktie jetzt schon abschreibt, weil er eine Konsolidierung beim Wasserstoff erwartet, ist vielleicht zu früh dran. Die Nachfrage ist so hoch, dass sich eine Situation einstellen könnte, wie wir sie derzeit von Batteriemetallen kennen: Jeder produzierte Elektrolyseur wird den Herstellern sofort aus den Händen gerissen. In so einem Umfeld macht derjenige den höchsten Gewinn, der am meisten herstellen kann und die niedrigsten Produktionskosten hat – beides große Fokusthemen bei Nel.

Die fast 3 Gigawatt dicke Pipeline an möglichen zukünftigen Aufträgen könnte jetzt schon zeigen, wo die Reise für die Nel-Aktie bald hingeht.

Nel-Aktie: So könnten die Finanzen aussehen

Es fällt schwer, die finanziellen Auswirkungen dieses Vertrags zu modellieren. Das Unternehmen selbst sagt, der Mega-Deal werde „substanzielle positive Auswirkungen“ auf die Unternehmensfinanzen haben. Aber was könnte das konkret für die Nel-Aktie bedeuten?

Im ersten Quartal 2022 erzielte Nels Elektrolyseursparte Umsätze von 159 Mio. Norwegischen Kronen, denen operative Ausgaben von 240 Mio. Norwegischen Kronen gegenüberstanden. Wir wissen gegenwärtig nicht, welcher Teil der Kosten fix und welcher Teil variabel ist. Die nächsten Quartalsberichte sollten diesbezüglich Hinweise liefern. Doch fest steht, dass die Massenproduktion in Herøya der Nel-Aktie dabei helfen sollte, die operative Marge spürbar zu verbessern.

Sobald wir die Finanzen der Wasserstoff-Gigafactory besser abschätzen können, sollten wir auch in der Lage sein, uns ein besseres Bild über das Potenzial dieses Auftrags und ähnlicher Aufträge für die Nel-Aktie zu machen. Daher werde ich mich heute noch mit einer Aussage zum fairen Aktienkurs zurückhalten.

Doch was man schon einmal festhalten kann, ist: Dieser Wasserstoff-Deal ist in vielerlei Hinsicht eine gute Nachricht!

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Christoph Gössel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Nel ASA.



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